Der von der Europäischen Vereinigung der Archäologen (EAA) ausgelobte „Preis des europäischen archäologischen Erbes” (European Archaeological Heritage Prize) geht in diesem Jahr an den Kulturmäzen und Bürgerrechtler Osman Kavala. Der Verein würdigt mit diesem Preis den unermüdlichen Einsatz Kavalas für die Erforschung, den Schutz und Erhalt der kulturellen Vielfalt der Türkei.
Der 1957 in Paris geborene Unternehmer fördert mit seiner Stiftung Anadolu Kültür insbesondere Projekte von ethnischen und religiösen Minderheiten, oftmals mit internationaler Ausrichtung. Zu seinen Anliegen gehören auch die Aussöhnung zwischen der türkischen und der armenischen Bevölkerung und eine friedliche Lösung der kurdischen Frage.
„Trotz des Fehlens diplomatischer Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien und vor dem Hintergrund der mangelnden politischen Sensibilität ermöglichte die engagierte Diplomatie von Osman Kavala, dass türkische und armenische Experten und Wissenschaftler zusammenarbeiten, um einige der wichtigsten mittelalterlichen Denkmäler der armenischen Kultur in der Türkei zu schützen und zu bewahren. Diese Zusammenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil für die Eintragung der historischen Stadt Ani in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes”, heißt es in der Mitteilung der EAA.
Den Preis der Archäologenvereinigung gibt es seit 1999. Er wird jährlich an Einzelpersonen, Institutionen oder lokale und regionale Regierungen für herausragende Beiträge zur Erhaltung und Präsentation des europäischen Erbes verliehen.
Persönlich entgegennehmen wird Osman Kavala den Preis allerdings nicht: Seit knapp zwei Jahren sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Silivri in Untersuchungshaft. Im Oktober 2017 war er nach seiner Rückkehr von einem Projekttreffen des Goethe-Instituts in Dîlok (Antep) am Istanbuler Flughafen festgenommen worden. Die Anklage wirft ihm und 15 weiteren Vertreter*innen der Zivilgesellschaft unter anderem „einen Versuch zum Sturz der Regierung“ im Zusammenhang mit den Gezi-Protesten von 2013 vor. Kavala wird zudem beschuldigt, die Proteste mit ausländischer Hilfe finanziert zu haben. Allen Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe.