Der Abend wurde mit einer Schweigeminute in Gedenken an die Opfer des Erdbebens eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt ein Aktivist des Verbands der Studierenden aus Kurdistan (YXK). Nach einer Begrüßung der Teilnehmenden und der Gäste der Ortsgruppen von „StudentsDefendKurdistan“, der Initiative Demokratischer Konföderalismus (IDK) und der Jugendkommune wurde auf die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen des Erdbebens aufmerksam gemacht. Während einerseits ein außerordentliches Versagen des profitorientierten und zentralistischen Staatswesens stattfinde, gehe andererseits der Genozid an den Kurd:innen, Alevit:innen und anderen diskriminierten Bevölkerungsgruppen weiter. Der Aktivist stellt fest: „Mit jeder Hilfe, die verweigert oder unterdrückt wird, wird die Menschlichkeit ein kleines Stück mehr sterben.“ Unter diesen Bedingungen sei es wichtig, dass Kurd:innen und ihre Freund:innen zusammenkommen, sich die Hände reichen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Einzig Solidarität und Menschlichkeit könnten das grausame und ignorante Machtkalkül des Staates überwinden.
Über die unmittelbare Erdbebenhilfe hinaus sei es aber auch wichtig, dass Studierende nachhaltige und langfristige Perspektiven entwickeln. Heute mehr denn je sei die Verantwortung der Studierenden in den verschiedensten Gebieten gefragt. Insbesondere für eine kolonialisierte Bevölkerungsgruppe wie die Kurd:innen seien Kultur und Sprache einer der wichtigsten Bereiche, an denen sich alle Studierenden und Jugendlichen beteiligen müssten. Deshalb, so wurde betont, sei es wichtig, die Chance zu nutzen, an der Universität Frankfurt kostenlos die eigene Muttersprache zu lernen.
Nach dem Essen leitete der Lehrer des Kurmancî-Kurses den kulturellen Teil des Abends ein. Die Teilnehmer:innen trugen selbstständig verschiedene Stücke vor, mal mit, mal ohne instrumentelle Begleitung. Unter anderem wurden Lieder und Gedichte von Melayê Cizîrî, Cegerxwîn und Atakan Mahir vorgetragen, um der gegenwärtigen Trauer Ausdruck zu verleihen und Kraft aus der eigenen Musik und Literatur zu ziehen.
Am Ende des Abends wurden die von StudentsDefendKuridstan seit einer Woche gesammelten Spenden und die Einnahmen des Kultur- und Gedenkabends an die kurdische Hilfsorganisation Heyva Sor a Kurdistanê e.V. übergeben. Die Ehrenamtlichen zeigten sich erfreut über die Spenden und ermutigten die Studierenden zum Weitermachen, da in diesen schwierigen Zeiten jede Hilfe zählt und noch viel Arbeit bevorsteht.