Am Donnerstag hat in der nordkurdischen Provinz Dersim das 19. Kultur- und Naturfestival Munzur begonnen. Zahlreiche Musik- und Theaterveranstaltungen, Ausstellungen, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen verwandeln das Munzurtal nach einem zweijährigen Veranstaltungsverbot wieder in ein vielfältiges Open-Air-Ereignis, dass bis zu 50.000 Besucher*innen erwartet.
Eine im Rahmen des Festivalprogramms angekündigte Dokumentation über die Samstagsmütter, die vor 24 Jahren zum ersten Mal in Istanbul auf die Straße gegangen sind, um gegen die staatliche Praxis des „Verschwindenlassens“ nach der Festnahme zu protestieren, darf nicht gezeigt werden. Der türkische Gouverneur der Provinz hat die Vorführung des Films „zum Schutz der allgemeinen Moral“ verboten. Auch ein Workshop von LGBTI-Aktivist*innen ist mit dem Verweis, „zum Schutz der allgemeinen Gesundheit und Moral sowie der Rechte und Freiheiten anderer“ verboten worden.
Gay-Pride-Paraden bereits verboten
In diesem Jahr waren in Istanbul und anderen Städten der Türkei bereits die Gay-Pride-Paraden verboten worden. Die Behörden hatten auf Sicherheitsbedenken verwiesen, da es Anzeichen gegeben hätte, dass „Personen oder Gruppen, die für Terrororganisationen arbeiten, die Menge infiltrieren wollen“. Der Regierung nach planten diese Sprechchöre und das Zeigen von Flaggen für illegale Terrororganisationen sowie Angriffe auf Polizisten und könnten „Sicherheitskräfte und öffentliche Institutionen sowie Autos mit Steinen, Baseballschlägern, Molotowcocktails und IEDs angreifen und ‚Terrorverbrechen‘ durchführen“ wollen. In vielen Städten gingen Tausende Aktivist*innen trotz des Verbots für die Rechte der LGBTI-Community auf die Straße. Die Polizei löste die Versammlungen mit Tränengas auf.