Dersim-Festival in Frankfurt

Das 14. Dersim-Kulturfestival hat bei gutem Wetter und mit großer Beteiligung im Rebstockpark in Frankfurt stattgefunden. Nicht dabei war die Ko-Bürgermeisterin Birsen Orhan aus Dersim, die DEM-Politikerin bekam kein Visum.

Für die Kultur und Natur von Dersim

Im Rebstockpark in Frankfurt am Main hat am Samstag das 14. Dersim-Kulturfestival stattgefunden. Die von der Demokratischen Alevitischen Föderation (FEDA), der europäischen Dersim-Vereinigung ADEF und dem Aufbaukongress Dersim (DIK) organisierte Veranstaltung begann mit einer von Hülya Yer moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Frauen und Ökologie in Dersim“.


Die Referentin Elif Akgül Ateş ging in ihrem auf Kirmanckî gehaltenen Beitrag auf den Feminizid ein, der im Zusammenhang mit dem Völkermord von 1937/1938 in Dersim stattgefunden hat. Die Aktivistin Hatice Tosun sagte in ihrem Beitrag, neben der physischen Vernichtung habe es auch ein „weißes Massaker“ gegeben: „Uns wurde unsere Sprache und Kultur genommen. Wir haben unsere Kinder ausgeliefert und große Assimilation erlebt. Diese Assimilation geht heute noch in grausamer Form weiter.“

Die Ökologieexpertin Leyla Binici sagte, dass die Massaker in der Geschichte Dersims von der Vernichtung der Kultur und Natur begleitet wurde: „Der Respekt vor der Natur und allen Lebewesen ist ein traditioneller Grundsatz der Menschen in Dersim. In der Kultur von Dersim gibt es Gleichheit und Gerechtigkeit. Selbst wenn du einen Baum fällst, bittest du vorher um sein Einverständnis. Wenn du dich morgens der Sonne zuwendest, werden alle Lebewesen in das Gebet eingeschlossen. Mit der Entwicklung des kapitalistischen Systems ist das ökologische Gleichgewicht zerstört worden, die Weltwirtschaft liegt in den Händen einer kleinen Minderheit. Dagegen müssen wir sofort Maßnahmen treffen. Uns bleibt nur noch sehr wenig Zeit, wenn wir jetzt nicht handeln, wird unsere Welt vernichtet werden.“


Wie die Veranstalter:innen mitteilten und kritisierten, konnte die zum Festival eingeladene Ko-Bürgermeisterin von Dersim, Birsen Orhan von der DEM-Partei, nicht kommen, weil ihr kein Visum erteilt wurde. Unter den Gästen waren die DEM-Abgeordnete Ayten Kordu aus Dersim und die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Die Linke) aus Mannheim. Ayten Kordu warnte in einer Rede vor einer gezielten Veränderung der demokratischen und sozialen Struktur Dersims durch den türkischen Staat, Gökay Akbulut betonte die Bedeutung internationaler Solidarität.

Im Kulturprogramm traten unter anderem Burhan Karakaş, Gule Meyara, Veysel Aydın und eine Folkoregruppe auf.