Der Kurdistan Report für November/Dezember ist da

Soeben ist die November/Dezember-Ausgabe des Kurdistan Report mit vielen Analysen, Hintergrundberichten und Interviews zur Situation in und über Kurdistan hinaus erschienen.

Der Kurdistan Report bietet Interviews, Hintergrundberichte, Analysen und Kommentare rund um die Politik im Nahen Osten, die kurdische Befreiungsbewegung und den Kampf der demokratischen Bewegungen weltweit. Die November/Dezember-Ausgabe widmet sich besonders den drei Schwerpunkten der kapitalistischen Machtpolitik im Nahen Osten, der Praxis der Selbstverwaltung im Nordirak und Nord- und Ostsyrien und der Frauenbefreiung.

Die Entwicklungen im Nahen Osten vor dem Hintergrund der Kriegspolitik staatlicher Großmachtblöcke und deren Kampf gegen demokratische Kräfte behandeln folgende Artikel:

In einer aktuellen Bewertung analysiert Sükrü Demhat die krisenhafte Zuspitzung in der Großregion und identifiziert sie als Ausprägung einer globalen Krise der kapitalistischen Zivilisation. Die Stellvertreterkonflikte der Großmächte im Nahen und Mittleren Osten seien letztlich als Verteilungskämpfe des Krisenimperialismus zu betrachten. Der westliche Machtblock wolle seinen Einfluss in der Region verstärken und verbünde sich dazu mit reaktionären Kräften. Vor Ort kristallisiere sich die Konfrontation der zwei Machtblöcke um die Türkei und den Iran hinaus. Von allen Parteien umworben werde die PDK der Barzanîs, da sie die Logik des kapitalistischen Nationalstaats verkörpere. Demhat prognostiziert für die kommenden Jahre eine Verschärfung der kriegerischen Konflikte, aus denen letztendlich nur die demokratische Moderne eine gangbaren Ausweg biete.

Gülistan Kiliç Koçyiğit, HDP-Abgeordnete im türkischen Parlament, berichtet über die aktuelle Lage der Demokratischen Partei der Völker (HDP) vor dem Hintergrund des laufenden Verbotsverfahrens in der Türkei. Dieses Verbot betrachtet sie als Teil der Bewältigungsstrategie des AKP/MHP-Bündnisses, das sich so vor dem Machtverlust durch innenpolitische Krisen wehre. Auch die Haltung in der HDP und die möglichen Strategien bei einem Verbot skizziert Koçyiğit.

Die Situation in Rohijlat (Ostkurdistan) unter dem neuen iranischen Präsidenten Erahim Raisi analysiert Rezgar Rawshani. Auch hier spiele die Kollaboration der PDK des Barzanî-Clans aus Südkurdistan eine entscheidende Rolle bei der Unterdrückungspolitik des iranischen Zentralstaats gegen die kurdischsprachige Bevölkerung

Der zweite Schwerpunkt der Ausgabe beleuchtet die Praxis der demokratischen Selbstverwaltung in den befreiten Gebieten des Mittleren Ostens und lässt dazu politische Akteure vor Ort zu Wort kommen.

Baxtiyar Çelê, Mitglied des Volksrats von Mexmûr, berichtet über die aktuelle Situation in den selbstverwalteten Gebieten Mexmûr und Şengal, die als demokratische Modellgebiete Ziele von Angriffen der staatlichen Stellvertretermächte im Irak werden.

Die Praxis der Selbstverwaltung in Nord- und Ostsysrien schildert Salah Ibrahim, Berater des Selbstverwaltungsparlaments der Region Tabqa in einem Interview.

Die Selbstverwaltung der Gazî, der rund 5.000 Kriegsversehrten aus dem Kampf gegen den Islamischen Staat, beschreibt Botan Avaşîn, Ratsmitglied der „Gazî-Föderation Nord- und Ostsyrien“ in deren Zusammenschluss seit 2019 die Betroffenen die Arbeit ihrer Kommitees bündeln und ihre Belange gemeinsam organisieren.

Über die Institution der kommunalen Sicherheitskräfte HPC im Rahmen der konföderalistischen Verwaltungspraxis in Nordsyrien gibt Reşid Kobanê in einem Interview Auskunft.

Der dritte Schwerpunkt widmet sich der Rolle der Frauen und ihrer Selbstverteidigung im Konzept der demokratischen Moderne und der weltweiten Realität unter den Bedingungen des patriarchalen Kapitalismus.

Meral Çiçek vom kurdischen Frauenbüro REPAK untersucht hierzu den Begriff der „moralischen und politischen Gesellschaft“ in den Arbeiten Abdullah Öcalans zur demokratischen Gesellschaft und betont hierbei, dass die Frauenrevolution auf diesem Weg kein Nebenschauplatz ist, sondern der Kern der gesellschaftlichen Befreiung.

Von der politischen Praxis der Selbstorganisation der Frauen berichtet Çiçek in einem weiteren Artikel von der 2. Konferenz der Frauen aus dem Mittleren Osten und Nordafrika am 30. und 31. Juli 2021 in Beirut. Hier sei es auch darum gegangen, die mangelnden Erfolge der ersten Konferenz im Jahr 2013 zu analysieren, aus der keine dauerhafte Struktur entstanden sei, um das gemeinsam geschaffene Verständnis und die identifizierten gemeinsamen Ziele dauerhaft zu tragen. Daher habe dieses Jahr das Bestreben bestanden, aus der Konferenz eine Allianz zu bilden, die dem Kampf der Frauen in der MENA-Region Ausdruck verleihen könne.

Aus der Region Europa beschreibt Ilona Sobota die Propaganda der reaktionär-klerikalen Kräfte um die polnische PiS-Partei gegen die Istanbul-Konvention, die Frontstellung, die sie gemeinsam mit anderen mittel- und osteuropäischen Staaten dagegen aufzubauen versucht und wie die polnische Frauenbewegung sich gegen diese patriarchalen Angriffe wehrt.

Neben diesen Schwerpunkten gibt es eine Reihe weiterer Artikel, Hintergrundberichte, Buchrezensionen und Interviews, wie etwa den Kommentar der „Initiative Geschichte und Widerstand“ über Erich Mühsam im Rahmen ihrer Reihe „Die Kommune – Im Kampf die neue Gesellschaft aufbauen“.

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