Avakino Filmkollektiv in Hamburg eröffnet

Das Filmkollektiv Avakino ist feierlich eingeweiht worden. Für gute Stimmung sorgten Grup Cemre, bANDiSTA und Fatih Akin.

Im Gängeviertel, einem Gebäudekomplex, der gegen die Gentrifizierung in der Hamburger Innenstadt von Kulturschaffenden erkämpft wurde, ist gestern Abend das Avakino Filmkollektiv offiziell eröffnet worden. Schon im Juli hatte die Gruppe mit ihrer Arbeit begonnen. Aus Hamburg und weit darüber hinaus kamen überraschend viele Gäste, um mit Avakino zu feiern.

„Als Kollektiv mit einem radikaldemokratischen Selbstverständnis auf der Suche nach Alternativen beginnen wir dieses Projekt. Wir verstehen uns als Teil einer neuen Art von Film- und Kulturproduktion, wie sie in Rojava und vielen anderen Teilen der Welt von unten aufgebaut wird, sowie als Brücke zu alternativen Projekten“, hieß es in der Einladung. Der Ansturm auf die Feier war gewaltig, offensichtlich fehlt es sonst an passenden Orten an denen Menschen zusammenkommen, um Kultur zu feiern.

Nach einem schönen Essen begrüßten Sofia Angeli und Nazmi Kirik die Gäste. „Das Gängeviertel, seit zehn Jahren einer der lebendigsten Orte der alternativen Kunst- und Kulturproduktion inmitten von Hamburgs teuerstem Pflaster, ist auch ein Ort des Widerstandes gegen ein homogenisiertes, neoliberales Stadtbild und wir freuen uns sehr, Teil des hier geschaffenen Freiraums zu sein“, erklärten sie.  Anschließend wurden verschiedene Grußworte, teilweise als Videobotschaft, vorgetragen. Darunter befand sich auch eine Botschaft  von der Filmkommune Rojava,  die unter anderem daran erinnerte, wie viele Filmschaffende ihr Leben im Kampf für die Freiheit Rojavas gegeben haben. Auch das Kunst- und Kulturkomitee Europa und das London Kurdish Film Festival entsendeten Grußbotschaften.

Im Anschluss begann das musikalische Programm mit Grup Cemre aus Hamburg und dem Musikkollektiv bANDiSTA aus Istanbul. Grup Cemre spielte antifaschistische und Internationalistische Lieder. bANDiSTA konnten nur mit drei ihrer sechs Mitglieder auftreten, weil den anderen Gruppenmitgliedern kein Visum erteilt wurde. Aber sie schafften es auch in kleiner Formation den Saal zum Tanzen zu bringen. Mit Akkordeon, Gitarre und Gesang  spielten sie einen sehr vielfältigen Sound, mit Songs wie „Benim Annem Cumartesi“ und internationalen revolutionären Liedern, die sie eigenwillig interpretieren, begeisterten sie. Als Überraschungsgast war der Hamburger Filmemacher Fatih Akin gekommen, um im Anschluss an das Konzert Soulmusik aufzulegen und ein schönes Zeichen der Solidarität zu setzen. 

Hamburg ist nun um eine wichtige Institution reicher. Filmschaffende aus Kurdistan kritisieren mit ihren Filmen überkommene Traditionen und die herrschenden Verhältnisse. Sie setzen sich mit den Themen wie Vertreibung, Flucht und den Kampf der Bevölkerung für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung auseinander und zeigen neue Möglichkeiten des Lebens auf. Die Filmkommune Rojava lebt vor, wie revolutionäre Filmkultur jenseits von Kommerz und Eitelkeiten aussieht. Hamburg folgt nun diesen Spuren. Mit der Eröffnung des Kurdischen Filmfestival Hamburg am 30. Oktober im Zeisekino mit dem Film „Sisters in Arms“ steht das nächste Zusammenkommen schon auf dem Programm.