In Berlin fand am Samstag die zweite Auflage des Kampfsport- und Solidaritätsevents THIRTYSIX FIGHTS im Kreuzberger Club SO36 statt. Mit der ersten Veranstaltung 2019, die unter dem Motto „United for Rojava“ umgesetzt wurde, konnten die Organisierenden 9.000 Euro für eine Prothesenwerkstatt in Qamişlo in Nordostsyrien sammeln. Die zweite Auflage war ursprünglich für April 2020 geplant, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun konnte das Event „United for Camp Mexmûr“ endlich nachgeholt werden. Der Tag war ein voller Erfolg.
Das SO36 war mit mehreren Hundert Menschen im Publikum, die für eine tolle Stimmung sorgten, komplett ausverkauft. Das Programm startete um 14:00 Uhr. Zunächst wurden die Gäste von einem Moderationsduo begrüßt und über den Hintergrund des Soliziels aufgeklärt. Alle Einnahmen der Veranstaltung gehen an den Gesundheitsrat des südkurdischen Geflüchtetenlagers Mexmûr im Nordirak.
Camp Mexmûr gilt als Versuchslabor der Revolution in Rojava
Camp Mexmûr wurde in den 1990er Jahren von Familien gegründet, die von der türkischen Armee aus ihren Dörfern in Nordkurdistan vertrieben wurden. Seitdem haben sich die Menschen dort kollektiv organisiert und das Konzept der basisdemokratischen Selbstverwaltung in die Tat umgesetzt. Damit wurde der Grundstein für die Revolution in Rojava gelegt, wo dieser solidarische Ansatz Jahre später in weitaus größerem Ausmaß umgesetzt wird. Trotzdem ist die humanitäre Lage in Mexmûr aufgrund permanenter Schikanen und eines Embargos der korrupten Autonomiebehörden im Nordirak, sowie direkter Attacken der türkischen Armee, brisant. Als heißes politisches Eisen wird das Camp von der internationalen Gemeinschaft aus Angst vor türkischen Sanktionen weitestgehend ignoriert. Mit der Veranstaltung in Berlin sollte dazu beigetragen werden, diese Ignoranz aufzubrechen und ganz konkrete finanzielle Hilfe für dringend benötigtes medizinisches Material zu leisten.
Redebeiträge zu Rojava-Revolution, Geschichte von Mexmûr und Krieg in Kurdistan
Um 14:30 startete der erste von insgesamt zehn Kämpfen in den Disziplinen Boxen, K1 und Muay Thai. Das Niveau der Kämpfe bewegte sich zwischen absoluten Neulingen, die ihren ersten Kampf im ausverkauften SO36 bestritten, bis zu erfahren Kämpfer:innen mit 40 Kämpfen Erfahrung. Zwischen den Kämpfen gab es mehrere Redebeiträge. Das kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit (Civaka Azad e.V.) berichtete über das zehnjährige Jubiläum der Revolution in Rojava, den Kampf der dortigen Bevölkerung gegen die türkischen Angriffe und die Bedeutung internationaler Solidarität. Die Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan stellte dem Publikum die Geschichte des Camp Mexmûr vor und erläuterte die aktuelle Situation und internationale Solidaritätsprojekte, die momentan in Mexmûr laufen.
Aftershow mit den DJs Blasfematic, Lenki Balboa und DJane the Bride
Zuletzt sprach eine Aktivistin der antimilitaristischen Kampagne „Rheinmetall Entwaffnen“ über die Verstrickungen westlicher Staaten, insbesondere Deutschlands, in den Krieg der Türkei gegen die kurdische Bevölkerung. Außerdem wurde eine Videobotschaft aus Mexmûr präsentiert, in der ein Mitglied des Gesundheitsrat dem Organisationsteam der Veranstaltung gutes Gelingen wünschte und sich für die Unterstützung bedankte.
Neben dem sportlichen und inhaltlichen Programm gab es eine Tombola, für die solidarische Läden und Einrichtungen etliche Preise gespendet hatten. Einer der Hauptpreise war ein Kunstwerk des Berliner Grafikdesigners und Comiczeichners Reinhard Kleist. Civaka Azad war mit einem eigenen Infotisch vertreten. Außerdem gab es einen Verkaufsstand der Initiative No Nations Truck, die einen Teil ihrer Einnahmen gespendet hat.
Das Programm endete um 19:15 Uhr. Nach einer kurzen Umbauphase wurden die Türen des SO36 erneut geöffnet, um den Tag auf der Aftershow Party mit den DJs Blasfematic, Lenki Balboa und DJane the Bride ausklingen zu lassen.
Wie viel Geld für den Gesundheitsrat in Camp Mexmûr am Ende zusammen gekommen ist, wollen die Macher:innen des Events verkünden, sobald die Endabrechnung vorliegt. Sie freuen sich aber auch weiterhin über jede finanzielle Unterstützung. Spenden können auf das Konto:
Name: Kurdistanhilfe e.V.
IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04
Stichwort: Medis für Mexmûr
Bei Angabe der Adresse auf der Überweisung erhalten Unterstützende am Ende des Jahres eine steuerlich absetzbare Spendenquittung.