Was zeigt uns die Versammlung der HPG-Kommandantur?
Die Annahme, dass die Guerilla kampfunfähig gemacht wurde, ist ein Irrtum. Das zeigen die jüngst stattgefundenen Versammlungen in den Bergen Kurdistans.
Die Annahme, dass die Guerilla kampfunfähig gemacht wurde, ist ein Irrtum. Das zeigen die jüngst stattgefundenen Versammlungen in den Bergen Kurdistans.
2021 ist sowohl in Kurdistan als auch im Mittleren Osten ein großer Krieg geführt worden. Der türkische Staat kannte keine Grenzen in seiner Barbarei. Das faschistische Erdogan-Regime hat die kurdische Befreiungsbewegung und das kurdische Volk mit überlegener Waffentechnologie angegriffen und ist dabei auf den eisernen Widerstand der Guerilla gestoßen. Die Annahme, dass die Guerilla kampfunfähig gemacht wurde, ist ein Irrtum. Das zeigen die jüngst stattgefundenen Versammlungen des Exekutivrats der PKK, der KCK und der Kommandoräte der YJA Star und HPG. Alle diese Versammlungen wurden mit einer ausreichenden Anzahl von Mitgliedern aus allen Gebieten durchgeführt. Sie beweisen, dass die Guerilla sogar gestärkt aus dem Krieg hervorgegangen ist.
Das faschistische Regime hat nach jeder Niederlage eine Propagandawelle in seinem Spezialkrieg losgetreten und immer wieder behauptet, hochrangige Personen aus der Kommandoebene der Guerilla in speziellen Operationen ausgeschaltet zu haben. Solche Meldungen wurden tagelang in den Medien ausgebreitet, um die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren und die eigenen Niederlagen zu vertuschen. Durch die jüngsten Versammlungen sind auch diese Spezialkriegslügen ins Leere gelaufen. Aus diesem Blickwinkel lassen sich stattgefundenen Entwicklungen am besten analysieren.
In den vier Teilen Kurdistans ist in den letzten sechs Jahren hinsichtlich der regionalen und globalen Balancen ein unkonventioneller Krieg von großem Ausmaß geführt worden. Der türkische Besatzerstaat hat diesen Krieg mit militärischer, politischer und ökonomischer Unterstützung der NATO geführt. Das ist in jeder Hinsicht und ganz konkret deutlich geworden. Auf dieser Grundlage lassen sich auch Umfang und Inhalt dieses Krieges besser begreifen. Der wesentliche Punkt ist natürlich die Dimension des geleisteten Widerstands und der Grad der Entschlossenheit, der dabei zum Vorschein gekommen ist. Ein Rückblick auf die letzten sechs Jahre zeigt, welche Fortschritte die Guerilla gemacht hat.
Der türkische Staat bedient innerhalb der NATO den Auslöser
Die kurdische Befreiungsbewegung hat in den ungefähr fünfzig Jahren ihrer Geschichte zunächst innerhalb eines Weltsystems mit zwei Polen gekämpft. Eigentlich sah sich jede Kraft dazu gezwungen, sich auf einen dieser global herrschenden Pole zu beziehen. Auf der einen Seite stand der von den USA angeführte kapitalistische Weltblock, auf der anderen Seite der auf dem Realsozialismus basierende Block mit den Sowjets an der Spitze. Die kurdische Befreiungsbewegung hat jedoch seit ihrer Entstehung dafür gesorgt, dass die Völker unabhängig von diesen Blöcken für ihre eigene Freiheit kämpfen können. Inzwischen besteht die Welt nicht mehr aus zwei Polen, es habe sich verschiedene Machtzentren gebildet. Alle diese Mächte setzen auf Expansionismus und die Unterdrückung des Kampfes der Völker. Eigentlich handelt es sich bei allen um verschiedene Varianten der kapitalistischen Ideologie. Um zwischen diesen Mächten nicht unterzugehen, sind Staaten wie die Türkei zu jedem Schmutz bereit. Für ihre eigenen Interessen bekämpft die türkische Staatsführung die Völker Kurdistans und wird von allen Mächten darin unterstützt, den Kampf des kurdischen Volkes zu zerschlagen.
Wir leben bekanntlich im Zeitalter der Wissenschaft und Technik. Die wesentlichen Argumente in den Kriegen der globalen Mächte um hegemoniale Vorherrschaft sind die technischen Fortschritte, die sich in der Waffentechnologie abzeichnen. Über multinationale Konzerne besteht im steigenden Umfang ein Produktions- und Handelsnetz für moderne Waffen, um das Chaos im Mittleren Osten zu vertiefen und damit eine Ausweglosigkeit zu erschaffen. An führender Stelle steht dabei die NATO. Der türkische Staat bedient innerhalb der NATO den Auslöser und wendet diese Waffen gegen das kurdische Volk an. Dieser Zustand hat 2021 eine fortgeschrittene Dimension angenommen. Im Gegenzug hat auch die Guerilla eine wichtige Etappe bei ihrer Neustrukturierung abgeschlossen. In der Militärtechnologie hat eine Professionalisierung stattgefunden und es gibt eine Reihe ernstzunehmender taktischer Neuheiten.
Unverbrüchliche Verbindung zwischen Volk und Guerilla
In dieser Hinsicht war 2021 auch eine Art Finale. Die apoistische Linie der opferbereiten Guerilla hat den türkischen Staatsfaschismus in allen Aspekten besiegt. Obwohl modernste Angriffs- und Vernichtungswaffen einschließlich chemischer Kampfstoffe zum Einsatz kamen, konnte der Staat gegenüber der Opferbereitschaft und Unbesiegbarkeit der Guerilla nicht standhalten. Das Erdogan-Regime konnte nicht den geringsten Fortschritt verbuchen und hat sich daraufhin in einen Spezialkrieg gestürzt, um dem Ansehen der Guerilla zu schaden und ihre Verbindung zur Bevölkerung zu schwächen. Das erreichte Ausmaß des Widerstands zeigt jedoch, dass die feindliche Aggression diese Verbindung noch mehr gefestigt hat.
Falls daran erinnert werden muss: Der türkische Innenminister hat 2017 angekündigt, einen Zustand zu erschaffen, in dem niemand mehr den Namen der PKK in den Mund nimmt. Dieser Diskurs bezeichnet die grundlegende Politik des türkischen Staates. Und diese Strategie ist mit dem sogenannten Zersetzungsplan („Çöktürme Planı“) gegen das kurdische Volk angewendet worden.
Der dagegen geführte Kampf hat auf vielen Ebenen stattgefunden. Der Kampf gegen den Faschismus ist sowohl ein ideologischer als auch ein Existenzkampf. Geführt wird er auf einzigartige Weise von der apoistischen Bewegung. Viele Bewegungen sind in früheren Jahren angesichts der auf einen Völkermord abzielenden Angriffe des türkischen Staates anstelle von Widerstand und einer Beteiligung am kurdischen Befreiungskampf auf einen Kurs der Kollaboration umgeschwenkt und haben damit begonnen, den türkischen Faschismus zu legitimieren und die PKK für den Vernichtungskrieg verantwortlich zu machen. Die Freiheitsguerilla Kurdistans hat mit ihrem Kampf in den vergangenen sechs Jahren und insbesondere 2021 gezeigt, wie haltlos eine solche Einstellung ist. Sie hat die Besatzer aufgehalten und die Kollaborateure demaskiert. In erster Linie geht es dabei um die PDK, wobei diese nicht nur im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen betrachtet werden sollte. Der Blick auf den historischen Zusammenhang macht ihre gegnerische Haltung zum kurdischen Befreiungskampf noch klarer. Seit der Republik Kurdistan in Mahabad bis heute hat die PDK ihre Kollaboration mit mit dem Feind gegen eine Einheit des kurdischen Volkes immer weiter verstärkt. Wie auch auf der Versammlung des HPG-Kommandorates festgestellt wurde, ist die PDK 2021 offen zum Angriff gegen die Guerilla übergangen.
Nicht nur materielle Verluste
Kürzlich hat auch Abdullah Ağar als einer der Spezialkriegsagenten der türkischen Medien zugegeben, dass der Guerillakrieg der kurdischen Befreiungsbewegung den türkischen Staat 1,1 Trillion Dollar gekostet hat. Mit diesem Betrag lässt sich ein neues Land gründen. Der türkische Staat hat gegenüber der kurdischen Bewegung jedoch nicht nur wirtschaftliche Verluste erlitten, sondern auch hinsichtlich des Willens. Deshalb machen jetzt selbst die besten Spezialkriegsagenten derartige Geständnisse. Die mit der neuesten Waffentechnologie der NATO ausgerüstete türkische Armee hat im Krieg gegen die Guerilla ihren Willen verloren. Davon auszugehen, dass nur die technische Überlegenheit einen Krieg entscheidet, ist eine Projektion der Lügen, die nur von der besiegten Seite hervorgebracht werden. Das bezeichnet den Verlust des türkischen Staates, den er nicht kompensieren kann.
Alles hängt vom Sieg des Existenzkampfes ab
Das Kampfniveau von 2021 war die beste Antwort auf den Diskurs, dass der bewaffnete Kampf nicht mehr nötig ist, und den Versuch, den Befreiungskampf des kurdischen Volkes in einen passiven Zustand zu versetzen und damit zu beenden. Es sollte klar sein, dass der Sieg im kulturellen und in anderen Bereichen zunächst vom Sieg im Existenzkampf abhängt. Und das ist der bewaffnete Kampf. Natürlich wird auf allen Ebenen gekämpft, aber der militärische Kampf ist ausschlaggebend für den Sieg. Der Widerstand der Guerilla ist der einzige Weg.