PKK: „Ein Jahr des größten Kampfes steht bevor"

Das Zentralkomitee der PKK veröffentlicht nach seiner Jahreshauptversammlung eine Erklärung, in der es von einer Erneuerung der Arbeit und des Kampfes sowie von der Anpassung der Form der Organisierung und Leitung „an die neue Ära“ berichtet.

Das Zentralkomitee der PKK hat seine Jahrestagung abgeschlossen. Unter Beteiligung von 27 Mitgliedern wurde die Praxis des Jahres 2021 analysiert und es wurden Perspektiven für das Jahr 2022 entwickelt. Das PKK-Zentralkomitee ruft in seiner Erklärung „alle Mitglieder und Symphatisant:innen, die patriotische Bevölkerung und alle demokratisch-revolutionären Kreise" auf, sich noch stärker an der Offensive ‚Zeit für Freiheit‘ für die Freilassung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan zu beteiligen.

In der Erklärung heißt es zum angebrochenen Kampfjahr: „Bekanntlich hat der von unserer Partei geführte Freiheitskrieg im Jahr 2021 in jeder Hinsicht einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Besatzungsangriffe Mitte Februar auf Gare und auf Metîna, Zap und Avaşîn ab dem 23. April wurden durch den mutigen Widerstand der Kämpferinnen und Kämpfer der Volksverteidigungskräfte HPG und der Frauenguerilla YJA Star gebrochen. Überall auf der Welt beteiligten sich unser Volk und unsere Freund:innen an diesem historischen Widerstandsprozess. So wurde der von den USA und der PDK unterstützte Vernichtungsplan des AKP/MHP-Faschismus neutralisiert und zerschlagen. Dadurch geriet der AKP/MHP-Faschismus, der die Medya-Verteidigungsgebiete nicht wie geplant besetzen und den Freiheitskampf unseres Volkes und unserer Freund:innen in allen vier Teilen Kurdistans von den Kerkern bis ins Exil nicht brechen konnte, in einen Prozess des Zerfalls und Zusammenbruchs.

Unsere Versammlung begrüßt den Widerstand des Jahres 2021, er hat historische Ergebnisse hervorgebracht. Es wurden auch die Fehler und Mängel im Widerstand kritisiert und reiche Lehren aus ihnen gezogen. In diesem Zusammenhang wurde es als notwendig betrachtet, jegliche individualistischen, der Strategie widersprechenden, engen und konservativen Perspektiven und Formen des Agierens zu verurteilen und eine Form ins Leben zu rufen, die auf einem intensiven und breiten Guerillakampf auf der Linie der demokratischen Moderne im Rahmen der Strategie des revolutionären Volkskriegs basiert und kreativ in den Bergen, den Ebenen und Städten kämpft, auf umfassende Angriffe gegen den Faschismus auf ökonomischer, politischer und militärischer Ebene abzielt und den Feind überall attackiert. In diesem Zusammenhang sind alle kämpfenden Kräfte, insbesondere die Guerilla, aufgerufen, sich in jeder Hinsicht zu erneuern und effektiv zu kämpfen.“

Die größte Schlacht im Freiheitskampf wird auf Imrali geschlagen“

Die Situation von Abdullah Öcalan auf Imrali stellte einen wichtigen Tagesordnungspunkt auf der Versammlung dar. Dabei wurde betont, dass es notwendig sei, die Situation von Öcalan und seine Philosophie weiter im Nahen und Mittleren Osten und weltweit zu verbreiten. Es stelle eine Hauptaufgabe dar, dass die Theorien von Öcalan alle Unterdrückten, insbesondere die Frauen und die Jugend, weltweit erreichen. Das PKK-Zentralkomitee wies auf die eskalierende Isolation auf Imrali und den Widerstand Öcalans dagegen hin und erklärte, die größte Schlacht im Freiheitskampf werde auf Imrali geschlagen. Das Zentralkomitee verurteilt in diesem Zusammenhang Positionierungen, die von dem Glauben ausgehen, dass sich die Verhandlungen von Imrali wie in der Vergangenheit einfach wiederholen. Es ruft dazu auf, „die aktuelle Phase richtig zu verstehen und dementsprechend zu kämpfen“. Auf dem Treffen wurde auch die Gefahr bewertet, die von der Totalisolation Öcalans ausgeht. Die Isolation breite sich auf ganz Kurdistan und die Türkei aus. Daher sei ein umfassender Widerstand notwendig.

Die besondere Bedeutung von Kunst und Kultur

Das Zentralkomitee analysiert den dritten Weltkrieg und den kurdischen Freiheitskampf als „zu 80 Prozent ideologisch“. Daher komme dem ideologischen und kulturellen Kampf größte Bedeutung zu. Dazu schreibt das Komitee: „In diesem Zusammenhang wurde eine besondere Aufmerksamkeit den Assimilations- und Genozidbestrebungen des AKP/MHP-Faschismus gewidmet. Unsere Propaganda, Literatur und Kunst werden dem einen Strich durch die Rechnung machen. Die gesamte Gesellschaft wird sich auf der Linie der demokratischen Moderne bilden. Eine Anhebung des quantitativen und qualitativen Niveaus hat größte Bedeutung. Der ideologische Kampf gegen den Individualismus, der in der kapitalistischen Moderne ein krankhaftes Niveau erreicht hat, muss auf allen Ebenen ausgeweitet werden. Demgegenüber muss eine Gesellschaftlichkeit auf der Grundlage des freien Individuums und der demokratischen Kommune entwickelt werden. Dies ist von historischer Bedeutung. Auf dieser Basis sind alle patriotischen kurdischen Intellektuellen, Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Autor:innen aufgerufen, sich stärker selbst zu organisieren und die kulturelle Dimension unserer Freiheitsrevolution weiter zu entwickeln.“

Mit einer Verteidigungshaltung kann heute nicht gewonnen werden“

Auf der Sitzung des Zentralkomitees wurden die aktuelle politische und militärische Lage sowie mögliche Entwicklungen diskutiert und die daraus resultierenden Aufgaben festgestellt. Dazu heißt es in der Erklärung: „In der Sitzung wurde auf die Anzeichen des Niedergangs der USA hingewiesen und herausgestellt, dass sich damit die Perspektiven, die Rêber Apo [Abdullah Öcalan] vor dreißig Jahren entwickelt hatte, bestätigen. Es wurde betont, das der dritte Weltkrieg andauern werde und der Nahe und Mittlere Osten in diesem Krieg weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. Es wurde festgestellt, dass mit einer verteidigungsorientierten, bewahrenden Haltung und Form des Vorgehens unter den aktuellen Bedingungen nicht gewonnen werden kann. Stattdessen ist eine aktive und offensive Haltung notwendig. Unter Hinweis auf den historischen Zusammenbruch des Kapitalismus und seines Macht- und Staatssystems wurde die historische Bedeutung der Entwicklung des Kampfes für globale Demokratie auf der Grundlage der Freiheit von Frauen und der sozialen Ökologie hervorgehoben.“

Die Linie des Verrats isolieren“

Zur politischen und militärischen Positionierung der PKK im Kampf der Groß- und Regionalmächte heißt es vom Zentralkomitee: „Auf der Tagung wurden das Verhältnis und die Widersprüche zwischen der klassischen Völkermordlinie des AKP/MHP-Faschismus und der Linie der USA und der PDK, Nationalstaaten zu schaffen, als facettenreich beschrieben. Obwohl es zwischen diesen Kräften partielle Widersprüche gibt, sind sie sich einig, wenn es darum geht, sich gegen die Freiheitslinie der PKK zu verbünden. In diesem Zusammenhang wurde herausgestellt, dass das Niveau, das das Bündniss der PDK mit dem AKP/MHP-Faschismus in den letzten Jahren erreicht hat, die größte Bedrohung für die kurdische Existenz und Freiheit darstellt und durch die Unterstützung der PDK die faschistische Herrschaft der AKP/MHP aufrechterhalten wird. Darum ist es von historischer Bedeutung, auf vielfältigen Ebenen Anstrengungen zu unternehmen, dies zum Scheitern zu bringen. Er wurde festgestellt, dass sich der revolutionäre Krieg gegen den AKP/MHP-Faschismus auf allen Ebenen entwickelt. Gleichzeitig ist es von historischer Bedeutung, die Linie des Verrats und der Kollaboration aufzudecken und zu isolieren.“

Der Kampf gegen den AKP/MHP-Faschismus muss globalisiert werden“

Das Zentralkomitee der PKK stellt fest, dass der Kampf für die Zerschlagung des AKP/MHP-Faschismus der „größte demokratische und revolutionäre Kampf des Nahen und Mittleren Ostens und weltweit“ sei. Dieser Kampf müsse gemeinsam in einer Einheit in Kurdistan, der Türkei und weltweit geführt werden. Die PKK schreibt: „Auf der Tagung wurde dazu aufgerufen, gemeinsam gegen den Feind der Kurd:innen, den AKP/MHP-Faschismus, vorzugehen. Dieser Aufruf gilt allen patriotischen und revolutionären Kräfte Kurdistans, Parteien, Organisationen, Kreisen und sozialen Strukturen und insbesondere der Frauen- und Jugendbewegung. Um zu verhindern, dass nach dem Zusammenbruch des AKP/MHP-Faschismus etwas ähnliches wiederentsteht, sind alle linken, sozialistischen, revolutionären, demokratischen Kräfte, die Frauen- und Jugendbewegungen, Parteien, Organisationen, Gewerkschaften und Verbände aufgerufen, einen gemeinsamen antifaschistischen demokratischen Kampf für die Revolution zu führen und die Demokratiebewegung auf der Grundlage des dritten Wegs zu organisieren.“

Aufruf an die politischen Kräfte in der Region

In der Erklärung der Versammlung wurde die Bedeutung von taktischen Beziehungen mit allen Kräften betont. Die Vertiefung der „Revolution der demokratischen Moderne“ von Rojava sei von historischer Bedeutung und Grundlage einer Lösung der Probleme in Syrien und Irak. In diesem Sinne fordert das Zentralkomitee alle politischen Kräfte in diesen Gebieten, insbesondere die syrische, irakische und iranische Regierung auf, für eine Lösung der kurdischen Frage auf der Grundlage der Demokratisierung zusammen zu arbeiten. Das Zentralkomitee unterstrich die historische Bedeutung des Sieges der Völker Nord- und Ostsyriens über den IS und gratulierte zum konsequenten und den trotz der Wortbrüchigkeit einiger Kräfte erfolgreichen Kampf bis heute.

Erneuerung von Organisierung und Leitung erfolgreich abgeschlossen“

Das Zentralkomitee grüßt die weltweiten Positionierungen und Solidarisierungen mit Abdullah Öcalan und der PKK und unterstreicht, dass sich der Kampf für die Freiheit der Kurd:innen und die globale Demokratie noch viel weiter entwickeln müsse: „Auf dieser Grundlage wurden auf unserem Treffen sehr wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Planung der Arbeiten und des Kampfes entwickelt und die Erneuerung unserer Form der Organisierung und Leitung dementsprechend erfolgreich abgeschlossen.“

Ein Jahr größten Kampfes“

Das Zentralkomitee schließt mit den Worden: „Es ist sehr klar, dass mit der Sitzung des Zentralkomitees der PKK unsere Freiheitsbewegung und unser Volk noch organisierter und vorbereiteter für das neue Kampfjahr sind. Der Kampf für die Zerschlagung des AKP/MHP-Faschismus, zur Durchbrechung der Isolation auf Imrali, für die Befreiung Kurdistans und die Demokratisierung der Türkei wird noch viel organisierter und wirksamer auf dem Weg zum Sieg geführt werden. Dafür werden die Feinde isoliert und die Freund:innen noch weiter vereint werden. Zu Beginn des 24. Jahres des internationalen Komplotts wird am 15. Februar der Kampf in diesem Sinne stattfinden und am 8. März und zu Newroz einen neuen Höhepunkt im Kampf für die Freiheit erreichen. Im 50. Jahr der Partei werden wir jeden Tag zu einem Newroztag und dieses Jahr zum Jahr des stärksten Kampfes und der größten Siege machen.

Vor 16 Jahren ist Viyan Soran aus Südkurdistan, Mitglied des PKK-Wiederaufbaukomitees, gefallen. Wir gedenken ihr anlässlich dieses Treffens voller Respekt, Liebe und Dankbarkeit. Wir erklären, dass wir auf der Grundlage der Ergebnisse unseres Treffens einen historischen Freiheitskampf an den Tag legen werden. Auf dieser Grundlage rufen wir alle Parteigenoss:innen, alle Patriot:innen Kurdistans und ihre Freund:innen auf, die Ergebnisse der Sitzung des Zentralkomitees richtig zu interpretieren, effektiv umzusetzen und auf kreative Weise effektiv zu kämpfen, um das Komplott vom 15. Februar zu zerstören und das 50. Jahr von Rêber Apo und der Partei zu einem historischen Jahr des Sieges zu machen.“