Murat Karayilan, Mitglied des PKK-Exekutivkomitees, weist im ANF-Interview darauf hin, dass die nächsten drei Monate für den Guerillakampf in Kurdistan von entscheidender Bedeutung sind. „Wir sprechen nicht umsonst von einem Existenzkampf, einem Krieg um Sein oder Nichtsein. Das ist die Realität. Deshalb sollten alle in diesem Prozess tun, was sie können. Diese Periode ist eine sehr wichtige Zeit in der Geschichte unseres Kampfes und wir wollen in diesem Prozess gewinnen“, sagt Karayilan und fügt hinzu: „Wenn ich kein Kurde wäre, wenn ich ein unparteiischer Mensch wäre, würde ich diejenigen unterstützen, die sich mit ihren eigenen Mitteln wehren. Uns wird Unrecht getan. Die Menschen sollten ein Gewissen haben, eine gewisse Ehre.“ Karayilan betont jedoch auch, dass die PKK als ideologische Bewegung nicht zerschlagen werden kann.
Vor einer Woche haben die HPG eine Kriegsbilanz der letzten fünf Monate veröffentlicht. Die Bilanz machte einmal mehr deutlich, wie umfassend der Krieg war. Wie bewerten Sie diese fünf Monate?
Die letzten fünf Monate waren für uns sehr wichtig. Inzwischen ist eine weitere Woche vergangen. Seit fünf Monaten und einer Woche herrscht in Zap, Metîna und Avaşîn ein ständiger und umfassender Krieg. Dies ist eine neue Situation in der Geschichte Kurdistans und in unserer Kampfgeschichte. Erstmalig wird seit mehr als fünf Monaten der türkischen Besatzung an gleicher Stelle Widerstand entgegengesetzt, und der türkische Staat wird gestoppt. Das ist keine gewöhnliche Situation. Wie ich bereits sagte, ist dies eine neue Situation in der Geschichte unseres Volkes, in unserer Geschichte des Kampfes. Trotz der Unterstützung des türkischen Staates von innen und außen und des Einsatzes aller modernen Waffen, einschließlich international geächteter Waffen, hat der türkische Staat nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Alle sollten wissen, dass dieser Krieg etwas Neues ist. Auf der einen Seite kämpft eine große, zahlreiche Streitmacht, die über die gesamte Technologie der Zeit verfügt, und auf der anderen Seite eine Kraft, die Überzeugung, Mut, Fachwissen, Geländekenntnisse und taktische Kenntnisse hat. Mit anderen Worten: In diesem Krieg stellen wir den menschlichen Willen gegen moderne Technologie und verbotene Waffen.
Die von uns neu entwickelten taktischen Methoden haben den Feind überrascht. Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, dass eine so tiefgreifende, reichhaltige Taktik koordiniert durchgeführt werden kann. In diesem Krieg wird eine wichtige Leistung gezeigt, und das geschieht in einem aufopferungsvollen Geist. Es wird ein großes Opfer dargebracht. Der Mut, den die kurdischen Frauen, Männer und ihre Freundinnen und Freunde, darunter auch arabische, heute zeigen, ist ein großartiges Beispiel für die Sublimierung des menschlichen Willens. Wir glauben, dass die neuen Wege und Methoden, die wir im Krieg entwickelt haben, ein Beispiel für alle sein werden, insbesondere für die Kräfte, die nicht über die technischen Mittel gegen große Armeen und moderne Waffen verfügen, um ihre Länder und sich selbst mit Guerillamethoden im Rahmen der Perspektive des revolutionären Volkskriegs zu verteidigen.
Wie man weiß, gab es in der Vergangenheit Festungen. Früher verteidigten sich die Völker mit Burgen gegen große Armeen. Jetzt gibt es keine überirdischen Festungen mehr, denn diese können mit modernen Waffen zerstört werden. Die kurdische Freiheitsguerilla hat inzwischen unterirdische Festungen gebaut und kämpft im Gelände mit Spezialteams, die jeden Baum zu einer Stellung gegen den Feind machen. Das Gleiche gilt für den Untergrund. So kann sich der türkische Staat mit seiner Armee nicht mehr wie bisher frei im Feld bewegen und Gelände besetzen. Wenn er sich von einem Hügel zu einem anderen Hügel bewegen will und dabei nur eine Strecke von einem Kilometer zurücklegen muss, hat er Angst, denn auf dem Landweg stößt er auf viele Hindernisse. Aus diesem Grund bombardiert er den Ort, an den er will, zunächst mit Flugzeugen und Raketen. Dann kommen die Kobras [Kampfhubschrauber] und schießen. In dem Staub, der bei der Bombardierung entsteht, werden Truppen aus Sikorsky-Hubschraubern abgesetzt. Das ist die derzeitige Besatzungsmethode des türkischen Staates. Er kann nicht wie früher einmarschieren und vorrücken. Er kommt aus der Luft. Die türkische Armee bekämpft uns aus der Luft und mit verbotenen Waffen. Wir bekämpfen sie mit dem Willen, dem Mut und der Einsatzbereitschaft der Menschen.
Wo wäre die türkische Armee jetzt, wenn sie nicht im Zap aufgehalten worden wäre?
Wichtig sind auch die politischen Folgen für unser gesamtes Volk. Wenn die türkische Armee nicht fünf Monate in Zap, Avaşîn und Metîna aufgehalten worden wäre, wer weiß, wohin sie gegangen und wie weit sie inzwischen gekommen wäre. Sie hätte ihre Herrschaft über die Menschen in der Region noch weiter ausgebaut. Sie sitzt jedoch hier fest. Aus diesem Grund hat der Widerstand einen großen Stellenwert für die kurdischen Nation und eine große Bedeutung für die Zukunft der Menschen in der Region, insbesondere auch der arabischen Völker.
Der türkische Staat baut Straßen in Südkurdistan und will seine Position in den besetzten Gebieten festigen. Welches Ziel verfolgt der türkische Staat?
Es stimmt, dass der türkische Staat überall, wo er hinkommt, Straßen baut, und zwar mit großem Aufwand. Das zeigt, dass es dort dauerhaft bleiben will. Er ist dabei, sein System aufzubauen. Welches Ziel verfolgt er jetzt? Früher hat er uns innerhalb der für die Türkei festgelegten Grenzen bekämpft. Es gab zwar auch grenzüberschreitende Angriffe, aber er hat sich immer wieder zurückgezogen. Seine Strategie war also nach innen gerichtet. Aber nach dem Kampf gegen den IS hat sich die Revolution von Rojava weiterentwickelt und einen Status bekommen. Das kurdische Volk trat in Rojava und den anderen Teilen Kurdistans sowie im Nahen Osten in den Vordergrund. Davor hatte der türkische Staat Angst. Während dieser Entwicklungsprozesse wurde auch ein Dialog mit Rêber Apo [Abdullah Öcalan] auf Imrali geführt. Dieser Dialog mündete im Februar 2015 in das Dolmabahçe-Memorandum, das vor den Augen der Weltöffentlichkeit entstand. Es wurde von HDP-Abgeordneten und Vertretern des türkischen Staates unterzeichnet. Zwischen der kurdischen und der türkischen Seite sollte eine Einigung erzielt werden. Der Staat bekam jedoch Angst. Tayyip Erdoğan lehnte das Abkommen ab und der türkische Staat entwickelte für sich selbst eine neue Strategie und ein neues Konzept. Sie sagten, der Staat habe ein Überlebensproblem, die Kurden seien zu einer Kraft mit eigenem Willen geworden und hätten bereits ausländische Mächte hinter sich, sie wollten die Türkei zerschlagen und diese Gefahr müsse beseitigt werden. Deshalb sollte nicht nur innerhalb der Grenzen der Türkei interveniert werden, sondern auch in Süd- und Westkurdistan [Rojava]. Sie sagten, es sei bereits ein Fehler gewesen, den Status von Südkurdistan [Kurdistan-Region Irak] anzuerkennen, und auch Rojava dürfe keinen Status haben.
Auf diese Weise gelangten sie zu einem neuen Konzept und haben uns 2015 den Krieg erklärt. Sie sprechen offen von einer Dreißig-Kilometer-Zone jenseits ihrer Grenzen, die von Efrîn in Rojava bis nach Xakurke und Sidekan in Südkurdistan reicht. Ihr eigentliches Ziel ist jedoch die Besetzung des Gebiets innerhalb der Grenzen von Misak-ı Milli [Nationalpakt; ein Anfang der 1920er Jahre im osmanischen Parlament entworfener Plan, der ein türkisches Staatsgebiet inklusive Thrakien, Nordsyrien und Nordirak vorsieht]. Sie wollen die Kontrolle über drei Teile Kurdistans.
Wie bewerten Sie die Rolle der PDK? Eine fremde Macht besetzt das Land und die PDK beteiligt sich an dieser Besetzung. Was können Sie dazu sagen?
Diese Frage sollte der PDK gestellt werden, denn auch wir verstehen es nicht wirklich. So hätte es nicht sein sollen. Als der türkische Staat dieses Konzept erstellte, war es kein verstecktes Konzept, sondern es wurde offen gemacht. Der türkische Staat hat gesagt, wir haben ein Überlebensproblem, es ist für uns ein Krieg um Existenz und Nicht-Existenz, und so hat es angefangen. Unser Bestreben in diesem Prozess war es, als alle kurdischen Kräfte in Form einer gemeinsamen Politik zu reagieren. Dabei ging es weniger um einen gemeinsamen Kampf als um eine gemeinsame Haltung und gegenseitigen Schutz. 2013 wurde auf unsere Initiative ein Treffen abgehalten, es wurde ein Schritt für einen kurdischen Nationalkongress unternommen, aber dann wurde diese Bemühung eingestellt. Wir wollten noch einmal darüber diskutieren, und unsere Bewegung hat sich mit vielen Kräften getroffen. Es fanden zwei weitere Gespräche mit der PDK statt. Ich selbst war bei den beiden Treffen in den Jahren 2015 und 2016 dabei. Wie bereits gesagt, hat die Türkei ein neues Konzept entwickelt. Alle sind in Gefahr. Die neue Strategie der Türkei ist gefährlich für das kurdische Volk. Wir haben gesagt, dass wir Partner sein sollten und es nur einfache Probleme zwischen uns gibt. Wenn zwischen uns Probleme in Rojava, in Şengal und wo auch immer auftreten, können sich unsere Delegationen zusammensetzen und sie besprechen. Darauf haben wir uns bei dem Treffen geeinigt. Dann hätte die Delegation einberufen werden sollen, aber es wurde kein Termin festgelegt. Uns wurde klar, dass die PDK, wenn sie sich mit uns traf, auch mit der Türkei zusammenkam. Auch bei diesem Prozess wurde klar, dass die PDK sich dafür entschieden hatte, mit der Türkei und nicht mit uns zu handeln. Das hat zu einer Spaltung in der kurdischen Politik geführt. Wir wollen nicht, dass sich diese Situation weiter zuspitzt und noch viele Jahre andauert.
Der türkische Staat liquidiert auch Kollaborateure
Zunächst einmal sollten die PDK-Vertreter wissen, dass der türkische Staat sowohl in der osmanischen als auch in der republikanischen Zeit im Kampf gegen die Kurden auf kurdische Kollaborateure gesetzt und diese anschließend liquidiert hat. In Dersim beispielsweise leisteten einige Stämme Widerstand, während andere Stämme sich auf die Seite des Staates stellten. Aber als der Widerstand gebrochen war, wurden alle ins Exil geschickt. Der türkische Staat liquidiert die Kurden, die mit ihm zusammenarbeiten, nachdem er seine Arbeit erledigt hat. Aus diesem Grund wird die Türkei, egal wie sehr die Familie Barzanî jetzt kollaboriert, eines Tages auch gegen sie sein. Dies ist die erste Tatsache.
Zweitens: Wenn es keine PKK gäbe, würde der türkische Staat keinen Kurden ernst nehmen. Auch das ist eine Tatsache. Der türkische Staat hätte keine Beziehungen zu Başûr [Südkurdistan] aufgenommen. Früher gab es keine Beziehungen, das begann erst mit unserem Erscheinen. Dann wurde Rêber Apo gefangen genommen und der türkische Staat sagte, dass die PKK am Ende sei. Daraufhin wurden die Beziehungen schrittweise reduziert und zu einer roten Linie gemacht. Als sich unser Kampf wieder verschärfte, nahm der türkische Staat die Beziehungen zur PDK und den Bewegungen aus Başûr wieder auf und hob die rote Linie offiziell auf. Das ist ein Fakt. Jetzt besetzt er Başûr und es ist klar, dass diese Besetzung mit Zustimmung der PDK erfolgt. Niemand kann den türkischen Staat von den Orten entfernen, an denen er derzeit ansässig ist. Denn der türkische Staat hat einen anderen Stil. Er verlässt den Ort, den er betritt, nicht wieder. Und das gefährdet die Zukunft und den Status von Südkurdistan. In Başûr werden jetzt 30.000 Soldaten der türkischen Armee stationiert. Wir sagen, dass diese Politik die Zukunft der Bevölkerung Südkurdistans gefährdet. Sie stellt sogar eine Gefahr für den Irak dar.
Drittens gab es in Bakur [Nordkurdistan] wie auch einst in Başûr große Massaker. Wir kämpfen seit 50 Jahren gegen diesen Staat. Bislang haben wir mehr als 40.000 Gefallene und 10.000 Gefangene zu beklagen. Unser Vorsitzender Rêber Apo befindet sich derzeit im Gefängnis. Mit unserem Widerstand wollen wir den türkischen Staat dazu bringen, eine Lösung zu finden. Die Situation ist eindeutig. Wenn der türkische Staat wirklich mit den Kurden außerhalb seiner Grenzen, mit den Kurden von Başûr, befreundet sein will, muss er zunächst die Identität der innerhalb seiner Grenzen lebenden Kurdinnen und Kurden anerkennen. Solange der türkische Staat die Kurden innerhalb seiner Grenzen verleugnet, kann er nicht mit den Kurden außerhalb befreundet sein. Das ist eine Tatsache. Wir wollen eine Lösung finden, aber der Beitrag, den die PDK für den türkischen Staat leistet, versperrt auch den Weg zu einer Lösung für Bakur. Mit anderen Worten verhindert die PDK, dass wir den Staat schwächen und zu einer Lösung zwingen. Sie hilft dem Staat in jeder Angelegenheit. Sie hilft dem Staat, die Guerilla zu vernichten. Wenn der Staat die Guerilla vernichtet, wird er einen Völkermord in ganz Kurdistan begehen. Die PDK macht einen Fehler. Was bedeutet es, so viel Unterstützung in den Bereichen Logistik, Nachrichtendienst, Einkreisung, Straßensperrung und allem anderen zu leisten? Derartig viel haben wir nicht erwartet, deshalb sollte die PDK sich dazu erklären.
Die PKK kann nicht zerschlagen werden
Viertens: Alle sollten wissen, dass die PKK nicht beendet werden kann. Die PKK ist eine ideologische Bewegung. Diese Ideologie hat sich auf Millionen von Menschen übertragen. Millionen kurdischer Frauen und Jugendlicher sowie die Nachbarn Kurdistans, von arabischen bis türkischen Menschen, verteidigen diese Idee. Wir wissen nicht, warum die PDK Millionen Menschen gegen sich aufbringt. Wird die Feindschaft gegen Millionen vergessen werden? Sie wird nicht vergessen werden. Es gab schon einmal einen Krieg unter uns Kurden, von 1992 bis in die 2000er Jahre. Wir wollten dieses Kapitel schließen und haben große Anstrengungen unternommen, damit nie wieder Kurden gegen Kurden Krieg führen. Das war die Entscheidung unserer Führung und unserer Bewegung. Die PKK ist eine Idee, die PKK ist Politik, die PKK ist Gesellschaft, sie hat Millionen von Menschen. Warum macht die PDK sich damit Feinde? Was ist ihr Interesse daran? Welche Vereinbarung hat sie mit der Türkei getroffen? Das verstehen wir wirklich nicht. Wir sollten auch darauf hinweisen, dass die PDK dadurch nichts gewinnen, sondern leiden wird.
Fünftens: Wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Die Welt hat sich entwickelt und Probleme werden im Dialog gelöst. Der türkische Staat und die anderen Besatzungsmächte in Kurdistan sagen, dass die Kurden keine Nation sind, sie sind Stämme, die sich bekämpfen und keine gemeinsame Politik im Interesse des Volkes machen. Ist unser gegenseitiges Vorgehen nicht beschämend für die kurdische Politik? Ist es nicht eine Schande, dass die USA vermitteln, damit der ENKS und die Autonomieverwaltung in Rojava zusammenkommen können? Haben wir keinen eigenen Verstand? Es gibt im Moment viele peinliche und beschämende Situationen und das wollen wir ändern. Diese Art von Politik mag in den 80er und 90er Jahren für die PDK funktioniert haben, sie mag eine Grundlage für den Aufschwung gewesen sein, aber nicht mehr. Wir schreiben das Jahr 2022 und befinden uns im digitalen Zeitalter. Die Welt weiß jetzt alles. Wie lange können Regierungen überleben, die sich gegen die Gesellschaft stellen und sich nur auf Geld und militärische Macht verlassen? Die PDK sollte umkehren, denn um in diesem Land bestehen zu können, müssen wir als Nation eine gemeinsame Strategie haben.
Was kann in dieser Situation getan werden? Was sollte die Öffentlichkeit tun?
Wir befinden uns im Krieg und die Situation ist kritisch. Wir reden nicht gerne so, aber unser Volk und unsere Freundinnen und Freunde sollten wissen, dass eine kritische Situation vorliegt. Es geht nicht darum, wer wie viel Macht hat und wer nicht. Es geht um die Gewinne des kurdischen Volkes in diesem historischen und fragilen Prozess. Wir haben einen grausamen Feind vor uns, der die kurdischen Kräfte vor aller Augen gegeneinander ausspielen will. Das ist mit den Interessen des kurdischen Volkes unvereinbar.
Wir haben keine Erwartungen an irgendeinen Staat oder eine Macht und sind nur unserem Volk verbunden. Deshalb rufe ich alle Kurdinnen und Kurden auf, Verantwortung für diese Situation zu übernehmen. Der Widerstand in Zap, Avaşîn und Metîna betrifft alle Kurden und es kämpfen Menschen aus allen Teilen Kurdistans dort. Wenn wir den Feind dort besiegen, werden alle Kurdinnen und Kurden dadurch stärker, und das gilt insbesondere für Başûr. Dieser Widerstand muss unterstützt werden, und wer ihn nicht unterstützt, sollte sich nicht dagegen stellen und ihn beim Feind denunzieren.
Wenn ich kein Kurde wäre, wenn ich ein unparteiischer Mensch wäre, würde ich diejenigen unterstützen, die sich mit ihren eigenen Mitteln gegen all das wehren. Uns wird Unrecht getan. Die Menschen sollten ein Gewissen haben, eine gewisse Ehre.
Gibt es etwas, das Sie abschließend noch sagen möchten?
Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Phase und besonders die nächsten drei Monate sind für den Guerillakrieg sehr wichtig. Denn der Feind will Ergebnisse erzielen und wir wollen Ergebnisse erzielen. Hierfür brauchen wir Unterstützung. Wir sprechen nicht umsonst von einem Existenzkampf, einem Krieg um Sein oder Nichtsein. Das ist die Realität. Deshalb sollten alle in diesem Prozess tun, was sie können. Junge Menschen sollten sich der Guerilla anschließen, Frauen, Patrioten, alle sollten ihre Aufgabe erfüllen. Diese Periode ist eine sehr wichtige Zeit in der Geschichte unseres Kampfes und wir wollen in diesem Prozess gewinnen. Wir glauben an uns, und wenn wir die bisherigen Wege und Methoden beibehalten, werden wir erfolgreich sein. Die fünf Monate Widerstand haben den Sieg unausweichlich gemacht. Aber natürlich kommt nichts von selbst. Wir müssen mehr Anstrengungen unternehmen und uns stärker an diesem Prozess beteiligen. Wenn das der Fall ist, glaube ich, dass wir in dieser Zeit große Siege erringen werden. In diesem Sinne wünsche ich allen viel Erfolg.
Das auf Kurmancî geführte Interview wurde für die deutsche Fassung gekürzt.