Kalkan: Die HBDH als Avantgarde der Revolution

Im letzten Teil des Interviews zur Entwicklung des Sozialismus-Begriffs in der PKK spricht Duran Kalkan über die Rolle der HBDH. Mit der Gründung des Guerillabündnisses ist ein strategischer Zusammenschluss revolutionärer Organisationen entstanden.

Im letzten Teil des Interviews zur Entwicklung des Sozialismus-Begriffs in der Arbeiterpartei Kurdistans äußert sich Duran Kalkan, Mitglied des Exekutivrats der PKK, zur Rolle der Vereinten Revolutionsbewegung der Völker (HBDH). Mit der Gründung des Guerillabündnisses vor fünf Jahren ist ein strategischer Zusammenschluss revolutionärer Organisationen aus der Türkei mit der kurdischen Befreiungsbewegung entstanden. Die HBDH kämpft sowohl als Stadtguerilla als auch in den Bergen Kurdistans. Welche Art von Kampf sie in Zukunft führen muss, erläutert Kalkan:

Es ist unverkennbar, dass sich die genozidalen und faschistischen Angriffe, die am intensivsten in Kurdistan stattfinden, heute auf die gesamte Türkei ausgebreitet haben. Diese Angriffe zielen auf alle Arbeiter:innen, Beamt:innen, Frauen, die gesamte Jugend, die Werktätigen und alle Völker in der Türkei. Vom Schwarzen Meer bis zum Mittelmeer, von der Ägäis bis zum Marmarameer findet überall eine großflächige Umweltzerstörung statt. Der AKP/MHP-Faschismus vernichtet die Gesellschaft und Natur. Alle werden attackiert. Denn Faschismus bedeutet einen Angriff auf alles und jeden. Das autoritär-diktatorische Regime der AKP/MHP wiederum bewältigt seinen Faschismus mit den aggressivsten Methoden der Spezialkriegsführung. Folglich ist es unabdingbar, überall in Kurdistan und der Türkei im absoluten Widerstand zu sein. Auf den totalen Angriff des Faschismus müssen sich die Völker, die Frauen und die Jugend, die arbeitende Klasse, Revolutionär:innen und Sozialist:innen im selben Umfang widersetzen. Sie müssen Bündnisse eingehen, sich vereinen, allerlei Methoden zu eigen machen, sich weiterbilden und vorbereiten und an all ihren Positionen in einen umfassenden Widerstand übergehen.

Duran Kalkan (r.) begrüßt Guerillakämpfer

HBDH ist eine Widerstandsbewegung

Die HBDH ist als genau das entstanden: eine Bewegung des totalen Widerstandes. Sie wurde am 12. März 2016 gegründet; zu einer Zeit, als der AKP/MHP-Faschismus in Kurdistan Städte wie Cizîr und Sûr dem Erdboden gleichmachte. Es war eine Phase, in der der Völkermord in Kurdistan sein höchste Intensität erreichte. Um die Türkei vollständig in eine faschistische Diktatur zu verwandeln, waren die AKP und MHP zum Angriff übergegangen. In dieser Phase kamen revolutionäre Personen und Organisationen aus der Türkei und Kurdistan, die bereit waren Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, zusammen. Sie entschieden sich, in Reaktion auf diesen faschistischen, kolonialistischen und totalen Angriff, der auf einen Völkermord abzielte, den totalen demokratisch-antifaschistischen Widerstand der Völker zu organisieren. Mit diesem Ziel gründeten sie die HBDH. Ihre Losung lautete: „Der Faschismus wird zerschlagen, die Völker werden siegen.” Sie erklärten den Zusammenbruch der faschistischen Diktatur zu ihrem Ziel, um den Sieg der Völker herbeizuführen. Ausgehend von der Prämisse, die Diktatur zu stürzen, riefen sie den totalen antifaschistischen Widerstand aus. Dieser Widerstand hat eine militärische Dimension, aber auch eine ideologische, psychologische, politische, ökonomische, soziale und moralische. Es ist ein totaler revolutionär-demokratischer Widerstand gegen den umfassenden faschistischen Spezialkrieg. Ein totaler Widerstand für Freiheit und Sozialismus. Das ist es, was die HBDH im Kern ausmacht und wofür sie steht. Seit mittlerweile fünf Jahren wird dieser Widerstand auf dieser Grundlage geführt. Zum 1. Mai hatte die HDBH dazu aufgerufen, die Kampagne „Faschismus zerschlagen, Freiheit gewinnen” auf ihren Höhepunkt zu bringen. Der Aufruf zum Widerstand richtete sich an die Gefängnisse, Bergen und Metropolen. Faschismus stellt einen totalen Angriff dar. Von daher bedarf es eines totalen Widerstandes, um diesen Angriff zu brechen.

Die Avantgarde der Revolution

Entsprechend wird die HDBH im sechsten Jahr seit ihrer Gründung den totalen Widerstand ausweiten. Sie wird allen beweisen, dass sie im Kampf der Völker in der Türkei und Kurdistans gegen den AKP/MHP-Faschismus die Avantgarde der Revolution ist. Die HBDH wird ihre Aufgabe als Wegbereiterin erfüllen. Sie wird das Bewusstsein der Werktätigen und Völker auf richtige Weise wecken. Sie wird sie bei der Organisierung unterstützen und anführen. Und – am aller wichtigsten – sie wird Aktionen leiten, anregen und die Menschen dafür mobilisieren. Die HBDH ist eine vorkämpfende Kraft. Gegen den AKP/MHP-Faschismus stellt sie die Zukunft, Hoffnung, Willenskraft, Freiheit und Demokratie der Türkei dar. Die HBDH ist die Kraft, die diesen Faschismus stürzen wird. Dieser Faschismus dachte, er könne diese Entwicklung verhindern. Er hatte sich fest vorgenommen, alle revolutionären Kräfte und linken, sozialistischen Bewegungen in der Türkei zu zerschlagen. Er wollte alle Kurdinnen und Kurden und die Freiheitsbewegung Kurdistans der Unterdrückung unterwerfen. Sie dachten, dass es all diesen Kräften nicht gelingen würde, ein Bündnis miteinander zu schließen. Sie gingen davon aus, dass deren Kraft dafür nicht ausreichen würde oder sie das Projekt von seinem eigentlichen Kurs abbringen könnten, da die Haltung der Beteiligten zu schwach sei. Sie wollten die beteiligten Kräfte voneinander trennen und gegeneinander aufhetzen. Doch all das ist ins Leere gelaufen. Die aktuelle Verfassung der HBDH, die Mentalität, Politik, Freundschaftlichkeit und Solidarität, aus denen die HBDH hervorgegangen ist, hat den AKP/MHP-Faschismus bereits besiegt. Allein die Gründung des Bündnisses war der schwerste Schlag gegen den Faschismus. Es hat das Regime in Angst und Schrecken versetzt. Der seit fünf Jahren andauernde Kampf der HBDH hat das unter Beweis gestellt. Der AKP/MHP-Faschismus dachte, die HBDH würde nicht in der Lage sein wirklich zu kämpfen und lange durchzuhalten. Sie übten einen riesigen Druck aus, um die Organisation zu zerschlagen. Es kam zu Festnahmen, Angriffen, Morden und der gezielten Verbreitung von Gerüchten, um die Einheit der HBDH zu zerschlagen. Doch all das hat nichts gebracht. Als Reaktion auf diese Angriffe kam es jeden Tag zu Vergeltungsangriffen der HBDH-Milizen und der Guerilla im Herzen des Faschismus. Eine umsichtige Herangehensweise und die freundschaftliche Verbundenheit zueinander haben dafür gesorgt, dass sich das Verständnis, die Einheit und Organisierung der HBDH stets weiterentwickelt haben. Die Jugend und die Frauen haben sich immer stärker organisiert und immer mehr Aktionen durchgeführt, um einen wirkungsvollen Widerstand zu entwickeln. Die HBDH hat sich zu einer führenden Kraft entwickelt, die den Faschismus zerschlagen wird. Sie ist zur Kaderorganisation für die Vernichtung des Faschismus geworden. Sie hat sehr erfolgreich die revolutionär-demokratische Alternative zu den faschistischen Angriffen entwickelt. Heute setzt die HBDH den antifaschistischen Widerstand auf dieser Grundlage fort.