Duran Kalkan hat sich als Mitglied des Exekutivrats der PKK in einer Sondersendung bei Medya Haber TV zum Kampf gegen die Isolation von Abdullah Öcalan, der aktuellen Lage im Krieg in Kurdistan und der Aggressivität des türkischen Regimes geäußert. Der AKP/MHP-Faschismus werde definitiv zusammenbrechen, erklärte Kalkan: „Keine Macht auf dieser Welt wird ihn retten können.“
Wir dokumentieren Ausschnitte aus dem ausführlichen TV-Interview, das am Montagabend ausgestrahlt wurde:
Politischer Kampf gegen die Isolation Abdullah Öcalans
„Bezüglich der Isolation [auf Imrali] gibt es keine Veränderungen, doch in Bezug auf den Kampf für die physische Freiheit Rêber Apos [Abdullah Öcalan] ist es in jüngster Zeit zu wichtigen Entwicklungen gekommen. Dazu gehört zum Beispiel der große Marsch nach Gemlik am 12. Juni. Zudem wurde der 11. Juni zum Internationalen Aktionstag [für die Freiheit Abdullah Öcalans] erklärt. Überall auf der Welt gingen an diesem Tag Kurdinnen und Kurden, deren internationale Freundinnen und Freunde und die revolutionär-demokratischen Kräfte gegen Isolation und Faschismus und für die Freiheit [Abdullah Öcalans] auf die Straße. Es kam zu vielfältigen Protesten gegen den AKP/MHP-Faschismus und für die physische Freiheit Abdullah Öcalans. Die Gemlik-Demonstration war stark. Durch sie wurden das wahre Gesicht der AKP/MHP und des Isolations- und Foltersystems auf Imrali, aber auch der faschistische Terror, die Tyrannei, Folter und Unterdrückung in der Türkei und Kurdistan sehr deutlich. Im Namen unser Partei möchte ich alle Jugendlichen, Frauen, unser Volk und unsere internationalen Freundinnen und Freunde grüßen, die an diesen verschiedenen Protesten teilgenommen haben. Sie haben dadurch klar Stellung bezogen und deutlich gemacht, dass sie mit dem Folter- und Isolationssystem auf Imrali nicht leben möchten und die Mauern Imralis niederreißen werden."
Juristischer Kampf gegen das Imrali-System
„Auch der juristische Kampf dauert an. In der vergangenen Woche habe 775 Anwältinnen und Anwälte Besuchsanträge für Imrali gestellt. Sie werden wohl weiter auf dieses Recht beharren. Und das sollten sie auch. Eigentlich sollten diese Anträge nicht nur einmal auf diese Weise gestellt werden. Die Anwältinnen und Anwälte können dafür verschiedene Initiativen ergreifen, denn sie machen von ihrem demokratischen Recht Gebrauch. Dadurch haben sie deutlich gezeigt, welche Praxis auf Imrali vorherrscht und was der AKP/MHP-Faschismus dort tut. Es ist sehr wichtig, die Maske des Faschismus zu Fall zu bringen, allen die Realität vor Augen zu führen und die gegebene Situation anzuprangern. Niemand sollte da sagen, es handle sich ja nur um einfache oder kleine Schritte. In der aktuellen Phase muss alles unternommen werden, egal ob klein oder groß.“
Große Bedeutung der Freiheitsmahnwache für Abdullah Öcalan in Straßburg
„Dann ist da natürlich noch die am längsten andauernde kurdische Protestaktion, die Freiheitsmahnwache in Straßburg. Sie findet seit nunmehr über zehn Jahren statt. 520 Wochen sind seit ihrem Beginn vergangen. Es handelt sich um eine ununterbrochene Protestaktion. In der kurdischen Geschichte hat es noch nie eine derart lange Protestaktion gegeben. Mit diesem Protest beweist das kurdische Volk in Europa wirklich eine historische Haltung. Aktive, Frauen und Jugendliche setzen sich auf eine historische Art und Weise für Rêber Apo ein und tun diese in Form der Freiheitsmahnwache auf eine sehr geordnete und disziplinierte Art und Weise. Das ist sehr wichtig. Ich möchte alle grüßen, die sich daran beteiligen und diese Aktion aktiv unterstützen, und ihnen gratulieren. Im Namen unserer Partei wünsche ich ihnen allen viel Erfolg."
Falsche Gerüchte über Gespräche mit Abdullah Öcalan
„Der AKP/MHP-Faschismus greift alles und jeden an. Seine Aggressivität ist das Ergebnis unseres Kampfes, denn er befindet sich heute in völliger Panik. Natürlich verbreitet dieses Zentrum psychologischer Kriegsführung auch viele Behauptungen. Es behauptet verschiedene Dinge, zum Beispiel, dass es zu Gesprächen [mit Abdullah Öcalan] gekommen sei. Das wird sehr bewusst getan, weil große Angst vor der Kraft unseres Kampfes besteht und dieser geschwächt werden soll. Auf diese Weise sollen gewisse Erwartungen in den Menschen geweckt werden, um deren entschlossene, kämpferische Haltung zu schwächen und ihre Beteiligung am Kampf zu minimieren. Dessen muss sich unser Volk sehr genau bewusst sein. All das geschieht im Kontext der psychologischen Kriegsführung und derartigen Behauptungen darf keinerlei Glauben geschenkt werden. Ganz im Gegenteil müssen sich alle bewusst sein, dass es unser Kampf ist, der den AKP/MHP-Faschismus dazu zwingt, solche Behauptungen zu verbreiten. Unser Kampf hat einen enormen Einfluss auf die faschistisch-kolonialistische Mentalität und die Völkermordpolitik. Von daher müssen wir unseren Kampf noch weiter verstärken, vertiefen und verbreiten."
Einsatz ,taktischer Nuklearwaffen´ durch die türkische Armee
„Ein weiteres Thema, dem wir Beachtung schenken sollten, sind die Kriegsverbrechen, die vom AKP/MHP-Faschismus begangen werden. In unseren Kreisen wird darüber diskutiert, doch geht diese Diskussion nicht darüber hinaus. Es gibt eindeutige Nachweise für den Einsatz chemischer Waffen. Doch herrscht absolutes Schweigen. Im Falle der Regierung Saddam Husseins wurden keinerlei chemische Waffen gefunden, trotz anders lautender Behauptungen, und trotzdem wurde dieses Regime gestürzt. Nachdem sie es gestürzt hatten, wurde offen zugegeben, dass bereits vorher klar war, dass es dort keine chemische Waffen gab. Heute existiert ein Regime [AKP/MHP-Regierung], das massiv chemische Waffen einsetzt. Doch es herrscht nicht nur Totenstille, sondern dieses Regime erfährt auch noch grenzenlose Unterstützung. Dabei begeht es Kriegsverbrechen. Gemäß der Berichte der Freundinnen und Freunde, die sich vom Tepê Sor [Gebiet in unmittelbarer Nähe zur irakisch-türkischen Grenze] retten konnten, wurden dort mit großer Wahrscheinlichkeit taktische Nuklearwaffen eingesetzt. Ein türkischer General a.D. sagte vor Kurzem in einem türkischen TV-Sender [General a.D. Erdoğan Karakuş in der Sendung ,Tarafsız Bölge`; CNN Türk; 23.03.2022]: ,Seit den 1990er Jahren setzen wir taktische Nuklearwaffen ein. Im Ukraine-Krieg wird diese Waffe auch eingesetzt. Wir verfügen auch über diese Waffen und bringen sie zum Einsatz.' Daraufhin wurde die Sendung unterbrochen. Diejenigen, die diese Waffen in den 1990er Jahren eingesetzt haben, setzen taktische Nuklearwaffen heute in Zap, Avaşîn und Metîna ein. Das ist ein noch schweres Kriegsverbrechen als der Einsatz chemischer Waffen. Juristinnen und Juristen müssen diesem Thema nachgehen, denn es handelt sich hierbei um ein wichtiges Eingeständnis."
Intensität und politische Bedeutung des aktuellen Krieges in Südkurdistan
„Seit dem 25. Mai hat der türkische Staat den Krieg [in Südkurdistan] ausgeweitet, um die Gebiete Girê Rûbar und Çiyayê Reş verteidigen zu können. Er greift seither die Bergspitzen Cûdî, FM und Hekarî an. Wir haben bereits in der Vergangenheit die Frage aufgeworfen, wie sich die türkischen Soldaten auf dem Girê Cûdî halten wollen. Am 15. und 16. Juni haben wir gesehen, wie während einer revolutionären Vergeltungsoperation 57 Besatzungsoldaten getötet wurden. Der türkische Staat schießt auf seine eigenen Leichen und zerstückelt sie. Warum tut er das? Wer befindet sich unter diesen Getöteten? Personen, die chemische Waffen und taktische Nuklearwaffen eingesetzt und dementsprechend Verbrechen begangen haben. Der türkische Staat setzt massiv auf den Einsatz modernster Technik, zerstört die Natur und vertreibt die Zivilbevölkerung. Er begeht also Verbrechen. Hinzu kommt, dass er islamistische Proxykräfte einsetzt, unter denen sich sehr wahrscheinlich Verbrecher vom IS und al-Qaida befinden. Damit sie nicht in die Hände der Guerilla gelangen und dies nicht öffentlich gemacht wird, beschießt der türkische Staat deren Leichen und zerstückelt sie. Er beschießt und zerstört auch seine eigenen Helikopter, wenn diese abgeschossen werden. Bisher sind drei Helikopter abgestürzt.
Der Angriff [der Guerilla] auf dem Berggipfel Cûdî hat den türkischen Staat schwer getroffen. Er wird von dort zu fliehen versuchen, aber das wird ihm nicht gelingen. Er wird noch mehr in Bedrängnis geraten und schwere Schläge einstecken. Die Ereignisse auf dem Girê Cûdî sind nur der Anfang. Die Guerilla wird noch viel kreativere und mutigere Angriffe ausführen. Der AKP/MHP-Faschismus wird dort begraben werden. Die Realität in der Türkei und Kurdistan wird heute von diesem Krieg bestimmt. Einige sprechen über angeblich bald stattfindende Wahlen in Bagdad, Hewlêr [Erbil] oder Ankara und meinen, die Politik werde dort bestimmt. Doch das stimmt nicht. Der Krieg in Zap, Avaşîn und Metîna bestimmt die Politik. Der dortige Kampf und Widerstand sind entscheidend. Alles wird durch das Ergebnis dieser Kämpfe bestimmt werden. Die aktuellen Entwicklungen bestätigen das. Immer mehr Menschen werden sich dieser Tatsache mittlerweile bewusst."
Die Angst von Erdogan und Bahçeli, für die Niederlage zur Rechenschaft gezogen zu werden
„Die Vertreter des AKP/MHP-Faschismus werden bloßgestellt, all ihre Masken fallen und sie begehen immer mehr Verbrechen. Um zu verhindern, dass die Wahrheit ans Tageslicht gerät, ihre Verbrechen bekannt werden und ihre Masken fallen, greifen sie immer wieder an. Durch politischen Druck und Festnahmen wollen sie diese Entwicklungen stoppen. Sie terrorisieren die Medien, schließen sie und bringen sie zum Schweigen. So wollen sie angeblich Wahlen durchführen lassen. Sie versuchen, durch Unterdrückung und Tyrannei an der Macht zu bleiben. Diese innenpolitischen Entwicklungen können wir auch in der Außenpolitik beobachten. Der AKP/MHP-Faschismus versucht seine Angriffe in Şengal, Südkurdistan und Rojava zu verstärken. Auch Griechenland bleibt davon nicht verschont. All das zeigt, dass der AKP/MHP-Faschismus heute in Zap, Avaşîn und Metîna besiegt wird und ums Überleben kämpft. Sie versuchen die eigentliche politische Agenda zu verzerren und suchen nach einem Ausweg. So möchten sie ihren Zusammenbruch hinauszögern. Doch ihre Zeit wird immer knapper. Der Tag wird kommen, an dem sie zur Rechenschaft gezogen werden.
Die sogenannten Generäle, die heute den Krieg leiten, haben sich vor nicht allzu langer Zeit einander für die damaligen Ereignisse im Zap zur Verantwortung gezogen. Wann geschah das? Ab Februar 2008. Wer zog wen damals zur Verantwortung? Tayyip Erdogan und Bahçeli forderten Rechenschaft von den Generälen Yaşar Büyükanıt und Ilker Başbug. Und wofür genau? Dafür, dass sie im Zap verloren hatten und von dort geflohen waren. Genau diejenigen, die damals andere zur Rechenschaft zogen, befinden sich heute genau in der gleichen Situation. So ein Ort ist der Zap. Auch sie werden zur Rechenschaft gezogen werden. Der AKP/MHP-Faschismus wird definitiv zusammenbrechen. Keine Macht auf dieser Welt wird ihn retten können. Das sagen wir in aller Klarheit. Verschiedene globale Mächte, zum Beispiel die USA, Europa und die NATO, unterstützen den AKP/MHP-Faschismus. Auch die kollaborierenden Verräter der PDK tun dies. Der Reichtum der Türkei wird verkauft und komplett für den Krieg eingesetzt. Dadurch lässt sich der Zusammenbruch vielleicht ein wenig verzögern, aber sich vor ihm zu retten, wird unmöglich sein."