HPG rufen zu Unterstützung zum Stopp türkischer Angriffe auf

In ihrer aktuellen Mitteilung zu den türkischen Angriffen der vergangenen sieben Tage weisen die HPG darauf hin, dass die Türkei mit ihrer Militärgewalt provoziere, „dass die Guerillakräfte ihr Recht auf eine aktive Haltung“ ausüben werden.

Türkei sabotiert möglichen Frieden

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben eine aktuelle Übersicht zu den türkischen Angriffen im Zeitraum vom 5. bis 12. Juni sowie ihren Reaktionen im Rahmen legitimer Selbstverteidigung veröffentlicht. In ihrer ausführlichen Erklärung bitten sie international um Unterstützung, um die türkische Militäreskalation, die laut HPG-Angaben insbesondere den Einsatz verbotener und geächteter Waffen umfasst, zu stoppen: „Wir rufen alle, die sich aufrichtig für Frieden und eine Lösung einsetzen, dazu auf, in dieser Angelegenheit die Initiative zu ergreifen.

Wir fordern auch alle Menschenrechtsorganisationen, die sich gegen den Einsatz verbotener Waffen aussprechen, sowie alle demokratischen Friedenskreise auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den türkischen Staat daran zu hindern, in Metîna und in der westlichen Zap Region verbotene Waffen auf unmenschliche Weise einzusetzen.“

Die HPG warnte, dass die Guerillakräfte ihr Recht ausüben würden, zu einer aktiven Haltung überzugehen und verschiedene Formen der Reaktion zu entwickeln, wenn die Angriffe auf ihre Gebiete nicht eingestellt würden.

Anhaltende Militärgewalt trotz einseitigem Waffenstillstand und Auflösungserklärung

Trotz eines einseitig von der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) erklärten Waffenstillstands eskaliert die türkische Armee ihre Angriffe auf die von der Guerilla gehaltenen Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan. Hierbei wurden am 7. April nach Angaben der Volksverteidigungskräfte zwei Angehörige der Guerilla bei türkischen Drohnenangriffen in Çirav im Gare-Gebirge in Südkurdistan getötet. Die YJA Star Kämpferinnen Besê und Mîtra wurden laut HPG bei einem türkischen Chemiewaffenangriff am 11. April auf die Tunnelanlagen im Widerstandsmassiv Girê Cûdî an der Westfront der Zap Region getötet. Şiyar Cizîr und Baran Çiya kamen, wie die Guerilla veröffentlichte, am 1. und 25. Mai bei einem Hinterhalt der türkischen Armee in den Regionen Metîna und Zap ums Leben. Infolge schwerer Angriffe am 27. Mai und 30. Mai kamen die HPG Kämpfer Welat und Bawer in Südkurdistan ums Leben.

Aufgrund dieser anhaltenden Militärgewalt äußerten sich die Volksverteidigungskräfte in ihrer aktuellen Erklärung ausführlich zur aktuellen Situation. Darin heißt es, dass die türkischen Streitkräfte den einseitigen Waffenstillstand ausnutzen, um sich frei zu bewegen und Guerilla Positionen zu umzingeln. Anstatt die Möglichkeit für einen Friedensprozess wahrzunehmen, versuchten sie auf „höchst verabscheuungswürdige Weise“, die Widerstandkämpfer:innen in den Tunneln „zu eliminieren“.

Bei den türkischen Angriffen kommen demnach hochexplosive Sprengstoffe, Chemiegas, mit Sprengstoff beladene Drohnen, Bohrer und Bagger (mit denen versucht wird, Tunnel zu durchbohren und zu zerstören) sowie schwere Waffen zum Einsatz.

Auch die Beschlüsse des 12. Kongresses der PKK (zur Auflösung und Entwaffnung) haben bisher nicht zu einer Änderung dieses Vorgehens geführt. Die HPG geben an, in den letzten Tagen intensive Chemiegas-Einsätze gegen Guerilla Positionen in Girê Amêdî und dem Dorf Sêgirê in der Nähe des Bezirks Amêdî sowie gegen das Dorf Şêlazê in Metîna verzeichnet zu haben. „Die türkische Armee hat sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, die Guerillakräfte in diesen drei Positionen mit chemischen Gasen zu vernichten.“

Feiger Versuch, den Friedensprozess zu sabotieren

Hinter dem Vorgehen des türkischen Militärs sehen die HPG die Motivation, den Krieg gewinnen zu wollen und damit sowohl den Friedensappell des PKK-Begründers Abdullah Öcalan sowie die von der PKK auf ihrem 12. Kongress getroffenen Entscheidungen zu untergraben. Diesen Ansatz, der die Bedingungen des Waffenstillstands ausnutze, bezeichneten die HPG als „feige“.

In diesem Zusammenhang warnten sie: „Sie [die türkischen Streitkräfte] versuchen nicht nur, dieses Ziel durch den Einsatz international verbotener Waffen zu erreichen, sondern beharren auch auf einer aggressiven Haltung, die darauf abzielt, den angestrebten Friedensprozess zu sabotieren. Diejenigen, die hinter diesen Angriffen stehen, sollten sich bewusst sein, dass die Guerillakräfte ihr Recht auf eine aktive Haltung und verschiedene Formen der Reaktion ausüben werden, wenn sie diese verabscheuungswürdigen Angriffe nicht einstellen.

Um eine solche Situation zu verhindern, muss diesem schmutzigen, feigen, opportunistischen und billigen Heldentum der Kriegsprofiteure ein Ende gesetzt werden. Es ist ganz klar, dass sie ohne den Waffenstillstand nicht in der Lage gewesen wären, eine solche Belagerungssituation zu schaffen.“

Aufruf zum Handeln

Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, rufen die HPG und YJA Star international zu Unterstützung auf: „Wir rufen alle, die sich aufrichtig für Frieden und eine Lösung einsetzen, dazu auf, in dieser Angelegenheit die Initiative zu ergreifen. Wir fordern auch alle Menschenrechtsorganisationen, die sich gegen den Einsatz verbotener Waffen aussprechen, sowie alle demokratischen Friedenskreise auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den türkischen Staat daran zu hindern, in Metîna und in der westlichen Zap Region verbotene Waffen auf unmenschliche Weise einzusetzen.“

Im Anschluss an ihre Erklärung wurden folgende detaillierte Angaben zu den türkischen Militärangriffen sowie Reaktionen der Guerilla seit dem 5. Juni gemacht:

Angriffe der türkischen Armee

- Am 9. Juni wurden Widerstandstunnel in Girê Amêdî (im westlichen Zap-Gebiet) zweimal mit Sprengstoff bombardiert.

- Am 10. Juni wurden Widertsandstunnel in Girê Amêdî neunmal mit Chemiegas bombardiert.

- Am 5., 6., 9., 10. und 11. Juni wurden Widerstandstunnel in Girê Amêdî elfmal von mit Sprengstoff und Chemiegas beladenen Drohnen bombardiert.

- Am 7. und 8. Juni wurden Widerstandstunnel in Şêlazê (in der Region Metîna) fünfmal von mit Sprengstoff und Chemiegas beladenen Drohnen bombardiert.

- Am 10. Juni wurde das Gebiet Deşta Kafya (in der Region Gare) einmal von Kampfflugzeugen bombardiert.

- Am 5., 6., 9., 10., 11. und 12. Juni versuchten türkische Truppen 26 Mal, Widerstandstunnel in Girê Amêdî mit Baggern und Bohrern zu zerstören.

- Zwischen dem 5. und 11. Juni wurden die Gebiete Spîndarê, Kanî Sarkê, Zêvkê, Deriyê Hirçê, Deşta Kafya, Dêreşê und Girê Zengil in der Region Gare, die Gebiete Serê Metîna und Bêşîlî in der Region Metîna sowie die Widerstandsgebiete Girê Amêdî und Girê Bahar in der westlichen Zap-Region mit schweren Waffen, Artillerie und Mörsern intensiv bombardiert.

Reaktionen der Guerilla

- Am 6. Juni um 13:45 Uhr wurden Besatzer in einer Angriffsposition in Girê Amêdî in der Region von YJA Star Kräften angegriffen, wobei eine Kamera und ein Sprengsatz zerstört wurden.

- Am 9. Juni um 13:46 Uhr wurden Besatzer, die sich in einer Angriffsposition in Girê Amêdî in der befanden und versuchten, Guerillatunnel zu durchbohren, mit einer Sabotagetaktik angegriffen.

- Am 10. Juni um 12:00 Uhr wurden Besatzer im Widerstandgebiet Serê Metîna angegriffen und ein Radarsystem zerstört.