Besê Hozat, Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans), hat sich bei Medya TV zu aktuellen Entwicklungen geäußert. Wir veröffentlichen einen Ausschnitt aus der Sendung:
Krieg in Kurdistan
Die Freiheitsguerilla Kurdistans setzt ihren unerbittlichen Kampf gegen den Vernichtungskrieg des türkischen Staates fort. Nicht nur das kurdische Volk, alle interessieren sich für den Verlauf des Kriegs, denn es ist offensichtlich, dass die Darstellung in den Medien der AKP/MHP manipulativ ist. Deshalb ist es kaum möglich, das Geschehen nachzuvollziehen. Auf welchem Niveau ist der Krieg angekommen, welches Niveau hat die Guerilla erreicht? Tatsache ist, dass er weitergeht und nicht an Geschwindigkeit verliert. Metîna und der Westen des Zap werden sehr intensiv und mit allen Mitteln angegriffen. Es werden Chemiewaffen und alle möglichen Arten verbotener Kampfmittel eingesetzt. Diese Waffen sind verboten, ihr Einsatz gilt als Kriegsverbrechen. Der türkische Staat begeht jeden Tag und jede Stunde Kriegsverbrechen. Die Medya-Verteidigungsgebiete werden ununterbrochen aus der Luft und am Boden bombardiert.
Erwartete Eskalation im Juni
Momentan konzentrieren sich die Angriffe vor allem auf den Westen des Zap und auf Metîna. Die PDK hat dem türkischen Staat den Weg für die Besatzung der gesamten Region freigemacht. Sie liefert nachrichtendienstliche und logistische Unterstützung und erleichtert den Vormarsch. Der türkische Staat rückt in Metîna momentan Schritt für Schritt vor. Die Guerilla leistet sehr ernsten Widerstand. In letzter Zeit gab es viele Aktionen, um den Feind aufzuhalten. Im Zap ist es ähnlich, die Guerillatunnel werden sehr massiv mit verbotenen Waffen angegriffen. In Qendîl, Xakurke und überall in Behdînan gibt es jeden Tag Luftangriffe.
Wir haben gesagt, dass der Krieg Ende Mai und Anfang Juni heftiger werden und an Umfang zunehmen wird. Das ist es, was momentan stattfindet. Es gibt einen intensiven Angriff, eine massive Bombardierung und den Versuch, mit Bodentruppen vorzurücken. Dagegen unternimmt die Guerilla starke Aktionen, mit denen dem Feind in Metîna und Zap vor allem im Juni schwere Schläge versetzt wurden.
Sehr viel umfassenderer Angriff geplant
Der Feind hat für Juni einen sehr viel umfassenderen Angriff geplant. Dieser Plan bezieht auch Bradost ein und erstreckt sich bis nach Gare, dafür soll der Westen des Zap eingenommen werden. Das war das Ziel und der Plan ist immer noch aktuell. Um ihn sofort Anfang Juni umsetzen, wäre jedoch noch größere Unterstützung nötig gewesen. Dafür hat es zum Beispiel Gespräche mit dem Irak gegeben. Der türkische Staat hat offen irakische Unterstützung gefordert, denn er kommt momentan nicht weiter und ist in Schwierigkeiten. Er setzt einschließlich verbotener Waffen die weltweit fortschrittlichste Technologie ein, aber er steckt fest und ist ausgelaugt, er kommt im Zap und in Metîna nicht voran. Deshalb braucht er die Unterstützung des Irak.
Der Irak wird unter Druck gesetzt
Der türkische Staat will, dass sich die Peschmerga und der Irak in offener Form aktiv am Krieg beteiligen. Deshalb hat es diese Gespräche gegeben, er wollte ein gemeinsames Operationszentrum einrichten, um den Krieg gemeinsam zu koordinieren. Das will er offensichtlich immer noch. Inzwischen zeigt sich jedoch auch, dass es immer noch keine klare Vereinbarung mit dem Irak zu diesem Thema gibt. Der Irak wird unter Druck gesetzt, aber er hat die Forderungen der Türkei bisher offenbar nicht gänzlich akzeptiert. Deshalb kommt der türkische Staat nicht in geplanter Form weiter. Seine eigene Kraft reicht dafür nicht aus.
Keine Erfolgsaussicht ohne Unterstützung
Das türkische Regime bricht zusammen, wirtschaftlich und politisch. Alleine ist es militärisch und wirtschaftlich nicht in der Lage, bis nach Gare, Qendîl und Bradost vorzurücken. Es kann noch so viele unmenschliche Waffen einsetzen und Kriegsverbrechen begehen, es kommt nicht weiter. Seit drei bis vier Jahren wird die Guerilla ununterbrochen mit verbotenen Waffen, Drohnen und Kampfjets angegriffen. Der türkische Staat stützt sich auf seine Technologie, aber er kommt zu keinen Ergebnissen. Wenn ihm der Irak keine Unterstützung gewährt und die Peschmerga nicht komplett eingreift, hat er keine Erfolgsaussichten. Die Kraft hat er nicht. Deshalb bemüht er sich sehr darum, den Irak in den Krieg einzubeziehen und die YNK auf dieselbe Linie wie die PDK zu bringen. Diese Bemühungen gehen weiter, aber bisher hat er das gewünschte Ergebnis nicht erreicht. Aus diesem Grund kann er sein Vorhaben nicht wie geplant in die Praxis umsetzen. Er greift in Teilschritten mit Informationen und logistischer Unterstützung der PDK an. Die PDK betätigt sich als Vorhut und macht den Weg frei, es werden Truppen von hier nach dort verlegt. An den Orten, in die der türkische Staat eingedrungen ist, versucht er die Kontrolle zu gewinnen. In dieser Form wird momentan der Krieg in Südkurdistan geführt.
Guerilla in Nordkurdistan
Auch in Nordkurdistan dauert der Krieg an. Wir sprechen meistens über den Süden, weil der Krieg hier sehr massiv geführt wird. Aber auch im Norden finden überall ununterbrochen Militäroperationen statt. Es gibt keine Pause, keinen Tag und zu keiner Jahreszeit. Seit Jahren sind immer Drohnen am Himmel, Kampfjets, Hubschrauber. Es gibt Einsatztruppen aller Art, Spezialeinheiten und Söldnerbanden. Alle Regionen in Nordkurdistan sind dauerhafte Operationsgebiete. Auch dort leisten unsere Genossinnen und Genossen einen großartigen Widerstand, sie zeigen ihre Willensstärke. Ich gratuliere der Guerilla im Norden zu ihrem großen Mut, ihrer unerschütterlichen Verbundenheit und ihrer Opferbereitschaft. Sie hält stand gegen die pausenlosen Angriffe, überall. Die Guerilla ist in allen Regionen präsent und hält die Stellung. Dieser Widerstand ist von großem Wert.
Kriegsverbrechen in Rojava
Auf gleiche Weise wird auch Rojava weiterhin ununterbrochen angegriffen. Die Haltung der dortigen Bevölkerung und der militärischen Kräfte ist bewundernswert. Sie befinden sich unter einem Dauerangriff. Ihr Lebensraum und ihre Versorgungsanlagen werden bombardiert. Diese Angriffe sind Kriegsverbrechen und verstoßen gegen das Völkerrecht, sie zielen auf einen Völkermord ab. In den von der Türkei besetzten Gebieten in Rojava wird die demografische Struktur gezielt verändert. Die Bevölkerung wird vertrieben, andere Menschen werden angesiedelt. Der Unterricht findet in türkischer Sprache statt. Für Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî wurden Gouverneure ernannt, diese Gebiete sind besetzt und annektiert worden. Kürzlich wurde über eine in Efrîn eingerichtete Kadettenschule berichtet, an der Dschihadisten professionell ausgebildet werden. Es wird ein Vernichtungskrieg geführt, ein Völkermord.
Der Widerstand geht weiter
Es gibt Widerstand dagegen. Dieser Kampf wird nicht aufhören. Solange das kurdische Volk verleugnet wird, wird der türkische Staat überall dort angreifen, wo sich Kurdinnen und Kurden zur Wehr setzen. Wir sehen jedoch auch, dass der Widerstand weitergeht und zu Ergebnissen führt. Das faschistische Regime steuert auf seinen Zusammenbruch zu.
Die Politik der AKP/MHP-Regierung hat auch einen extremen Anstieg frauenfeindlicher Gewalt ausgelöst und eine sexistische Kultur etabliert. Damit kann sie nicht weiterkommen. Die Frauenbefreiungsbewegung wird überall stärker, und sie muss noch stärker werden. Der Männerstaat und jeder einzelne männliche Herrscher müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Frauen können das, sie haben diese Stärke.