Zum 25. November: Unsere Selbstverteidigung gegen ihre Kriege!

„Ohne feministische Selbstverteidigung gegen das patriarchale kapitalistische System, das uns unterdrückt, tötet und ausbeutet, wird es keinen Frieden und keine Gerechtigkeit geben“, erklärt das kurdische Frauenbüro Cenî zum 25. November.

Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. hat eine Erklärung zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen veröffentlicht. In der Erklärung heißt es:

Vor 64 Jahren wurden die Schwestern Mirabal vom dominikanischen Regime unter Rafael Trujillo getötet. Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal, die in ihrer kommunistischen Widerstandsgruppe als „Las Mariposas“ (Schmetterlinge) bekannt waren, wurden ermordet, weil sie den Sturz des Diktators Trujillo planten. Der 25. November wurde in Gedenken an diese drei Widerstandskämpferinnen zum Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Jährlich gehen wir als Frauen- und feministische Bewegungen an diesem Tag auf die Straße, um an die immer weiter eskalierende patriarchale Gewalt auf der Welt aufmerksam zu machen. Gleichzeitig drücken wir feministische Solidarität aus, erinnern an ermordete Frauen und ihre Geschichten und machen die lange Geschichte von Widerstand gegen den Kapitalismus und das Patriarchat sichtbar.

Patriarchale Gewalt hat viele Gesichter. Sie findet nicht nur in der Familie und in Partnerschaften und im Alltag statt, sondern ist auch Kriegswaffe und politisches Mittel. Am Beispiel aktueller Kriege wie in Palästina, Sudan und Kurdistan wird so deutlich wie lange nicht mehr, dass Frauen und Mädchen zu den Hauptleidtragenden von Kriegen und Konflikten gehören. Sie sind von Hunger und von Zerstörungen lebensnotwendiger Infrastruktur, aber auch von sexualisierter Gewalt im Kontext von Kriegen besonders betroffen. Sie sind Zielscheibe staatlicher Gewalt und reaktionärer militanter Gruppen zugleich, besonders dann, wenn sie gegen diese organisiert Widerstand leisten und für eine Alternative jenseits von Besatzung, Ausbeutung und Gewalt kämpfen.

Gleichzeitig steigen weltweit die Zahlen zu Fällen häuslicher und sexualisierter Gewalt und Femiziden – eine Tendenz, die wir nicht getrennt vom Erstarken faschistischer und autoritärer Ideologien und Strukturen analysieren können. Auch in Deutschland wird nahezu jeden Tag eine Frau ermordet, und hunderte Frauen und Mädchen erleben täglich häusliche Gewalt und Belästigung. Staaten geben vor, Strukturen für den Schutz von Frauen und queeren Menschen zu schaffen, doch an der Umsetzung von Maßnahmen (zum Beispiel im Rahmen der Istanbul-Konvention) scheitern sie oder sind sogar aktiv dabei, bestehende Rechte einzuschränken und aufzuheben. Schutzstrukturen werden kaputtgespart, feministische linke Bewegungen und Aktivist:innen kriminalisiert und Gewaltbetroffene isoliert und im Stich gelassen.

Viele feministische Bewegungen haben in den letzten Jahren ihren Kampf zurecht in Richtung Selbstorganisierung und gegenseitiger Unterstützung gestärkt, statt sich vom Staat und vom herrschenden System Lösungen zu erhoffen. Immer deutlicher wird die Notwendigkeit von Selbstverteidigung gegen das patriarchale kapitalistische System. Ohne feministische Selbstverteidigung gegen dieses System, das uns unterdrückt, tötet und ausbeutet, wird es keinen Frieden und keine Gerechtigkeit geben.

Als kurdische Frauen sehen wir uns in der Tradition all jener Frauen, die in der Geschichte für ihr Recht auf ein Leben in Sicherheit, Freiheit und Frieden gekämpft haben, ohne sich herrschenden Strukturen zu beugen, ohne ihren Willen brechen zu lassen, ohne sich von wahren Alternativen abbringen zu lassen. In diesem Geiste rufen wir alle auf, sich den Demonstrationen und Aktionen zum 25. November und auch darüber hinaus weltweiten feministischen Organisierungen anzuschließen.

Das Patriarchat spaltet uns, unsere Antwort ist kollektiver Widerstand und Solidarität!
Jin Jiyan Azadî – nicht nur am 25. November, sondern jeden Tag!