YJK-E: Keine Frau wird unorganisiert bleiben

Der bundesweit organisierte kurdische Frauenverband YJK-E hat auf einer Sitzung mit 200 Delegierten die politische und organisatorische Lage bewertet und die aktuellen Richtlinien und künftige Aktivitäten festgelegt.

Der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) hat seine Arbeit im vergangenen Jahr ausgewertet und die aktuellen Richtlinien und künftige Aktivitäten festgelegt. An der Sitzung nahmen rund 200 Frauen teil. Nach einer Gedenkminute und der Vorstellung des Tätigkeitsberichts erläuterte Zeynep Dersim die wesentlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres aus Sicht der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E).


Zeynep Dersim begann ihre Ausführungen mit dem Gedenken an revolutionäre Gefallene und erinnerte stellvertretend für alle ermordeten Frauen an Sakine Cansız, Evîn Goyî und Zelal Zagros. Der Jahresbeginn sei von dem tödlichen Anschlag auf Evîn Goyî, Mir Perwer und Abdurrahman Kızıl am 23. Dezember 2022 in Paris geprägt gewesen, auch danach habe es brutale Angriffe auf verschiedenen Ebenen gegeben. In ihrer Bewertung ging Zeynep Dersim auf das große Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet und die wiederholten Angriffswellen auf die Revolution von Rojava ein und erwähnte in diesem Zusammenhang die große Solidarität und den gesellschaftlichen Widerstand, bei dem die Formel „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) eine wesentliche Rolle gespielt habe.

Männlich-staatliche Herrscher fürchten kämpfende Frauen

„Weil die männlich-staatlichen Herrschenden am meisten Angst vor kämpfenden Frauen haben, sind Pionierinnen wie Evîn Goyî , Nagihan Akarsel und Zelal Zagros ermordet worden“, hieß es weiter in der Bewertung. Die faschistische türkische Regierung sei angesichts des legendären Guerillakampfes und des von Frauen angeführten Widerstands machtlos und greife daher in Zusammenarbeit mit der vom Barzanî-Clan dominierten PDK („Demokratische Partei Kurdistans“) in Südkurdistan Vorreiterinnen der kurdischen Frauenbewegung an. „Die kurdische Gesellschaft kann die Kollaboration der PDK nicht länger hinnehmen, und auch als in Europa lebende Kurdinnen werden wir uns niemals damit abfinden“, betonte Zeynep Dersim. Die TJK-E setze sich mit Nachdruck für den Zusammenhalt aller Kurdinnen und eine nationale Einheit ein.

Unsere Rache ist die Frauenrevolution

Hinsichtlich der Eskalation im Nahen Osten sagte Zeynep Dersim, dass die Frauenbewegung gegen die durch Nationalismus und religiösen Fanatismus angefachten Kriege für die Strategie des dritten Weges eintrete. Für die TJK-E stehe die mit der Forderung nach Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage gestartete Offensive im Mittelpunkt aller Aktivitäten: „Als Kurdinnen sehen wir die Freiheit von Rêber Apo als unsere eigene Freiheit.“

Zu der am letzten 8. März gestarteten Kampagne „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“ erklärte Zeynep Dersim: „Unsere Rache für alle Angriffe des Faschismus, der patriarchalen Macht und der Männerstaaten wird die Frauenrevolution sein.“

Keine Frau darf unorganisiert bleiben

Nach der Einführung von Zeynep Dersim diskutierten die Delegierten über das vergangene Kampfjahr und ihre eigenen Aktivitäten. Ein Schwerpunktthema war der Aufbau eines effektiven und handlungsfähigen Frauensystems. „Keine Frau soll unorganisiert bleiben“ hieß es in der Diskussion. Das Ziel sei es, alle in Deutschland lebenden Frauen zu erreichen. Betont wurde dabei auch die ansteigende Gewalt gegen Frauen und die Notwendigkeit organisierter Selbstverteidigung. Gegen die politischen Morde an führenden Frauen der Bewegung müsse auf aktivistischer und juristischer Ebene gekämpft werden. Ein weiteres Diskussionsthema war die Bildungsarbeit der Frauenbewegung, die systematisch in den lokalen Räten, Kommunen und Initiativen durchgeführt werden sollte.

Zîlan-Festival am 15. Juni

Beschlossen wurde auf der Sitzung unter anderem, dass der Frauenkampftag 8. März offensiv und zusammen mit anderen Frauenorganisationen im Rahmen von Aktivitäten und Veranstaltungen vom 1. bis 10. März begangen werden soll. Geplant wird außerdem eine Konferenz zu patriarchaler Gewalt in der Gesellschaft. In der Bildungsarbeit soll die Frauenbefreiungsideologie behandelt werden. Das alljährliche Zîlan-Frauenfestival wird am 15. Juni stattfinden.