Veranstaltung in Frankfurt: Frauen verändern die Welt

Auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main haben Frauen aus verschiedenen Ländern über ihre Kämpfe berichtet. Rund um den Frauenkampftag am 8. März sind viele weitere Aktivitäten in der Stadt geplant.

In Frankfurt am Main hat am Dienstag eine Veranstaltung von „Women Defend Rojava“ und dem kurdischen Frauenrat Amara zum internationalen Frauenkampftag am 8. März stattgefunden. An der Veranstaltung mit dem Titel „Frauen verändern die Welt - 8. März - Internationaler Frauen*Kampftag“ nahmen über siebzig Frauen teil.

Auf der Veranstaltung wurden zunächst die Kampagne „Women Defend Rojava“ und der Frauenrat Amara vorgestellt. Weitere Referentinnen berichteten von der kurdischen und der chilenischen Frauenbewegung, vom zweiten Kongress der zapatistischen Frauen in Chiapas und der Frauenstreikbewegung.

JXK: Postkartenkampagne für politische Gefangene

Anwesend waren auch Frauen der JXK mit einem Tisch zu ihrer 8.-März-Kampagne zu politischen Gefangenen. Sie machen eine Postkartenaktion für gefangene politische Frauen in türkischen Gefängnissen und haben diese Karten auf der Veranstaltung verteilt.

Kurdische Frauenbewegung: Gegen das Patriarchat in den Köpfen

Die Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung gab in ihrem Referat einen Einblick in ihre Entstehungsgeschichte und ihre Kampagnen in den letzten Jahren. So fand eine Kampagne gegen Feminizide unter dem Motto „Frauen sind Leben, tötet nicht das Leben“ statt. Gegen den herkömmlichen Ehrbegriff in der kurdischen Gesellschaft wurde die Kampagne „Unsere Ehre ist unsere Freiheit“ durchgeführt.

Im Rahmen dieser Kampagnen haben Bildungsarbeit und viele weitere Aktivitäten stattgefunden, mit denen eine Bewusstseinsbildung und die Organisierung von Frauen vorangetrieben wurden.

Die Referentin sprach über die stattfindenden Kämpfe und den Aufbau eigener Strukturen, um das Kreisen um das negative System zu beenden. Sie betonte dabei die Bedeutung der eigenen Veränderung und der Auseinandersetzung mit den verinnerlichten patriarchalischen Machtverhältnissen.

Chile: Feministische Massenbewegung

Die chilenischen Frauen verstehen sich als lateinamerikanische Frauen und so ist auch ihre Organisierung. Sie berichteten von unsagbaren Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen in Chile und von massiver sexueller Belästigung an den Universitäten. Eine Universität wurde daraufhin von Frauen besetzt und es fanden Konferenzen zusammen mit indigenen Frauen statt. 2019 gab es einen feministischen Streik und am 8. März einen feministischen Protestmarsch von 200 000 Menschen in Santiago de Chile, an der sich auch die Großmütter der in der Zeit der Militärdiktatur Verschwundenen beteiligten.  

Die in Chile entstandene Performance „Un violador en tu camino“ („Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“) ging um die ganze Welt und wurde in vielen Sprachen adaptiert.

Chiapas: 4000 Frauen aus aller Welt auf Frauenkongress

Aus Chiapas berichtete eine Frau, die den zweiten zapatistischen Frauenkongress im Dezember 2019 besuchte. Es gibt weiterhin die autonomen Gebiete in Chiapas, die immer wieder den Angriffen der Paramilitärs ausgesetzt sind. Deshalb konnte der Kongress, der früher geplant war, erst im Dezember stattfinden. 4000 Frauen aus der ganzen Welt haben den Kongress besucht.

Der erste Tag war davon bestimmt, dass die Teilnehmerinnen über ihre Gewalterfahrungen im Patriarchat reden konnten. Die zapatistischen Frauen haben dies so bestimmt: Frauen hören zu, die Frauen sind nicht alleine, aus dem Schmerz wird Wut, aus der Wut Organisierung. Der zweite Tag war der Tag, an dem Lösungen überlegt werden konnten. Und am dritten Tag wurde gefeiert, getanzt, sich gefreut und gestärkt.

Die zapatistischen Frauen haben eine sehr klare politische Analyse: Die Ursache der zunehmende Gewalt gegen Frauen liegt im patriarchalen Kapitalismus. In Mexiko wird alle zweieinhalb Stunden eine Frau ermordet. Aktuell ist es die größte Gefahr weltweit, eine Frau zu sein. Für den 9. März wird in ganz Mexiko zu einem Frauenstreik aufgerufen.

Frauenstreik gegen unbezahlte Arbeit und Gewalt

Die Referentinnen vom „Frauen*streik“ berichteten über ihre Auseinandersetzung mit „Care-Arbeit“ oder Sorgearbeit, die unbezahlte Arbeit von Frauen, die nicht beachtet wird. Gewalt gegen Frauen ist ein weiterer wichtiger Bereich, den sie diskutieren. Beides wollen sie dieses Jahr am 8. März thematisieren.

So findet am 6. März eine Demonstration in Frankfurt gegen Gewalt an Frauen statt, bei der auch die Performance „Un violador en tu camino“ gezeigt werden soll. Am 8. März finden Frauenstreikcafés mit verschiedenen Workshops im ganzen Stadtgebiet in Frankfurt statt.

Demonstration zum Liebfrauenberg

Eine Aktivistin von „Women Defend Rojava“ äußerte nach der Veranstaltung: „Uns alle haben diese Berichte der Situation von Gewalt gegen Frauen betroffen und traurig gemacht. Gleichzeitig stärken uns der Widerstand und die Kämpfe von Frauen in vielen Ländern. Das wichtige war an dem Abend, dass wir alle zusammen gekommen sind und ein Stück weit mehr die Trennungen und so Zersplitterung aufheben konnten. Die Berichte, Inhalte, Widerstandsformen und Organisierungsmöglichkeiten waren so intensiv, dass wir sie sicher erst noch auswerten und sehen, wie wir weiter daraus zusammen kommen können.“

Women Defend Rojava ruft zusammen mit den kurdischen Frauenräten zu einer Demonstration am 7. März um 14 Uhr im Kaisersack in Frankfurt auf. Die Demonstration endet am Liebfrauenberg, der zum Ort des Widerstandes erklärt werden soll und der künftige Treffpunkt sein soll, wenn einer Frau Gewalt angetan wird.

Gedenktisch für Mercedes Kierpacz (in Hanau von einem Rassisten ermordet), Onalia Çendy (in Dortmund vom Ehemann ermordet) und Huriye Uçar (kurdische Aktivistin aus Berlin)