TJK-E: Frauen werden die Welt verändern!

Es wird ein Krieg gegen Frauen geführt, stellt der europaweit organisierte Frauendachverband TJK-E in einer Erklärung zum 8. März fest und ruft zum gemeinsamen Kampf gegen männlichen Faschismus und patriarchale Institutionen auf.

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) hat eine Erklärung zum Frauenkampftag am 8. März abgegeben:

Wir begrüßen ein neues Jahr des Freiheitskampfes und damit alle kämpfenden Frauen weltweit, die sich den Angriffen der männerdominierten Mentalität nicht unterwerfen und das Feuer der Freiheit am Leben erhalten: Von Clara Zetkin über Rosa Luxemburg zu Sakine Cansız und Hevrîn Xelef!

In einer Welt, die von einer männerdominierten Geisteshaltung geprägt ist, haben sexueller Missbrauch, Prostitution, Selbstmord, Kinderheirat, Frauenmorde, häusliche, soziale und staatliche Gewalt eine Form der täglichen Praxis angenommen. Der männlich-staatliche Terror wird zunehmend normalisiert. Morde, die unter dem Namen Ehre und Liebe begangen werden, werden durch staatliche Gesetze mit der geringsten Strafe bestraft. Es wird ein Krieg gegen Frauen geführt, indem Sexismus und Angriffe auf Frauen als natürliches Verhalten der Männlichkeit gerechtfertigt und Massaker an Frauen normalisiert werden. Krieg, Zwangsmigration und Arbeitslosigkeit treffen Frauen am meisten. Vermisste Frauen, verlorene Kinder, Frauen ohne Zukunft, Morde an Frauen sind die größten Tragödien unseres Jahrhunderts.

In der Frauenfrage ballen sich wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle, ökologische und andere Probleme. Sie ist ein durch den gesellschaftlichen Sexismus geschaffenes und daher soziales Problem. Mit der vorherrschenden Männlichkeit und der ausgefeilten Sklaven-Weiblichkeitskultur wird versucht, das auf Ausbeutung basierende System weiterzuführen. Insbesondere die Türkei als ein Land, in dem Faschismus institutionalisiert worden ist, verfolgt mit ihrer frauenverachtenden Rhetorik eine Regierungspolitik, die durch sexistische Mentalität und Praxis die systematische Gewalt an Frauen fördert. Es wurden Gesetze erlassen, die Vergewaltigungen legitimieren und die Heirat der Vergewaltiger mit ihren Opfern erleichtern. Heirat im Kindesalter wurde normalisiert, während das Recht auf freies Denken, Sprechen und Handeln immer weiteren Verboten aller Art ausgesetzt wurde. In Kurdistan wurden die Angriffe des faschistischen türkischen Kolonialismus auf das auf gleichberechtigter Vertretung und Ko-Vorsitz basierende System verstärkt: Ko-Vorsitzende in allen Gemeinden und politischen Parteien wurden festgenommen, verhaftet, von ihren Posten entfernt und ihre Positionen wurden staatlicher Zwangsverwaltung unterworfen. In dieser Zeit ist auch die Anzahl der Frauenmorde und Suizide in der Türkei erneut gestiegen.

Trotz alledem bewegt sich das 21. Jahrhundert zunehmend darauf hin, zur Ära der Freiheit der Frau und der Völker zu werden. Die Zeiten der vor dem männerdominierten System hilflos verharrenden Frauen sind vorbei. Überall vermehren sich willensstarke, organisierte, sich selbst verteidigende Frauenbewegungen, die auf das Projekt eines gemeinsamen demokratischen Lebens abzielen. In diesem Sinne ist es an der Zeit, dass Frauen wirksamer als je zuvor einen gemeinsamen Kampf gegen den dominanten männlichen Faschismus und die Praxis des Völkermords führen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der wir unsere Einheit und Organisation stärken müssen, um ein Leben in Schönheit, Vielfalt und Gerechtigkeit zu führen. Wir nennen dies das „Zeitalter der Frau".

Insbesondere im Jahr 2019 wurde ein starker Freiheitskampf von Frauen im Mittleren und Nahen Osten, in Asien, Lateinamerika und Europa aufrechterhalten. Frauenkämpfe im Sudan, in Polen, Chile, Marokko, Tunesien, Ägypten, Indien, Spanien, Italien und Frankreich verhinderten Männergewalt und stärkten die Errungenschaften von Frauen.

Kurdische Frauen haben durch ihre Selbstverteidigung und mit ihrem Kampf im politischen und sozialen Bereich jahrelang den Weg für einen bedeutenden sozialen Wandel geebnet. Das Prinzip des Ko-Vorsitzes und der gleichberechtigten Vertretung hat sich als wichtige Errungenschaft bewiesen. Mit der Frauenrevolution in Rojava ist der Gesellschaftsvertrag der Frauen zum System eines freiheitlichen Lebens der Frauen gegen die patriarchale Mentalität geworden. Der Slogan „Jin, Jiyan, Azadi“ ist keine Parole mehr, sondern hat sich zu einer Lebensphilosophie entwickelt. Er inspiriert Frauen auf der ganzen Welt und gibt vielen Mut und Kraft.

Dieses Jahr wird der Frauenkampf dem männerdominierten System mit all seinen Institutionen, seiner Mentalität und seinen Angriffen einen Schlag versetzen. Es ist deutlich: „Frauen werden die Welt verändern!” Mit dieser festen Überzeugung heißen wir den 8. März 2020 willkommen.

Als kurdische Frauenbewegung in Europa rufen wir dazu auf, das Jahr 2020 in ein Jahr des gemeinsamen Frauenkampfes zu wandeln. Darauf basierend sagen wir: „Lasst uns das Jahr 2020 zum Jahr des Widerstands gegen den männlichen Faschismus machen.” Als Frauenbefreiungsbewegung rufen wir alle demokratischen Kreise, alle Strukturen, die sich im Namen der Frauenbefreiung organisieren, alle revolutionären, antikapitalistischen und antifaschistischen Verbände, alle ökologischen und feministischen Bewegungen und Frauen aller Gesellschaften dazu auf, sich für den gemeinsamen Kampf zu organisieren.

Auch hier hat jede Frau die Verantwortung, für die Morde und Massaker an Frauen Gerechtigkeit zu fordern und zu lernen, sich durch Organisation und Handeln gegen Gewalt zu verteidigen. Mit dem Bewusstsein, dass unsere Kraft in unserer Organisierung liegt, rufen wir dazu auf, unsere Organisiertheit in eine Lebensform zu wandeln und im gemeinsamen Kampf dem Männerfaschismus, dem bandenartigen Staat und allen patriarchalen Institutionen das Ende zu bereiten! Jin, Jiyan, Azadi!