Wir trauern um Onalia Çendy
Die Frauenbegegnungsstätte UTAMARA und der Dachverband des Ezidischen Frauenrats verurteilen den Mord an Onalia Çendy. Die Dreißigjährige wurde von ihrem Ehemann in der eigenen Wohnung in Dortmund ermordet.
Die Frauenbegegnungsstätte UTAMARA und der Dachverband des Ezidischen Frauenrats verurteilen den Mord an Onalia Çendy. Die Dreißigjährige wurde von ihrem Ehemann in der eigenen Wohnung in Dortmund ermordet.
Am Dienstagabend ist die dreißigjährige Onalia Çendy im Beisein ihrer Kinder in ihrer Wohnung in Dortmund von ihrem Ehemann ermordet worden. Die Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V. und der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. haben eine gemeinsame Erklärung zu dem Feminizid abgegeben:
Mit jeder Frau, die ermordet wird, geht ein Teil von uns mit ihr
Wir trauern um Onalia Çendy. Wir sind wütend. Wir werden nicht mehr sprachlos sein!
Jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau ermordet, jeden Tag kommt es zu einem Tötungsversuch. Ihre Namen, ihre Geschichten und ihre Gesichter tauchen nur in den regionalen Zeitungen auf und tragen meistens dieselbe Überschrift: Familientragödie oder Eifersuchtsdrama.
Es ist Zeit, die Realität beim Namen zu nennen: es sind Frauenmorde. Es sind Feminizide. Es ist strukturelle Gewalt gegen Frauen, die als solche nicht benannt wird. Von allen in Deutschland getöteten Frauen, 122 im Jahr 2018, stirbt fast die Hälfte durch die Hand des Mannes, der vorgibt, sie zu lieben: ihres Ehemanns oder Lebensgefährten. Oftmals stirbt die Frau in ihrem eigenen Zuhause.
Genauso war es bei Onalia Çendy. Sie ist 30 Jahre alt geworden und hinterlässt vier Kinder. Sie wurde in ihrer eigenen Wohnung durch den Ehemann, den Vater der Kinder, ermordet. Sie konnte sich in ihren eigenen vier Wänden nicht schützen.
Das soll keiner einzigen Frau widerfahren. Kein weiteres Kind soll seine Mutter verlieren. Wir sprechen den Angehörigen und allen Betroffenen unser herzliches Beileid aus. Wir versprechen, in diesen schweren Zeiten an ihrer Seite zu sein.
Gewalt hat viele Gesichter: es sind Schreie, Beleidigungen und Erniedrigungen, Druck und krankhafte Eifersucht, Schläge, Tritte, Folterung, Vergewaltigung, ständige Kontrolle, es ist finanzielle Abhängigkeit und Fremdbestimmung, Stalking und und und. Es ist diese Gewalt, die so vielen zuletzt auch das Leben entreißt. Und es ist eben diese Gewalt, die zu viele in den Selbstmord treibt. Es ist diese Gewalt, vor der zu viele die Augen schließen. Es ist diese Gewalt, gegenüber der wir nicht mehr sprachlos bleiben werden.
Wir Frauen dürfen keine Gewalt akzeptieren, nicht gegenüber uns und nicht gegenüber unseren Schwestern, Nachbarinnen und Freundinnen. Wir unterstützen uns auf dem Weg heraus aus der Gewalt. Wir bieten Schutz und helfen uns gegenseitig.
Männer müssen ebenso klar gegen jede Gewalt einstehen. Die Gewalt, die ihr jeden Tag ausübt, macht euch zu Mördern. Es sind keine Einzelfälle. In jeder Stadt müssten bereits Dutzende Gedenksteine stehen, die an all die Frauen erinnern, die ermordet wurden.
Weltweit stehen Frauen auf und rufen: Keine weitere!
Es ist Zeit, auch hier in Deutschland aufzustehen, um diese Gewalt zu beenden. Wir werden niemals vergeben und niemals vergessen, was dir angetan wurde, Onalia Çendy. Wir gedenken dir aufrichtig.
Wir gedenken aller Frauen, die durch patriarchale Gewalt ermordet wurden. In ihrem Namen führen wir unsere Bemühungen für ein demokratisches Zusammenleben und die Überwindung dieser patriarchalen Gewalt entschlossen fort.