Urteilsverkündung im Fall Omaima Abdi in Hamburg

Am Donnerstag wird vor dem OLG Hamburg das zweite Urteil gegen die IS-Rückkehrerin Omaima Abdi gesprochen. Der Frauenrat Rojbîn und Gemeinsam Kämpfen Hamburg rufen zur Prozessbeobachtung auf.

Nach einem Monat Verhandlung endet am Donnerstag der zweite Prozess gegen die IS-Rückkehrerin Omaima Abdi. Die 36-Jährige war am 2. Oktober 2020 vor dem Hamburger Oberlandesgericht wegen Mitgliedschaft beim sogenannten Islamischen Staat und damit zusammenhängenden Verbrechen zu einer dreieinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. In dem jetzigen Verfahren werden der Angeklagten weitere Straftaten vorgeworfen, die sie als IS-Mitglied während ihres Aufenthaltes in Syrien in den Jahren 2015 und 2016 begangen haben soll. Dazu zählt, dass sie im Frühjahr 2016 bei zwei Gelegenheiten in ihrer Wohnung eine andere mutmaßliche IS-Anhängerin in Begleitung von zwei versklavten Ezidinnen empfangen haben soll, die während der Besuche ihre Wohnung reinigen mussten.

Bei der damaligen Besucherin soll es sich um die ebenfalls aus Deutschland stammende IS-Rückkehrerin Sarah O. handeln, die im Juni in Düsseldorf wegen mitgliedschaftlicher Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sechseinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt wurde.

Die Urteilsverkündung soll am 22. Juli um 11.00 Uhr stattfinden. Im Falle einer Verurteilung wird nach Angaben von Gerichtssprecher Kai Wantzen im Hinblick auf das inzwischen rechtskräftige frühere Urteil vom 2. Oktober 2020 voraussichtlich eine Gesamtstrafe gebildet werden.

„Gemeinsam Kämpfen“ und der Frauenrat Rojbîn rufen alle feministischen Strukturen dazu auf, zur Urteilsverkündung zu kommen und damit ein klares, gemeinsames und solidarisches Zeichen zu setzen gegen patriarchale, antifeministische und islamistische Weltanschauungen, wie sie der IS und andere dschihadistische Organisationen verkörpern.

In dem Aufruf heißt es: „Wir fordern eine Anerkennung des Feminizids und Genozids an den Ezid:innen durch den Islamischen Staat. Wir fordern eine umfassende Aufklärung aller Kriegsverbrechen des Islamischen Staates und aller mit ihm agierenden dschihadistischen Gruppen“.