Türkischer Staatsanwalt kann keine Notwehr erkennen

Die 31-jährige Melek Ipek hat die Folter durch ihren Ehemann überlebt, weil sie zur Selbstverteidigung gegriffen hat. Die Staatsanwaltschaft Antalya kann keine Notwehr erkennen und klagt sie wegen vorsätzlichem Mord an.

Melek Ipek hat Anfang Januar in Antalya ihren Ehemann erschossen, nachdem dieser sie stundenlang gefoltert und gedroht hatte, sie und ihre Töchter zu töten. Bei ihrer Vernehmung gab die 31-Jährige an, dass sie ihren gewalttätigen Ehemann mit dem Gewehr nur habe abschrecken wollen. Ramazan Melek habe sich daraufhin auf sie gestürzt, dabei löste sich ein Schuss, der tödlich war. „Es tut mir leid und ich bedauere, was passiert ist. Aber wenn dieses furchtbare Ereignis nicht passiert wäre, wären meine Töchter und ich jetzt tot“, geht aus Melek Ipeks Vernehmungsprotokoll hervor. Trotz breiter Proteste von Frauenorganisationen in der Türkei wurde sie verhaftet.

Die Staatsanwaltschaft Antalya hat inzwischen Anklage erhoben und fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen vorsätzlichem Mord. Melek Ipek habe nicht aus Notwehr gehandelt, so die Anklageschrift.

Melek Ipek hat vor ihrem Akt der Selbstverteidigung diverse Male Schutzmaßnahmen der Polizei gefordert. Ihr Peiniger hatte ihr bereits nach der Geburt ihrer heute achtjährigen Tochter gedroht: „Wenn du mich anzeigst, mache ich eine Aussage bei der Polizei und komme wieder frei. Wenn ich zurückkomme, töte ich dich und das Kind.“