„Trust in Women, Not in States“ – Abend der Solidarität in Frankfurt

Eine Veranstaltung der kurdischen Frauenbewegung und Aktiven des belutschischen Widerstands mit dem Titel „Trust in Women, Not in States“ in Frankfurt beleuchtete die zentrale Rolle von Frauen im Kampf gegen staatliche und patriarchale Unterdrückung.

Kurdisch-Belutschische Frauensolidarität

In Frankfurt am Main fand am Vortag eine Veranstaltung unter dem Titel „Trust in Women, Not in States“ statt. Organisiert wurde die Zusammenkunft vom Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) in Kooperation mit Aktivist:innen der Baluch Freedom Movement (BFM). Rund 20 Teilnehmende versammelten sich, um über staatliche Repressionen, die historische und aktuelle Lage Belutschistans sowie die Rolle von Frauen im Widerstand zu diskutieren.

Die Veranstaltung bot nicht nur Raum für politischen Austausch, sondern auch für gelebte internationale Solidarität. Im Zentrum stand die gemeinsame Erfahrung von Unterdrückung durch Staaten und patriarchale Systeme – und die daraus erwachsende Notwendigkeit grenzüberschreitender feministischer Kämpfe.

Koloniale Wunden und fortgesetzte Unterdrückung

Die belutschische Freiheitsbewegung setzt sich für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung des belutschischen Volkes ein – ein Volk, das heute auf die Territorien Pakistans, Irans und Afghanistans verteilt ist. Die historischen Wurzeln des Konflikts reichen zurück bis zur Teilung des britischen Kolonialreichs in Südasien im Jahr 1947. Nur ein Jahr später wurde das zuvor eigenständige Belutschistan von Pakistan annektiert – ein Akt, der bis heute als illegitim angesehen wird und den Beginn jahrzehntelanger Repression markiert.

Eine Vertreterin der BFM berichtete eindrücklich von systematischer Gewalt, militärischer Unterdrückung und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen – insbesondere Öl und Gas. Der belutschische Widerstand, so betonte sie, sei eng mit der kulturellen Identität des Volkes verknüpft und richte sich gleichermaßen gegen koloniale Kontinuitäten wie gegen die Zerstörung kultureller Werte.


Seit 1948 haben sich verschiedene Formen des Widerstands entwickelt – von bewaffnetem Kampf bis hin zu politischer Organisierung im Exil. Die Bewegung fordert nicht nur territoriale Unabhängigkeit, sondern auch die Anerkennung fundamentaler Menschenrechte und kultureller Selbstbestimmung.

Frauen im Zentrum des Widerstands

Zwei Vertreterinnen desYJK-E gaben Einblicke in die Rolle von Frauen im kurdischen Befreiungskampf. Sie verdeutlichten, dass der Kampf gegen patriarchale Gewalt untrennbar mit dem politischen Widerstand gegen staatliche Unterdrückung verbunden ist. Frauen seien nicht nur Mitstreiterinnen, sondern zentrale Akteurinnen im Kampf für ein neues gesellschaftliches Paradigma.

Moderiert wurde die Veranstaltung von einer Aktivistin des Jineolojî-Komitees, einer Organisation innerhalb der kurdischen Frauenbewegung, die sich mit feministischer Wissensproduktion und alternativer Geschichtsschreibung beschäftigt. Sie betonte die Wichtigkeit internationaler Solidarität unter Frauenbewegungen und die Notwendigkeit, sich gemeinsam gegen patriarchale Machtstrukturen zur Wehr zu setzen.

Ein besonderer Moment des Abends war eine Solidaritätsbotschaft der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) Rojavas. Darin betonte eine Kommandantin die Verbundenheit zwischen kurdischen und belutschischen Kämpfen und rief zur gemeinsamen globalen Front gegen Patriarchat, Militarismus und staatliche Gewalt auf.

Kultur als Ausdruck von Widerstand

Zum Abschluss des Abends wurde ein traditionelles belutschisches Konzert mit Tanz aufgeführt. Es erinnerte nicht nur an die kulturelle Vielfalt des belutschischen Volkes, sondern unterstrich auch die emotionale Bedeutung des Datums: Der 27. März gilt in Belutschistan als „Schwarzer Tag“, da er an die pakistanische Annexion im Jahr 1948 erinnert – ein Trauma, das bis heute nachwirkt.

Die Veranstaltung machte deutlich: Der Widerstand gegen Unterdrückung kennt keine Grenzen. Frauen aus unterschiedlichen Bewegungen und Kontexten finden zusammen, um gemeinsam für ein freies und gerechtes Leben einzustehen – jenseits nationalstaatlicher Ideologien und patriarchaler Systeme.