TJK-E: Für die Frauenrevolution in die Offensive
Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) will für die Frauenrevolution in die Offensive gehen – mit „allen verfügbaren Mitteln, beharrlich, entschlossen und effektiv“.
Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) will für die Frauenrevolution in die Offensive gehen – mit „allen verfügbaren Mitteln, beharrlich, entschlossen und effektiv“.
Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) hat auf einem mehrtägigen Kongress über die aktuelle politische Lage und die weitere Arbeit beraten. Die in der TJK-E organisierten Frauenverbände waren mit rund hundert Delegierten aus sieben Ländern vertreten. Der Kongress fand vom 30. Juni bis zum 3. Juli unter der Devise „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“ statt und war der am 23. Dezember 2022 in Paris ermordeten kurdischen Revolutionärin Evîn Goyî gewidmet.
Der Kampf soll radikaler werden
In einer am Freitag veröffentlichten Abschlusserklärung zum 7. Kongress der TJK-E werden zentrale Themen der kurdischen Frauenbewegung beleuchtet. Die Isolation von Abdullah Öcalan wird als Gradmesser für die genozidale Politik gegen das kurdische Volk bewertet. Auf dem Kongress sei deutlich geworden, dass sich die kurdischen Frauen nicht damit abfinden werden. Öcalan und die kurdische Bewegung stünden im Fokus massiver Angriffe, weil sie mit ihrem Widerstand eine Alternative zur kapitalistischen Moderne vorgelegt und als freie Kurd:innen und freie Frauen eine Antwort auf die Frage „Wie leben?“ darbieten würden, schreibt die TJK-E. Dieses Paradigma gebe der ganzen Welt Hoffnung auf revolutionäre Veränderung und Freiheit und auf dem Kongress sei beschlossen worden, den Kampf für die Freilassung von Öcalan weiterhin als Schwerpunktthema zu behandeln. Der Kampf soll insgesamt radikaler werden. Es wurde eine konkrete Planung erstellt, um Abdullah Öcalans Freiheitsphilosophie in die gesamte Gesellschaft zu tragen, ein entsprechendes Bewusstsein zu erzeugen und Frauen zu organisieren, heißt es in der Abschlusserklärung.
Widerstand gegen den AKP/MHP-Faschismus
Ein weiteres Schwerpunktthema war der Widerstand gegen das AKP/MHP-Regime in der Türkei: „Im vergangenen Jahr hat das faschistische AKP/MHP-System seine Angriffe gegen kurdische Frauen und das kurdische Volk systematisch fortgesetzt und alle Arten von Recht und Menschenrechten mit Füßen getreten. Es wurden die bisher umfassendsten Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete durchgeführt. Das AKP/MHP-Regime setzt alle Arten von verbotenen und chemischen Waffen ein und führt diese Angriffe mit dem Ziel des Völkermordes durch. Um die Ziele dieser Besatzer und Völkermörder zu verhindern und die Freiheit unseres Volkes zu sichern, hat die Freiheitsguerilla den glorreichsten Widerstand in der Geschichte geleistet. Sie hat aufopferungsvoll gekämpft und die Ziele des AKP/MHP-Faschismus vereitelt. Unser Kongress hat es sich zur Aufgabe gemacht, in die Fußstapfen aller Held:innen zu treten, die in diesem Widerstand ihr Leben gelassen haben. Dieser Widerstand hat das faschistische AKP/MHP-Regime zum Scheitern gebracht, die politische Entwicklung geprägt, die Bestrebungen der Frauen und Völker nach Freiheit und Demokratie am Leben erhalten, Hoffnungen geweckt und alle denkbaren Grundlagen für die Weiterentwicklung des Kampfes geschaffen.“
Auch die Angriffe des AKP/MHP-Regimes gegen Frauen seien im Laufe des Jahres fortgesetzt worden, heißt es in der Erklärung der TJK-E: Insbesondere mit gezielten Anschlägen auf Pionierinnen der Frauenbewegung sei versucht worden, den aufstrebenden Frauenkampf aufzuhalten, den Willen der Frauen zu brechen und organisierte Strukturen zu zerschlagen. Das habe die entschlossene Haltung der Frauen jedoch nicht zugelassen.
Frauenrevolution
Ein gesellschaftlicher Wandel sei nach einem halben Jahrhundert des Kampfes als kurdische Frauenbewegung nur mit dem Anspruch auf eine Frauenrevolution möglich, hält die TJK-E fest und verweist auf grundlegende Prinzipien, die dabei nicht vernachlässigt werden dürften: Liebe zum Land, Selbstermächtigung basierend auf der eigenen Stärke, Organisiertheit, Beharrlichkeit im Kampf, Ethik und Ästhetik. Die Offensive für eine Frauenrevolution soll daher an der gesellschaftlichen Basis beginnen und in allen Bereichen, in denen die Frauenbewegung organisiert ist, mit den weltweit aufgebauten Verbindungen geführt werden – mit „allen verfügbaren Mitteln, beharrlich, entschlossen und effektiv“.
Auf dem Kongress wurde intensiv darüber diskutiert, inwieweit die Frauenbewegung ihrem Anspruch gerecht geworden ist und die Umsetzung in die Praxis geklappt hat. Es gab Kritik und Vorschläge hinsichtlich der Methodik und der bestehenden mentalen und praktischen Probleme, die sich aus den subtilen und direkten Angriffen des patriarchalen Systems auf Frauen ergeben.
„Die Institutionen der Mächte in der kapitalistischen Moderne sind zu Kriegsinstrumenten geworden. Sie führen sehr umfassende und vieldimensionale Angriffe auf Bewegungen und gesellschaftliche Gruppen durch, die sie als Gefahr für ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Die Kämpfe der Völker und Frauen an verschiedenen Orten dieser Welt haben die auf Staat und Klassengesellschaft basierende Zivilisation so stark wie nie zuvor geschwächt. Die geführten Kämpfe und der dafür gezahlte Preis bringen Frauen und Völker im 21. Jahrhundert die Freiheit näher. Der Widerstand von Frauen wird weltweit sichtbarer. Zuletzt hat der von Frauen angeführte ,Jin Jiyan Azadî'-Aufstand in Rojhilat [Ostkurdistan] und Iran gezeigt, dass Frauen die treibende Kraft für einen Wandel sind“, schreibt die TJK-E.
Arbeitsschwerpunkt Bildung
Einen Schwerpunkt für die kommende Zeit legt die kurdische Frauenbewegung in Europa auf die Bildungsarbeit: „Die Frauenrevolution erfordert einen radikalen mentalen Wandel. Ohne mentale Aufklärung kann die Revolution nicht erfolgreich sein. Bildungsarbeit bedeutet für uns auch, uns selbst zu definieren und zu entscheiden, wie wir leben wollen. Nur so können wir Wege und Methoden finden, um machtbesessene, sexistische und hierarchische mentale und kulturelle Strukturen zu überwinden. Unser grundlegendes Ziel ist ein radikaler Kampf gegen das patriarchale Denken.“