Prozess gegen Varishe Moradi in Teheran verschoben

Der Prozessauftakt gegen die Kurdin Varishe Moradi vor einem Islamischen Revolutionsgericht in Teheran ist verschoben worden. Der Aktivistin des Frauenverbands KJAR wird Beteiligung an einem bewaffneten Aufstand vorgeworfen.

Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung

Der für für den 9. April vor der Abteilung 15 des Islamischen Revolutionsgerichts in Teheran angesetzte Prozessauftakt gegen die kurdische Aktivistin Varishe Moradi wurde wegen Abwesenheit eines Richters verschoben. Wie das Kurdish Human Rights Network heute mitteilte, war Moradi für die Verhandlung aus der Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses bereits in das Gericht gebracht worden, auch ihre Rechtsvertretung war anwesend. Der Vorsitzende Richter Abolghassem Salawati hob den Termin auf und begründete dies mit der Abwesenheit des zweiten Richters, Amouzad. Nach aktuellen Angaben des KHRN wirft die Staatsanwaltschaft Moradi die Beteiligung an einem bewaffneten Aufstand vor.

Varishe Moradi (andere Schreibweise Warisheh), auch bekannt als Ciwana Sine, war am 1. August 2023 im Zuge einer Polizeikontrolle in der Nähe ihrer Geburtsstadt Sine (Sanandadsch) festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Die Aktivistin ist Mitglied der KJAR, dem Dachverband der kurdischen Frauenbewegung in Iran, und engagierte sich für frauenpolitische und feministische Themen. Nach ihrer Verschleppung war ihr Aufenthaltsort monatelang unklar.

Erst durch Recherchen des KHRN wurde später bekannt, dass Moradi nach ihrer Festnahme zunächst wochenlang vom iranischen Geheimdienst in Sine brutal gefoltert, misshandelt und verhört worden war, bis sie Ende August nach Teheran überführt wurde. Dort hielt man sie über Monate im berüchtigten Hochsicherheitstrakt 209 des Evin-Gefängnisses fest – ebenfalls unter Folter und Misshandlungen mit dem Ziel, sie zu brechen oder ein Geständnis von ihr zu erzwingen. Seit Anfang Januar befindet sich Moradi in der Frauenabteilung der Haftanstalt. Zugang zu einem Rechtsbeistand wurde ihr bis zur Anklageerhebung verwehrt.

Das KHRN teilte weiter mit: „Vor ihrer Beteiligung an der KJAR war Moradi in Rojava (Kurdistan in Syrien) im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) aktiv und wurde bei einem der IS-Angriffe auf Kobanê verwundet. Am 8. November 2023 meldete die Website Bitawan, die dem Geheimdienstministerium angegliedert ist, dass Moradi und zwei weitere Personen von dessen Kräften festgenommen worden seien. Die Website nannte zwar nicht das Datum ihrer Verhaftung, bezeichnete sie jedoch als Mitglieder der Partei des Freien Lebens Kurdistans (PJAK).“