Protest gegen Gewalt an Frauen in Amed

In Amed ist mit einer Demonstration und einer Menschenkette gegen Gewalt an Frauen protestiert worden. „Was ist tödlicher: Die Pandemie oder häusliche Gewalt?“, fragten die Aktivistinnen. Die Polizei wollte die Aktion der TJA verhindern.

Eine von der „Bewegung Freier Frauen“ (TJA) vor dem Prestij-Hotel in der Neustadt von Amed (Diyarbakir) geplante Aktion gegen Gewalt an Frauen ist von der Polizei verhindert worden. Zwischen den Polizisten und den HDP-Abgeordneten Remziye Tosun und Dersim Dağ sowie Vertreterinnen von Fraueneinrichtungen kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung. Unter anderem wollte die Polizei verbieten, dass die kurdische Parole „Jin Jiyan Azadî“ (Frauen Leben Freiheit) gerufen wird.

Nach einer längeren Diskussion mit den Sicherheitskräften formierten sich die Frauen zu einem Protestzug und liefen zu einem Park im zentralen Viertel Ofis. Dort bildeten sie eine Menschenkette und hielten Schilder hoch, auf denen auf die angestiegene Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht wurde.

Adalet Kaya, Vorsitzende des Frauenvereins Rosa, hielt eine Ansprache und sagte: „Als Frauen stehen wir im Moment vor der Frage, was tödlicher ist: Die Corona-Pandemie oder die häusliche Gewalt von Männern.“ Weltweit sei ein Anstieg von Gewalt gegen Frauen und Kinder zu verzeichnen, die UN hätten dagegen einen strategischen Notfallplan erstellt, so Adalet Kaya: „Aber in der Türkei ist dazu keine einzige Erklärung erfolgt. Im Gegenteil, Regierungsvertreter geben Äußerungen von sich, mit denen Hass und Gewalt angestachelt werden.“

In ihrer Rede forderte Adalet Kaya die Rücknahme des jüngst im türkischen Parlament verabschiedeten Strafvollzugsgesetzes und wies auf ein neues Gesetzesvorhaben hin, das eine Amnestie für die Vergewaltigung von Minderjährigen vorsieht, wenn die Täter ihre Opfer heiraten.

„Im Moment werden alle unsere Errungenschaften angegriffen. Das zeigt vor allem auch die Einsetzung von Zwangsverwaltern. Wir werden erkämpfte Rechte wie das Prinzip der Doppelspitze nicht wieder aufgeben“, so die Vorsitzende des Frauenvereins Rosa.