1.-Mai-Komitee Zürich lädt Abdullah Öcalan als Gastredner ein

Trotz Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali soll Abdullah Öcalan am 1. Mai in Zürich sprechen – zumindest symbolisch. Rund 60 Organisationen stehen hinter der Einladung.

Hauptredner für diesjährige Maikundgebung

Das Zürcher 1.-Mai-Komitee hat den kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan als Hauptredner zur diesjährigen Maikundgebung eingeladen. In einem an die türkische Gefängnisinsel Imrali adressierten Brief, wo der PKK-Begründer seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung im Jahr 1999 in politischer Geiselhaft gehalten wird, betont das Komitee die internationale Relevanz von Öcalans politischen Ideen und die anhaltende Resonanz seiner Gedanken zur Demokratisierung von Gesellschaften.

In dem Schreiben heißt es: „Seit langem sind Ihre Bemühungen und Ihr Engagement für Frieden und Demokratie im Zusammenhang mit den konfliktreichen Entwicklungen im Nahen Osten, in der Türkei und in Kurdistan bekannt. Gleichzeitig werden Ihre Ideen insbesondere im Nahen Osten, aber auch in Europa und vielen anderen Teilen der Welt gelesen, diskutiert und als praxisorientierte Perspektiven für den Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaft übernommen.

Ihr Prinzip der Solidarität mit allen Völkern, die weltweit nach alternativen Gesellschaftsmodellen suchen – darunter Sozialist:innen, Demokrat:innen, Ökolog:innen, Feminist:innen, Anarchist:innen, Frauen, Jugendliche, Internationalist:innen und verschiedene Gemeinschaften – findet große Anerkennung.

Wir als 1. Mai-Komitee Zürich haben stets den Befreiungskampf des kurdischen Volkes für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung unterstützt und verfolgen die neuen Entwicklungen mit großer Anteilnahme. Für viele Kurd:innen gelten Sie als der wichtigste politische Repräsentant. Aus all diesen Gründen hoffen wir, Sie am 1. Mai in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Ihre Anwesenheit wäre eine große Bereicherung und Inspiration für die politischen Kämpfe in der Schweiz.“

Hinter dem Komitee steht ein Bündnis aus rund 60 politischer und kultureller Organisationen aus dem In- und Ausland, das sich nach eigener Darstellung für Solidarität, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Emanzipation der Menschen einsetzt. „Gemeinsam stehen wir gegen Rassismus, Patriarchat und alle Formen der Ausbeutung. Der internationale Kampftag für eine gerechte und menschliche Gesellschaftsordnung bestimmt Ziel und Zweck des 1. Mai-Komitees in Zürich“, betont die Initiative auch in ihrem Brief an Öcalan.

Bereits im Jahr 2013 hatte das Komitee während des damals laufenden Dialogprozesses zwischen dem türkischen Staat und der PKK eine ähnliche Einladung an Öcalan ausgesprochen. Auch damals war er als Gastredner zur Zürcher 1.-Mai-Kundgebung eingeladen worden – symbolisch, da seine Teilnahme faktisch nicht möglich ist. Das Thema der diesjährigen Demonstration lautet „Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus“.

Vielfältiges Programm rund um den 1. Mai

Das Zürcher 1.-Mai-Komitee organisiert seit 1980 die Maikundgebungen in der größten Stadt der Schweiz und stellt eine Plattform für sozialen Widerstand dar. Wie in den vergangenen Jahren erwartet die Teilnehmenden auch 2025 ein ausgesprochen vielfältiges Kultur- und Politprogramm, mit Reden und Diskussionen zu sozialen und politischen Herausforderungen.

Darunter ist ein Podiumsgespräch, das sich mit der aktuellen Lage in Kurdistan befasst. Unter dem Titel „Gegen Krieg und Faschismus: Aktuelle Herausforderungen in Kurdistan“ wird die Außenbeauftragte der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), Ilham Ehmed, mit Maja Hess von Medico International und einem Vertreter des Kurdischen Dachverbands Schweiz (CDK-S) über die humanitären Auswirkungen des Konflikts nach dem Sturz von Assad sowie die fortgesetzte militärische Aggression der Türkei in der Region diskutieren.

Themen wie der Schutz ethnischer Minderheiten im Nahen Osten und die Auswirkungen der türkischen Bombardierungen in Rojava stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Das gesamte Programm rund um den 1. Mai in Zürich ist auf folgendem Link einsehbar: https://www.1mai.ch/programm