Online-Workshops zur Selbstverteidigung für Frauen

Seit es Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus gibt, wird in vielen Ländern vermehrt Gewalt gegen Frauen registriert. Die in der Türkei ansässige Frauenorganisation „Lila Solidarität“ bietet virtuelle Workshops zur Selbstverteidigung an.

Die Ausgangssperren wegen der Corona-Krise verschärfen weltweit die Lage von Opfern häuslicher Gewalt. Auch wenn es in der Türkei noch keine offiziellen Zahlen gibt, warnen Frauenorganisationen vor einem Anstieg der ohnehin schon verstörenden Zahlen zu Gewalt an Frauen. Denn statistisch gesehen ist das Zuhause einer der gefährlichsten Orte für Frauen. So auch in der Türkei, wo mehr als 70 Prozent der Femizide in den eigenen vier Wänden geschehen. Allein im März sind 21 Frauen landesweit von Männern ermordet worden, in 18 Fällen in der eigenen Wohnung. Bei den Tätern handelt es sich um Männer aus dem engsten Umfeld der Frauen: Ehemänner, Partner, Väter, Söhne, Brüder, abgewiesene Liebhaber. 

Vor diesem Hintergrund bietet die Frauenorganisation „Lila Solidarität“ (türk. Mor Dayanışma) nun Online-Workshops zur Selbstverteidigung für Frauen an. „Frauen werden aber nicht nur Opfer körperlicher Gewalt. Gleichermaßen erfahren sie auch emotionale und soziale Schädigungen, also psychische Gewalt”, erklärt die Frauenaktivistin Yeşim Güzel von Mor Dayanışma. Selbstverteidigung beginne an einem Punkt, an dem Frauen sagen: „Es reicht, wehr dich“, so Güzel. Damit Frauen sich selbst und ihr Leben vor potenziellen oder tatsächlichen Übergriffen schützen können, hat Mor Dayanışma neben Online-Workshops zur Selbstverteidigung gegen Männergewalt auch eine Reihe anderer virtueller Kurse initiiert, damit die Teilnehmerinnen erfahren, wie sie körperlich, geistig und mental mit Extremsituationen umgehen können. „Wir wollen in dieser enormen Stresssituation natürlich auch Freude und Hoffnung spendende Aktionen umsetzen. Außerdem bieten wir mit unseren Gruppen den Frauen juristische, psychologische und gesundheitliche Unterstützung an.”

Gewalt wird durch Justizreform weiter ansteigen

Güzel befürchtet zudem, dass die von der türkischen Regierung Anfang der Woche verabschiedete Strafvollzugsreform ein Freifahrtschein für Gewalttaten gegen Frauen bedeutet. „Wir sind zutiefst besorgt, da das neue Strafvollzugsgesetz im Prinzip ein Nährboden für häusliche Gewalt ist. Die Verantwortlichen für die weitere Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigungen und neuen Frauenmorden sind diejenigen, die die Täter freilassen.”

Die Online-Workshops von Mor Dayanışma finden auf Twitter, Youtube und Instagram statt.