Nürnberg: Protest gegen Gewalt an Frauen

In Nürnberg ist gegen Gewalt an Frauen protestiert worden. Anlass waren die jüngsten Feminizide Hamburg und Alsfeld. „Männergewalt an Frauen ist kein individuell pathologisches Verhalten, und es sind auch keine Einzeltaten", so der Tenor bei dem Protest.

Gemeinsam mit dem „Bund Sozialistischer Frauen“ (SKB) und dem Yenigün Kulturzentrum e.V. hat der Frauenrat Arjin des Medya Volkshauses Nürnberg gegen Gewalt an Frauen protestiert. Anlass waren die jüngsten Feminizide in Hamburg und Alsfeld.

Am 1. Mai verletzte in Hamburg ein Mann seine Exfrau Meryem S. und seine zwei Kinder lebensgefährlich. Einen Tag später dann wurde Şadiya A. in Alsfeld von ihrem getrennt lebenden Ehemann ermordet. Diese beiden jüngsten Gewalttaten waren der Anlass für die Kundgebung verschiedener Frauenorganisationen. Sie sagten: „Es reicht!“

Immer wieder erfahren Frauen Gewalt, meist in den eigenen vier Wänden. Oft wird das wird dann als „Beziehungsdrama“ dargestellt – als etwas, was eben passiert, schrecklich zwar, aber „privat“. Da solle man sich nicht einmischen.

Dagegen wandten sich die Aktivist*innen. Männergewalt an Frauen ist kein individuell pathologisches Verhalten, und es sind auch keine Einzeltaten. Gewalt an Frauen ist ein strukturelles Problem. Jeder Übergriff auf Frauen hat seine Wurzeln im Patriarchat. Es ist das Virus einer Männlichkeit, die ihre Kraft aus der Beherrschung der Frau zieht. Dieses Virus ist tödlich und in der Lebensart der Kapitalistischen Moderne tief verankert, so der Tenor vieler Redebeiträge.

In einem Grußwort erinnerte die Interventionistische Linke (iL) daran, dass gerade noch am 1. Mai Frauen gegen Patriarchat und Kapitalismus auf den Straßen waren. Umso bitterer die Nachrichten von der nicht aufhörenden Gewalt an Frauen. Dies sei unerträglich, dagegen müsse sich breiter Widerstand entfalten.

Dass immer mehr Frauen weltweit das Schweigen durchbrechen und sich selbst ermächtigen gegen patriarchale Strukturen, sei begrüßenswert, so die Redner*innen. Sie erinnerten an die Frauen in Lateinamerika, die mit „Ni una menos" (Nicht eine weniger) zu Zehntausenden gegen Femizide auf die Straße gingen, und bezogen sich auch auf die kämpfenden Frauen der kurdischen Freiheitsbewegung. Dabei zitierten sie den Frauendachverband TJK-E: „Jede Frau, die ermordet wird, ist unabhängig von ihrer Identität eine von uns. Egal wo der Ursprung ist, Gewalt gegen Frauen darf niemals hingenommen werden.“ Die Antwort der Frauen müsse sein: Organisierung, Solidarität und Selbstverteidigung.

Am kommenden Montag wird es noch eine zweite Kundgebung zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ geben, diesmal organisiert vom Frauenrat im Medya Volkshaus. Die Öffentlichkeit müsse immer wieder sensibilisiert werden, dass Übergriffe auf Frauen nirgendwo zu dulden sind, so die Sprecherin des Frauenrats.