In Deutschland sind in den letzten Jahren mehrere Kurdinnen von ihren Ehemännern und oder Exmännern ermordet worden. Anfang Mai haben sich zwei weitere Feminizide ereignet. Am 1. Mai ist Meryem S. mit ihren zwei Kindern von ihrem Ex-Ehemann in Hamburg lebensgefährlich verletzt worden. Nur einen Tag später ist Şadiya A. im hessischen Alsfeld von ihrem Ehemann Abdulaziz Ibrahim (Semîr) bestialisch ermordet worden. Sie stammte aus Rojava und war Mutter von drei Kindern. Laut Polizeibericht ist der 35-jährige Täter verhaftet worden. „Ihm wird vorgeworfen, seine 36-jährige, getrennt von ihm lebende Ehefrau mit einem Gipserbeil getötet zu haben, weil sie sich weigerte, die Ehe mit ihm fortzuführen“, so eine Polizeimeldung. Die gemeinsamen Kinder im Alter von sechs, acht und zehn Jahren befinden sich in der Obhut des Jugendamtes.
Laut Recherchen der Tageszeitung Yeni Özgür Politika war Şadiya A. während ihrer Ehe ständiger Gewalt ausgesetzt. Sie stammte aus dem Dorf Masoq bei Dirbêsiyê in Nordsyrien und kam 2015 nach Deutschland, zunächst nach Hamburg. Aufgrund der Gewalttätigkeit ihres Ehemanns trennte sie sich von ihm und zog mit ihren drei Kindern zu ihrer Schwester Fairuz A. nach Alsfeld. Fairuz A. sagt, dass ihre Schwester wiederholt Gewalt erfahren hat und sozusagen vor aller Augen ermordet wurde.
Eine weitere Schwester, Amara Jiyanda, ist im Oktober 2019 bei der türkischen Invasion in Girê Spî (Tall Abyad) ums Leben gekommen. Ihren Tod benutzte Abdulaziz Ibrahim als Vorwand, um nach Alsfeld zu kommen und sich über Vermittlung von Verwandten mit seinem späteren Mordopfer zu „versöhnen“. Ab März 2020 lebte das Ehepaar wieder zusammen. Die Gewalt ging jedoch weiter und Şadiya A. trennte sich erneut von ihrem Mann. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei und konnte vor einem Monat ein Annäherungsverbot für den Gewalttäter erwirken.
Dieser zog zu Angehörigen nach Nürnberg und kam gelegentlich nach Alsfeld, um seine Kinder zu sehen. Am 2. Mai soll er unangemeldet in der Wohnung aufgetaucht sein und Gewalt gegen Şadiya A. angewendet haben. Die von Nachbarn benachrichtigten Polizisten verwiesen Ibrahim erneut der Wohnung. Eine Stunde später kehrte er zurück und erschlug Şadiya A. mit einem Gipserbeil.
Die Kinder waren während der Tat zu Hause und wurden von Ibrahim nach dem Mord mitgenommen. Auf der Flucht wurde er von der Polizei gestellt und festgenommen, die Kinder wurden dem Jugendamt übergeben. Die Mordermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Gießen geführt.