Namen von Metîna-Gefallenen veröffentlicht

Devrim Hêjar, Dîcle Rohat, Andok Serhed und Rojger Gabar sind im vergangenen Oktober im Widerstand gegen die türkische Invasion in Metîna gefallen.

Die Guerillakämpfer:innen Devrim Hêjar, Dîcle Rohat, Andok Serhed und Rojger Gabar sind im vergangenen Oktober im Widerstand gegen die türkische Invasion in Metîna gefallen. Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat ihre Identitäten veröffentlicht und würdigt ihren aufopferungsvollen Kampf. Dass Rojger Gabar gefallen ist und Angaben zu seiner Identität zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden, hatten die HPG bereits am 10. November 2022 mitgeteilt. Der Guerillakämpfer war an einer erfolgreichen Aktion im Widerstandsgebiet Girê Hekarî beteiligt, bei der zwölf Soldaten im Nahkampf getötet und acht weitere verwundet wurden. Zusammen mit Rojger kamen auch die Kämpfer Sîpan und Cesur ums Leben.

                        

Codename: Devrim Hêjar
Vor- und Nachname: Gulistan Aydemir
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Bedriye – Latif
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Codename: Dîcle Rohat
Vor- und Nachname: Ayşe Muhammed
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Hilale – Muhammed
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Codename: Andok Serhed
Vor- und Nachname: Ali Nuri
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Ahmet
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Codename: Rojger Gabar
Vor- und Nachname: Mervan Şahnali
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Hediye – Ahmet
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Devrim Hêjar

Devrim Hêjar ist in Licê geboren. Aufgrund der in der Region herrschenden Repression des türkischen Staates musste die Familie in die Provinzhauptstadt Amed ziehen. Devrim war der kurdische Befreiungskampf bereits als Kind vertraut, weil die Bewegung überall präsent war und ihre große Schwester und ihr Onkel sich der Guerilla angeschlossen hatten. Als Heranwachsende engagierte sie sich in der Jugendbewegung und wollte selbst zur Guerilla gehen. Das war ihr zu jener Zeit noch nicht möglich. Als sie 2011 während ihres Studiums an einer türkischen Universität erfuhr, dass ihre Schwester 1996 gefallen war, ging sie in Licê in die Berge. Bei der Guerilla nahm sie zunächst den Namen Hêjar an. Der Kampfname ihrer Schwester war Devrim, der türkische Begriff für Revolution. Sie wollte diesen Namen übernehmen, wenn sie ihm gerecht werden könne. Erst nach einer längeren Auseinandersetzung mit der Philosophie Abdullah Öcalans, der Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Persönlichkeit fühlte sie sich dazu bereit und nannte sich fortan Devrim Hêjar. In den folgenden Kampfjahren übernahm sie Verantwortung auf allen Ebenen und entwickelte sich von einer Teamkommandantin zu einer Gebietskommandantin der Frauenguerilla YJA Star. Sie hielt sich in Garê, Zap, Xakûrkê und Heftanîn auf und kämpfte zuletzt als Kommandantin des Widerstandsgebiets Girê Hekarî in Metîna. Dort nahm sie auch an der Vorbereitung der revolutionären Guerillaoperation am 26. November 2022 teil. Bei dieser Arbeit kam sie am 27. Oktober bei einem feindlichen Angriff ums Leben.

Dîcle Rohat

Dîcle Rohat ist im Dorf Berxbotan bei Kobanê geboren. Ihre Familie war seit den Anfängen des Befreiungskampfes in Rojava in der Bewegung aktiv und beteiligte sich 2014 am Widerstand von Kobanê gegen den IS. Dîcles großer Bruder kam in der Schlacht um Kobanê ums Leben. Sie selbst nahm an der revolutionären Arbeit teil und schließlich auch an der bewaffneten Verteidigung gegen die Islamisten teil. In diesem mutigen Kampf wurde sie am Fuß verwundet. Nach ihrer Genesung kehrte sie zunächst zurück an die Front und ging dann in die Berge. Den Weg zur Guerilla bezeichnete sie als „Tor zur Freiheit“. Als sie in die Berge kam, hatte sie bereits große militärische Erfahrung und wollte ihre ideologische Bildung vervollständigen. So kam sie mit einer Gruppe zur Ausbildung an die Frauenakademie Şehîd Bêrîtan und ging anschließend in Avaşîn in die Praxis. Dort hielt sie sich ungefähr zwei Jahre auf, danach kämpfte sie in einer mobilen Einheit in Metîna. Sie fiel am 27. Oktober bei einem türkischen Angriff im Widerstandsgebiet Girê Hekarî.

Andok Serhed

Andok Serhed ist in Kobanê geboren. Seine Familie und sein soziales Umfeld beteiligten sich an der Revolution von Rojava und er wuchs mit dem von Abdullah Öcalan geprägten Bewusstsein des Patriotismus auf. Seine Sozialisation fand im Zuge der revolutionären Bewegung statt und Andok beteiligte sich an zivilen Aktivitäten und an der bewaffneten Verteidigung gegen islamistische Gruppen. Er kämpfte in verschiedenen Gebieten und erlebte die von der türkischen Armee 2018 in Efrîn begangenen Massaker mit. Diese Erfahrung war letztendlich ausschlaggebend für seinen Beitritt zur Guerilla. In den Bergen vervollständigte er sein militärisches Wissen und seine ideologische Bildung und konzentrierte sich auf neuen Guerillataktiken, die er binnen kurzer Zeit im Tunnelkampf und in mobilen Einheiten anzuwenden wusste. Seit Beginn der türkischen Invasion in den Regionen Avaşîn, Zap und Metîna beteiligte er sich am Widerstand und hielt sich zunächst an der Seite von erfahren Kampfgefährten auf, von denen er viel lernen konnte. Ab 2022 kämpfte er in einer mobilen Einheit in Metîna. Am 27. Oktober kam er am Girê Hekarî bei einem feindlichen Angriff ums Leben.

Rojger Gabar

Rojger Gabar ist in Şirnex-Hezex geboren und mit der Widerstandskultur der Botan-Region aufgewachsen. Als Heranwachsender war er lange Zeit in der Jugendbewegung aktiv. 2018 schloss er sich als Reaktion auf die Besatzung von Efrîn den Verteidigungseinheiten in Rojava an und nahm an verschiedenen Arbeiten teil. Danach trat er der PKK bei und ging in die Berge, wo er sich zu einem professionellen Guerillakämpfer der demokratischen Moderne entwickelte. Neben seiner militärischen Ausbildung beschäftigte er sich intensiv mit der Philosophie Abdullah Öcalans und versuchte nach eigenen Angaben, das „Geheimnis eines freien Lebens“ zu lösen. Als die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten begann, ging er mit einer mobilen Einheit nach Metîna und nahm an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die Besatzungstruppen teil. Am 27. Oktober 2022 griff er mit großer Opferbereitschaft zusammen mit seinen Mitkämpfern Sîpan und Cesur eine feindliche Einheit am Girê Şehîd Piling innerhalb des Widerstandsgebiets Girê Hekarî an und kam bei dem anschließenden Gefecht ums Leben.

Die HPG würdigen die vier Gefallenen als Symbole für die Unbesiegbarkeit des kurdischen Freiheitskampfes und sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.