HPG-Bericht zum Krieg in Kurdistan

Nach HPG-Angaben setzt die Guerilla ihren Widerstand gegen die türkischen Besatzungstruppen in Südkurdistan entschlossen fort und die türkische Armee benutzt weiterhin verbotene Kampfmittel. In Metîna sind drei Guerillakämpfer gefallen.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) erklären in ihrem heutigen Bericht zum Krieg in Kurdistan: „Die Freiheitsguerilla Kurdistans setzt ihren epischen Widerstand gegen die Besatzungsangriffe der türkischen Kolonialarmee fort. Der faschistische türkische Staat kann angesichts der Unbesiegbarkeit des apoistischen Willens in den Widerstandsgebieten keine Ergebnisse erzielen und begeht durch den Einsatz verbotener Bomben und chemischer Waffen weiterhin Kriegsverbrechen. Über seine Spezialkriegsmedien verbreitet er falsche Siegesmeldungen und betreibt Propaganda, um die Stagnation bei seiner Operation gegen die Guerilla zu verheimlichen. Trotz all dieser schmutzigen Kriegsmethoden führt die Guerilla ihren Freiheitsmarsch mit großer Überzeugung, Willensstärke und Entschlossenheit fort.“

Drei Guerillakämpfer in Metîna gefallen

Zu einer Guerillaaktion am 27. Oktober am Girê Şehîd Piling im Widerstandsgebiet Girê Hekarî teilt das Pressezentrum der HPG mit, dass die dortigen Besatzungstruppen von mobilen Guerillateams eine Zeitlang verfolgt und schließlich aus geringer Distanz mit leichten Waffen angegriffen wurden. Bei der Aktion wurden zwölf Besatzer getötet und acht weitere verletzt. Es kam zu Gefechten und Luftangriffen, bei denen die Kämpfer Sîpan, Cesur und Rojger gefallen sind. Angaben zur Identität von Rojger sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. Zu Sîpan und Cesur machen die HPG folgende Angaben:

                                  

Codename: Sîpan Karakoçan
Vor- und Nachname: Xalid Temê
Geburtsort: Tirbespiyê
Namen von Mutter und Vater: Şemşê – Ebdulganî
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Codename: Cesur Roboskî
Vor- und Nachname: Adem Encü
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Mehdiye – Mahit
Todestag und -ort: 27. Oktober 2022 / Metîna

 

Sîpan Karakoçan

Sîpan Karakoçan ist in Tirbespiyê in Rojava geboren und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Seine Familie war in der Befreiungsbewegung aktiv, seit die PKK in Rojava arbeitete. Aus diesem Grund wuchs Sîpan in der Bewegung auf und die Geschichten, die ihm als Kind erzählt wurden, handelten von dem mutigen Kampf der Guerilla. Als Jugendlicher erlebte er die Anfänge der Revolution von Rojava und beteiligte sich an der Arbeit. Als 2013 Islamisten Serêkaniyê angriffen, nahm er am bewaffneten Widerstand teil und trug maßgeblich dazu bei, die dschihadistischen Banden aus der Stadt zu vertreiben. Viele seiner Mitkämpfer:innen kamen in dieser Zeit ums Leben und Sîpan wollte ihnen mit seinem Kampf gerecht werden. Auch der Mord an den kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 in Paris durch den türkischen Geheimdienst und ein Mobilisierungsaufruf von Abdullah Öcalan waren ausschlaggebend für seine Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen. Obwohl das Guerillaleben eine ganz neue Erfahrung für ihn war, bewegte er sich in den Bergen von Anfang an mit großem Selbstbewusstsein und Opferbereitschaft. Er wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und arbeitete nach einer einjährigen Ausbildung in Bereichen, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten. In den folgenden drei Praxisjahren setzte er sich intensiv mit den Ideen von Abdullah Öcalan, dem Leben und Kampf in der PKK und der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Auf seinen beharrlichen Wunsch, aktiv am bewaffneten Kampf teilzunehmen, kam er anschließend als Kommandant einer Einheit nach Metîna und hielt sich zunächst in den Gebieten Zendûra und Hiror auf. Er beteiligte sich am Aufbau von Stellungen, konzentrierte sich auf die neuen Guerillataktiken und unterrichtete seine Mitkämpfer:innen. Mit seiner entschlossenen Haltung als junger Kommandant hatte er die Fähigkeit, seine Überzeugung und seinen Mut auf sein Umfeld zu übertragen. Bei der türkischen Militäroperation im Jahr 2021 in Metîna kämpfte er an der Zendûra-Front und unterstützte mit seinen Aktionen den Tunnelwiderstand. Als die Kämpfer:innen im Tunnel ums Leben kamen, schwor er Rache und war in der kommenden Zeit in verschiedenen Gebieten in Metîna aktiv. Nach dem Angriff der türkischen Armee auf das Widerstandsgebiet Girê Hekarî übernahm er das Kommando über die mobilen Guerillateams. Er plante und koordinierte diverse Guerillaaktionen und nahm selbst daran teil. Jede Aktion gab ihm das Gefühl, seine gefallenen Weggefährt:innen zu rächen und ihnen gerecht zu werden. Bei seiner letzten Aktion im Gebiet Şehîd Piling ging er zusammen mit Cesur und Rojger opferbereit gegen den Feind vor und schloss sich als einer der jungen Kommandanten, die symbolisch für die Guerillaoffensive Cenga Xabûrê stehen, der Karawane der Gefallenen an.

Cesur Roboskî

Cesur Roboskî ist in Şirnex-Qileban geboren und gehörte dem uralten kurdischen Stamm der Goyî an. Seine Familie stand der Befreiungsbewegung nahe und aus seinem direkten Umfeld gingen führende Kommandant:innen hervor. Cesur wuchs in einer entsprechenden Atmosphäre auf. Bei dem Massaker von Roboskî im Jahr 2011 waren viele der durch einen Luftangriff getöteten 34 jungen Männer enge Verwandte von ihm. Cesur wurde bewusst, dass der türkische Staat nicht gegen die PKK, sondern gegen das kurdische Volk Krieg führt. 2014 schloss er sich an seinem Geburtsort der Guerilla an. Seine neuen Lebensumstände waren für ihn leicht zu bewältigen, da er in einer Bergregion aufgewachsen und aus dem Dorf Roboskî harte Arbeit gewohnt war. Nach einer Grundausbildung ging er in die Praxis und erlernte professionelle Kampftaktiken. Danach kam er nach Metîna und beteiligte sich mit großer Selbstlosigkeit und Bescheidenheit an allen anfallenden Aufgaben. Er beschäftigte sich intensiv mit den verschiedenen Guerillataktiken und nutzte jede Gelegenheit, um sie gegen den Feind einzusetzen. Seit Beginn der Invasion in Metîna kämpfte er in mobilen Einheiten und spielte eine führende Rolle bei zahlreichen Widerstandsaktionen gegen die türkische Armee.

Die HPG würdigen Sîpan und Cesur als führende Kommandanten im Guerillakampf der Demokratischen Moderne und sprechen ihren Familien und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.

Guerillaaktionen in den Regionen Zap und Xakurke

Über die Guerillaaktionen am 9. November in der Zap-Region berichten die HPG, dass in Çemço ein Soldat der Invasionstruppen von einem Sniper erschossen wurde, in Sîda fand ein Angriff mobiler Guerillateams mit schweren Waffen statt. In Xakurke griffen Kämpferinnen der YJA Star am Mittwoch einen türkischen Trupp Girê Şehîd Şahan mit schweren Waffen an, am Girê Şehîd Derwêş wurde eine feindliche Stellung zerstört und zwei Soldaten wurden getötet.

Angriffe der türkischen Armee

Die türkische Armee hat nach HPG-Angaben am 8. November sechs verbotene Bomben und dreimal Chemiewaffen gegen die Şehîd-Felat-Stellung in Sîda eingesetzt. Am 9. November wurden Guerillastellungen am Girê Cûdî und in Çemço insgesamt fünfmal mit verbotenen Bomben angegriffen. Zudem fanden Dutzende Angriffe mit Haubitzen, Panzern und schweren Waffen auf die Gebiete Çemço, Sîda, Saca, Girê Amêdî, Girê Cûdî und Girê FM statt.