Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) lädt zu drei Frauenfestivals in Deutschland, Frankreich und der Schweiz ein: Am 17. Juni findet in Gelsenkirchen das Zîlan-Frauenfestival statt, am 18. Juni in Paris das Rojbîn-Frauenfestival und am 25. Juni in Zürich das Sakine-Cansız-Frauenfestival. Die drei Veranstaltungen sind dem Gedenken an die am 23. Dezember 2022 in Paris ermordete kurdische Revolutionärin Evîn Goyî gewidmet.
Die TJK-E erklärt in ihrer Einladung: „Die ,Jin Jiyan Azadî'-Freiheitsphilosophie kurdischer Frauen hat 2022 mit dem gesellschaftlichen Aufstand nach dem Mord an Jina Mahsa Amini aus Rojhilat [Ostkurdistan] durch die iranische Sittenpolizei einen universellen Charakter angenommen und im Frauenkampf den Weg zu weltweiter Frauensolidarität geöffnet. Gegen die falsche Freiheit, die Frauen durch das System aufgedrängt wird, haben Frauenorganisationen ihre eigene Kampflinie festgelegt und den Kampf gegen die kapitalistische Moderne beschleunigt. Im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts hat sich offenbart, dass die auf dem Kampf von Frauen basierende Philosophie eine grundlegende Rolle für die Freiheit aller Völker, eine klassenlose Gesellschaft und die Entstehung eines demokratischen Lebens spielt.
Die Herrschenden versuchen ihr eigenes System und die Gesellschaften mit Massakern, Völkermord, Ausgrenzung und Kriegspolitik zu gestalten. Wie zu jeder Zeit wollen sie auch aktuell den organisierten Kampf kurdischer Frauen spalten und zerschlagen. Aus diesem Grund wurde in Silêmanî ein Attentat auf unsere Freundin Nagihan Akarsel verübt. Sie fürchteten die Kraft ihres Stiftes, und sie glauben, dass die über Frauen stattfindende Verschärfung ihrer schmutzigen Kriege den Frauenkampf zurückwerfen kann. Aus diesem Grund wurde auch zehn Jahre nach dem ersten Massaker an kurdischen Frauen in Paris unsere Freundin Evîn Goyî ermordet. Dieser Anschlag galt dem Kampf, den kurdische Frauen auf ideologischer Ebene führen.
Wir werden uns noch mehr im Licht der Frauenbefreiungsideologie und der ,Jin Jiyan Azadî'-Philosophie organisieren. Die schmutzige Politik des Systems ist für uns ein Kampfgrund. Indem wir das Erbe unserer Gefallenen annehmen, bauen wir die Zukunft einer freien Gesellschaft auf.
In Europa organisieren wir mit der Kraft und Arbeit von Frauen das Zîlan-Frauenfestival am 17. Juni in Deutschland, das Rojbîn-Frauenfestival am 18. Juni in Frankreich und am 25. Juni das Sakine-Cansız-Frauenfestival in der Schweiz, um mit allen Frauenorganisationen zusammenzutreffen. Unsere diesjährigen Festivals widmen wir unserer revolutionären Freundin Evîn Goyî, deren großer Beitrag zum Frauenkampf unseren weiteren Weg beleuchten wird.“
Evîn Goyî (Emine Kara)
Zîlan-Frauenfestival: Kurdische Tradition seit 2004
Das erste Zîlan-Frauenfestival hat 2004 unter dem Motto „Frauen überschreiten Grenzen“ in Gelsenkirchen stattgefunden. Im Jahr danach widmete die Frauenbewegung das Festival den Internationalistinnen Uta Schneiderbanger (Nûdem) und Ekin Ceren Doğruak (Amara), die am 31. Mai 2005 bei einem Autounfall in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. In den folgenden Jahren standen zentrale Themen der Frauenbewegung im Mittelpunkt, so etwa der Kampf gegen den herrschenden Ehrbegriff („Wir sind niemandes Ehre, unsere Ehre ist unsere Freiheit!“) und gegen Feminizid („Frauen sind Leben, töte nicht das Leben!“) im Mittelpunkt. 2013 erklärten Tausende Frauen ihre Entschlossenheit, den Kampf der vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Leyla Şaylemez (Ronahî) und Fidan Doğan (Rojbîn) fortzusetzen. Weitere Festivals wurden den kämpfenden Frauen in Kobanê und Şengal gewidmet. Nach der türkischen Invasion in Efrîn lautete 2018 das Motto: „Efrîn verteidigen bedeutet die Frauenrevolution zu verteidigen“. 2019 fand das Festival unter dem Motto „Frauenwiderstand befreit“ statt. Nach zwei Jahren „Corona-Pause“ stand das Festival im vergangenen Jahr in Frankfurt unter der Devise „Wehr dich! Organisiere dich! Lebe deine Freiheit!“. Das diesjährige Zîlan-Frauenfestival trägt das Motto „Von Kurdistan in die Welt: Jin Jiyan Azadî!“.