Kerboran: Entschlossener Frauenprotest nach Femizid

Nach dem Femizid an Pakistan Demir haben wütende Frauendemonstrationen im nordkurdischen Kerboran stattgefunden. Die Frauen geben dem Staat die Mitschuld am Tod von Demir.

Am 16. September wurde Pakistan Demir von ihrem in Trennung lebenden Ehemann Mehmet Emir Öner in Kerboran (tr. Dargeçit) ermordet. Der Trennung der 34-Jährigen waren Jahre der Gewalt vorangegangen. Demir war in das Haus ihrer Eltern geflohen. Nach der Trennung hatte Demir fünf behördliche Fernhalteverfügungen gegen ihren Ehemann erwirkt. Dennoch wurde Pakistan Demir von ihrem Peiniger vor den Augen ihrer zwei Kinder ermordet. Der Täter wurde festgenommen und inhaftiert.

Männer prügeln und der Staat schützt sie dabei“

Der Femizid führte zu einem Sturm der Entrüstung. Am Montag gingen viele Frauen gegen patriarchale Gewalt auf die Straße. Sie versammelten sich vor dem Trauerzelt in Kerboran und zogen zum Friedhof. Die Frauen trugen Bilder von Pakistan Demir und riefen Parolen wie „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit), „Bijî berxwedana jinan" (Es lebe der Frauenwiderstand), „Kadına uzanan eller kırılsın" (Mögen die Hände, die sich gegen Frauen erheben, brechen) und „Erkek vuruyor, devlet koruyor" (Der Mann schlägt, der Staat schützt sie).

Drohungen der Polizei

Die Polizei drohte, die Demonstration aufzulösen, wenn die Frauen weiter „staatsfeindliche Parolen“ riefen. Die Frauen ließen sich jedoch nicht einschüchtern und zogen trotz Drohungen bis zum Friedhof.

Kinder und Frauen vor dem Terror von Männern bewahren“

Die Mutter von Pakistan Demir, Naime Demir, erklärte bei der Protestaktion: „Wenn es Gerechtigkeit gäbe, wäre meine Tochter nicht gestorben. Was wurde für die Frauen getan? Nichts!“ Eine weitere Teilnehmerin sagte: „Frauen sollen nicht mehr sterben. Wir wollen nicht, dass noch eine Pakistan stirbt. Wir wollen Kinder und Frauen vor dem Terror von Männern bewahren. Wir wollen Gerechtigkeit für Frauen.“

Polizeiangriff auf Demonstration

Als die Frauen nach den Reden weiterziehen wollten, wurden sie von der Polizei aufgehalten. Die Polizei griff die Frauen mit Pfefferspray an und hinderte sie, den Friedhof zu verlassen. Die Frauen reagierten auf die Polizeiangriffe mit Widerstand und Parolen. Schließlich konnten sich die Frauen durchsetzen und zogen zurück zum Trauerhaus.