Die Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad) und der Frauenrat der HDP haben in Şirnex (tr. Şırnak) eine Erklärung zu dem Mord an Firdevs Babat abgegeben. Die unbekleidete Leiche der 17-Jährigen war am Samstag im Hezil-Fluss im Landkreis Qilaban (Uludere) gefunden worden. Der Täter Ahmet Babat wurde verhaftet. Als Tatwaffe benutzte er die Waffe seines Bruders, der als „Dorfschützer“ im Sold des türkischen Staates steht.
Die Mitglieder der TJA und HDP entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Frauenmorde sind politisch“. Die Ko-Vorsitzende des HDP-Verbands Şirnex, Sabuha Akdağ, erklärte, dass Vergewaltiger in der Region geschützt werden und die paramilitärischen Dorfschützer das Leben von Frauen gefährden. Die Autopsie habe ergeben, dass Firdevs vor ihrer Ermordung gefoltert wurde.
„Wir alle gelten als Angriffsziel“
„Fünfzig Prozent der Männer in Şirnex sind bewaffnet. Dadurch steigt die Zahl der Verbrechen und insbesondere der Femizide von Tag zu Tag. Weil die Justiz und die Behörden die Gesetze nicht wirksam umsetzen, sehen Männer sich im Recht, über Frauen zu herrschen. Frauen werden dazu gebracht, auf Anzeige zu verzichten. Die permanenten Angriffe auf die Errungenschaften von Frauen und insbesondere der Austritt aus der Istanbul-Konvention untergraben das Vertrauen von Frauen in eine gerechte Justiz und isolieren sie angesichts der männlichen Gewalt. Das männliche Herrschaftssystem bedroht skrupellos alle Frauen, die sich wehren. Es hat alle Masken fallen lassen. Frauen, die sich scheiden lassen wollen, Frauen, die ihr Recht einfordern, über ihr eigenes Leben zu bestimmen, Frauen, die für ihre Arbeit Rechte einfordern, Frauen, die die männliche Autorität in Frage stellen, Frauen, die sich gegen die verschiedenen individuellen oder organisierten Erscheinungsformen der männlichen Herrschaft zu Hause, auf der Straße und in der Politik wehren - wir alle gelten als Angriffsziel", so Sabuha Akdağ.
„Hinter dem Täter steht die patriarchale Herrschaftsmentalität“
Die HDP-Abgeordnete Nuran Imir ergänzte: „Frauen werden seit Jahren von Männern auf diese Weise ermordet. Wir wissen aus früheren Vorfällen, dass der Mörder diesen Femizid nicht allein begangen hat. Hinter dem Täter steht eine männlich dominierte Mentalität. Er bezieht seine Macht aus dieser Herrschaftsmentalität. Diese Macht erhält er durch die Politik der Straffreiheit und die Justiz. Vor drei Monaten wurde in Qilaban eine weitere Frau von einem Mann ermordet. Auch hier war die Tatwaffe ein Dorfschützer-Gewehr. In Şirnex ist einer von zwei Männern bewaffnet. Davon werden 60 Prozent von den Sicherheitskräften bewaffnet. Frauen haben keine Lebenssicherheit mehr. Diejenigen, die unsere Stadt im Namen der Sicherheit belagern, haben den Frauen keine Lebenssicherheit gelassen. Wir werden unseren Kampf für Gerechtigkeit fortsetzen, damit die Täter die härteste Strafe erhalten."