KCDP legt Feminizid-Bericht für 2021 vor

In der Türkei sind 2021 280 Frauen von Männern ermordet worden, 217 weitere Frauen kamen unter verdächtigen Umständen ums Leben. Der Tatort war meistens die eigene Wohnung.

Nach Angaben der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (tr. Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu) sind in der Türkei im vergangenen Jahr 280 Frauen von Männern ermordet worden, 217 weitere Frauen kamen unter verdächtigen Umständen ums Leben. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Feminizid-Bericht für 2021 der in Istanbul gegründeten Frauenplattform hervor.

Laut dem Bericht haben sich 33 der ermordeten Frauen vor ihrem Tod an die Behörden gewandt, ihre späteren Mörder bei der Polizei angezeigt und teilweise sogar gerichtlichen Schutz erwirkt. „Diese Frauen sind durch männliche Gewalt ermordet worden, weil die Behörden ihrer Aufgabe nicht nachgekommen sind. Wir wissen nicht, ob gegen die Verantwortlichen Verfahren eingeleitet worden sind. Während der Staat diese Frauen trotz gestellter Anträge nicht geschützt hat, behauptet der Innenminister, dass Frauenmorde weniger geworden sind“, stellt die Plattform fest und weist darauf hin, dass Dutzende ihrer Mitglieder im Verlauf des vergangenen Jahres festgenommen und angeklagt worden sind: „Wenn Frauen dafür kämpfen, Frauenmorde zu stoppen, gehen die Sicherheitskräfte sofort auf verfassungswidrige Weise gegen sie vor.“

Gewalttäter werden ermutigt“

In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass Männergewalt nicht nur Frauen trifft, sondern auch alle, die sich gegen Feminizide wehren. Die Täter werden laut der Plattform von der Politik und den Behörden zur Gewaltanwendung ermutigt, weil keine Präventionsmaßnahmen getroffen werden und keine überzeugenden strafrechtlichen Sanktionen gegen Gewalt an Frauen erfolgen. „Unser Kampf gegen alle Verantwortlichen, die Frauen nicht schützen und eine die Täter ermutigende Politik verfolgen, geht weiter“, kündigt die Plattform an.

Frauen werden in ihrer eigenen Wohnung ermordet“

Aus den Daten des Berichts geht hervor, dass 64 Prozent der Femizide in der eigenen Wohnung stattgefunden haben. Die Täter bei den aufgeführten 280 Femiziden waren in 124 Fällen die eigenen Ehemänner. 37 Frauen hatten eine Beziehung mit ihrem späteren Mörder, in 24 Fällen handelte es sich um Bekannte. 21 Frauen wurden von ihren Exmännern ermordet, 16 von Verwandten, 13 von Expartnern, 13 von ihren Vätern, elf von ihren Söhnen, sechs von ihren Brüdern. In nur drei Fällen war der Täter ein Unbekannter, eine Frau wurde von einem Stalker ermordet.