Im kurdischen Kulturzentrum in Zürich hat am Samstag eine Veranstaltung zum internationalen Frauenkampftag 8. März stattgefunden. Als Rednerin war Maryam Fethi eingeladen, Europa-Sprecherin der Gemeinschaft Freier Frauen Ostkurdistans (Komelgeha Jinên Azad a Rojhelatê Kurdistan, KJAR).
Maryam Fethi informierte auf der Veranstaltung über die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution, die sich Mitte September am gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei entzündete, und die andauernden Frauenkämpfe im Iran, die aufgrund der Massenvergiftung von Schülerinnen im gesamten Land erneut aufgeflammt sind.
„Jin, Jiyan, Azadî“ ist zur Parole der Völker im Iran geworden
Die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution müsse unvermindert unterstützt werden, forderte Maryam Fethi. Die Volksbewegung gehe trotz der brutalen Repression weiter und der Frauenkampf im Iran dürfe nicht unterschätzt werden. „Frauen kämpfen seit Jahren gegen das Regime der Islamischen Republik Iran. Dieser Kampf darf nicht gering geschätzt werden. Wichtig ist jedoch, dass der Frauenkampf seit dem Mord an Jina Amini von allen Bevölkerungsgruppen im Iran unterstützt wird. Die Devise Jin-Jiyan-Azadî ist aus den Vorstellungen Abdullah Öcalans von einer demokratischen Nation hervorgegangen und wird heute nicht nur vom kurdischen Volk, sondern auch von den belutschischen, persischen, afghanischen und anderen Völkern im Iran verwendet. Für den kurdischen Frauenkampf ist das ein Erfolg. Auf der ganzen Welt wird diese Parole inzwischen genutzt. Jin-Jiyan-Azadî ist eine Philosophie, die in Rojava gelebt wird und sich auch im Iran ausbreitet“, führte die KJAR-Sprecherin aus.
Erstmalig kämpfen alle Bevölkerungsgruppen gemeinsam
Maryam Fethi betonte in ihren Ausführungen, dass der Iran über ein Bevölkerungsmosaik verfügt und ein großer Teil der Gesellschaft unabhängig von der ethnischen Herkunft an der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution teilhabe: „Die Islamische Republik Iran lebt von der Angst. Tausende Menschen sind hingerichtet worden. Die Bevölkerung kennt dieses finstere Gesicht des Staates. Auch unter diesem Aspekt hat der von Frauen angeführte Aufstand eine große Bedeutung. Er hat sich auf das ganze Land ausgebreitet. Selbst in Ghom, einem der wichtigsten Zentren des islamischen Staates, sind Frauen aufgestanden und protestieren. Es gab bereits früher ähnliche Aufstände, aber dieses Mal gehen alle Bevölkerungsgruppen gemeinsam und zeitgleich vor.“
Für Frauen wurde das Leben zum Albtraum
Seit der Gründung der Islamischen Republik habe es permanente Rückschläge hinsichtlich der Rechte von Frauen gegeben, sagte Maryam Fethi weiter: „Als Khomeini 1979 aus Frankreich zurückkam und die Macht übernahm, ordnete er als erstes die Verschleierung von Frauen an. Es wurde ein System errichtet, in dem es eine eigene Polizei für die Kontrolle der Bekleidung von Frauen gibt. Damit wurde das Leben von Frauen im Iran zu einem Albtraum.“
„Für uns ist der Kampf in allen Teilen Kurdistans wichtig“
Abschließend betonte Maryam Fethi, dass die Frauenorganisation KJAR ebenso wie die Bewegung für Freiheit und Demokratie in Rojhilat (KODAR) und die PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan) weder auf der Seite der Islamischen Republik oder des Schahs noch der Volksmudschahedin steht, sondern vielmehr auf einen dritten Weg setzt: „Für uns hat der Kampf in allen vier Teilen Kurdistans eine Bedeutung. Jina Amini zählt auch als Gefallene Nordkurdistans, während Sakine Cansız auch eine Gefallene Ostkurdistans ist. In Kurdistan gibt es viele Parteien. Wichtig ist, gemeinsam für die Interessen des Volkes einzutreten. Unser in Europa lebendes Volk muss den täglich in Rojhilat stattfindenden Massakern mehr Aufmerksamkeit widmen.“