Gesundheitszustand von Anwältin Ebru Timtik verschlechtert sich
Die Anwältin Ebru Timtik befindet sich seit 183 Tagen im Todesfasten. Ihr Körper akzeptiert keinen Zucker oder Salz mehr. Damit befindet sie sich in akuter Lebensgefahr.
Die Anwältin Ebru Timtik befindet sich seit 183 Tagen im Todesfasten. Ihr Körper akzeptiert keinen Zucker oder Salz mehr. Damit befindet sie sich in akuter Lebensgefahr.
Die Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal vom Istanbuler Rechtsbüro des Volkes (HHB) befinden sich seit Monaten im Todesfasten und fordern ein gerechtes Verfahren. Beide wurden ohne jegliche materiellen Beweise, allein aufgrund von widersprüchlichen Aussagen des Kronzeugen Berk Ercan, zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt und befinden sich in Haft. Langsam wird die Zeit für die Anwält*innen knapp. Ebru Timtik wiegt nach 183 Tagen Hungerstreik nur noch 41 Kilogramm. Ihr Körper nimmt keine normalen Nährstoffe mehr auf. Ihre Anwältin Yaprak Türkmen hat sich gegenüber ANF zur Lage ihrer Mandantin geäußert.
Ebru Timtik ist extrem abgemagert
Türkmen hatte Timtik zuletzt vor sechs Tagen im Hochsicherheitsgefängnis von Silivri besucht. Sie berichtet, Timtik sei extrem abgemagert und ihre Gesichtsknochen haben begonnen, sich abzuzeichnen. Ihre Mandantin habe große Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Die Anwältin berichtet, Timtik habe lange Zeit gefordert, dass sie andere Salze als Steinsalz und verschiedene Zuckerarten erhalte. Dies sei aber viel zu spät und in viel zu geringem Umfang von der Gefängnisleitung umgesetzt worden. Nun sei es zu spät, ihr Körper akzeptiere weder normalen Zucker noch Salz. Daher seien in kürzester Zeit in ihrem Mund Wunden entstanden. Türkmen kritisiert: „Die Forderung von Ebru, ihr neben Steinsalz und Pulverzucker andere Arten von Zucker und Salz auf ihre Kosten zu besorgen, wurde lange Zeit nicht erfüllt. Ihr wurde sogar das Recht genommen, die Kantine zu benutzen.“
„Urteile gegen im Hungerstreik gestorbene Grup-Yorum-Mitglieder aufheben“
Über den Hungerstreik sagt Türkmen: „Ebru und Aytaç befinden sich nicht nur wegen ihrer eigenen Urteile im Hungerstreik. Sie wollen, dass die Urteile gegen ihre im Hungerstreik verstorbenen Mandant*innen und Mitglieder von Grup Yorum Helin Bölek, Ibrahim Gökçek und Mustafa Koçak vom Obersten Gericht aufgehoben werden und neu verhandelt wird. Denn Bölek, Gökçek und Koçak sind für ihre Forderung nach Gerechtigkeit gestorben. Aus diesem Grund wollen unsere Freundinnen und Freunde, dass alle politischen Urteile zumindest rechtskonform sind.“
Sie streiken dafür, dass wenigstens geltendes Recht angewandt wird
„Es geht nicht nur um die Inhaftierungen, auch das Recht auf Verteidigung wurde beschnitten. Wenn Anwältinnen und Anwälte der Prozessordnung entsprechend intervenieren, werden sie willkürlich vom Gerichtsvorsitz aus den Verhandlungen geworfen. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem Recht praktisch nicht mehr existent ist. Wir wollen wenigstens, dass das geltende Recht angewandt wird. Deshalb findet der Hungerstreik statt“, erklärt die Anwältin Türkmen.