Internationale Unterstützung für todesfastende Gefangene

Hunderte Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte aus verschiedenen Ländern fordern ein faires Verfahren und die Freilassung ihrer hungerstreikenden Berufskolleg*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal aus türkischer Haft.

Juristenvereinigungen haben auf einer Pressekonferenz in der Anwaltskammer Ankara über die Situation der in der Türkei inhaftierten Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal informiert.

Murat Yilmaz, Vorsitzender der „Vereinigung zeitgenössischer Jurist*innen“ (ÇHD) in Ankara, wies darauf hin, dass Timtik und Ünsal seit Monaten mit einem Hungerstreik ein faires Verfahren für sich und ihre Mandant*innen fordern und den Hungerstreik am 5. April, dem „Tag des Anwalts“, in ein Todesfasten umgewandelt haben. Ihr Gesundheitszustand sei inzwischen kritisch.

Wie Yilmaz mitteilte, haben 365 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte aus zahlreichen Ländern einen Antrag beim zuständigen Kassationsgerichtshof gestellt. In dem Antrag schließen sich die Anwält*innen aus den USA, Deutschland, Österreich, Belgien, Benin, Bulgarien, Demokratische Republik Kongo, Frankreich, Haiti, Indien, Niederlande, Großbritannien, Spanien, Schweiz, Italien, Japan, Katalonien, Libanon, Polen, Rumänien und Togo der Forderung nach einem fairen juristischen Prozess an. Das Urteil gegen Timtik und Ünsal müsse aufgehoben werden, weil wesentliche Verfahrensgrundsätze verletzt worden seien, und die beiden müssten sofort freigelassen werden.

Langjährige Freiheitsstrafen wegen Kronzeugenaussagen

Ebru Timtik und Aytaç Ünsal sind aufgrund von widersprüchlichen Aussagen eines Kronzeugen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die Aussagen des Überläufers Berk Ercan haben zur Verhaftung von knapp 200 Menschen geführt. Unter ihnen war auch Mustafa Koçak, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und am 24. April nach 297 Tagen Hungerstreik verstarb. Sie alle wurden im Komplex der Verfahren gegen vermeintliche Angehörige der DHKP-C nach Terrorparagraphen verurteilt.

Bereits gestern hatten über 1200 Personen aus der Türkei an Timtik und Ünsal appelliert, ihr Todesfasten zu beenden. Im Gegenzug sagten sie in einer gemeinsamen Deklaration zu, sich für die Erfüllung ihrer Forderung einzusetzen.