Ein Gericht in der nordkurdischen Metropole Amed (türk. Diyarbakir) hat am Freitag die Entlassung von Makbule Özbek aus der Untersuchungshaft angeordnet. Das Verfahren gegen sie wird jedoch fortgesetzt. Özbek, eine Aktivistin und Mitbegründerin der Initiative der Friedensmutter, befand sich seit Ende Juni wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie wird im Rahmen des Verfahrens gegen den zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss KCD (Demokratischer Gesellschaftskongress) der Mitgliedschaft in der PKK beschuldigt. Bei einer Verurteilung droht ihr eine langjährige Freiheitsstrafe.
Am Donnerstag erlitt Makbule Özbek im Frauengefängnis in Amed einen Herzinfarkt. Nach einer notfallmedizinischen Versorgung in der Haftanstalt wurde die Großmutter von sechs Enkelkindern in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach Angaben von Angehörigen sei ihr Zustand kritisch. Bei einer über mehrere Stunden andauernden Katheter-Intervention konnten Verengungen in den Herzkranzgefäßen nicht beseitigt werden. Sie liegt auf der Intensivstation.
Ihr Rechtsbeistand sowie ihre Weggefährtinnen und Angehörigen sind zwar froh, dass Özbek vorerst nicht zurück ins Gefängnis muss. Dennoch erzeugt die späte Entscheidung Wut und Empörung. Im Juli war eine Haftbeschwerde der 72-Jährigen wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden – trotz Lebensgefahr durch die Corona-Pandemie. Seit Özbek, die an diversen chronischen Erkrankungen leidet, im Gefängnis ist, wurde ihre medizinische Versorgung erheblich vernachlässigt.