Fluchtgefahr: 72-jährige Friedensmutter bleibt in Haft

Die Haftbeschwerde der chronisch kranken 72-jährigen Friedensmutter Makbule Özbek ist wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden. Ihre Anwältin warnt, dass Özbek aufgrund ihrer chronischen Erkrankung durch die Pandemie in Lebensgefahr schwebe.

Die 72-jährige Friedensaktivistin Makbule Özbek ist am 26. Juni gemeinsam mit 22 weiteren Personen aufgrund eines Ermittlungsverfahrens gegen die basisdemokratische Selbstorganisierung der Zivilgesellschaft im Demokratischen Gesellschaftskongress (kurd. Kongreya Civaka Demokratîk - KCD, türk. Demokratik Toplum Kongresi - DTK) verhaftet worden. Seitdem befindet sie sich unter dem Vorwurf der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ unter Quarantänebedingungen in Einzelhaft. Ihre Anwältin warnt, dass Özbek aufgrund ihrer chronischen Erkrankung durch die Pandemie in Lebensgefahr schwebe und legte Haftbeschwerde ein. Die Beschwerde wurde nun wegen vermeintlicher Fluchtgefahr abgewiesen.

Zwei Kinder im Befreiungskampf verloren

Ihre Anwältin Gülşen Özbek sagt: „Ein 72-jähriger Mensch, der zwei Kinder verloren hat, hat jedes Recht dafür zu kämpfen, dass nicht noch mehr Menschen sterben müssen. Die Anklage richtet sich vor allem gegen ihre Friedensarbeit. Sie wird sogar dafür angeklagt, dass sie an Aktionen und Pressekonferenzen für die Beendigung von Hungerstreiks teilgenommen hat. Sie sagte dazu, sie habe teilgenommen, weil sie nicht wollte, dass noch mehr Menschen sterben. Das ist ihr demokratisches und verfassungsmäßiges Recht. Es ist keine Straftat, sich an solchen Aktionen zu beteiligen.“

Friedensmütter: Die Spitze des Kampfes um Frieden und Demokratie

Die Friedensmütter sind eine Initiative von Müttern kurdischer Guerillakämpfer*innen und politischer Gefangener, manche von ihnen sind auch Mütter von Soldaten der türkischen Armee. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, mit allen ihren Möglichkeiten gegen das Fortdauern des Krieges und für eine politische Lösung zu kämpfen. Sie setzen sich nicht nur für Frieden ein, sie stehen exemplarisch für ein ständiges Engagement für den Dialog und die Demokratisierung der Türkei und Nordkurdistans. Sie spielten in verschiedenen Friedensprozessen eine Schlüsselrolle und machten durch ihre Beteiligung an den Hungerstreikaktivitäten für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan im vergangen Jahr einen Durchbruch möglich.