Zahlreiche Frauenverbände aus der Türkei protestieren gegen die jüngste Repressionswelle gegen die kurdische Frauenbewegung in Amed (türk. Diyarbakir). Am Dienstagmorgen sind Dutzende Frauen in der nordkurdischen Metropole festgenommen worden, darunter Ayşe Gökkan als Sprecherin der TJA (Tevgera Jinên Azad / Bewegung Freier Frauen), die Journalistin Ayşe Güney, die siebzigjährige Friedensmutter Hayriye Demir und Elif Haran, die Ko-Vorsitzende der Gefangenenhilfsorganisation MED TUHAD-FED.
In der gemeinsamen Erklärung der Frauenverbände heißt es: „Die frauenfeindliche Politik des Männerbündnisses AKP und MHP nimmt täglich größere Dimensionen an. In diesem Land wachen wir jeden Morgen mit der Meldung auf, dass Wohnungen von Kurdinnen und Kurden, Frauen und Oppositionellen von der Polizei gestürmt worden sind. Auch am heutigen Morgen hat sich wieder ein politischer Vernichtungsfeldzug ereignet.“
„Keine Macht kann unseren Widerstand brechen“
„Bei den festgenommenen Frauen handelt es sich um unsere Freundinnen, die seit Jahren unter dem Dach der TJA für Frauenbefreiung kämpfen und Frauen in der Politik, in den Medien und in Gewerkschaften Geltung verschaffen. Dass es sich bei dem Angriff auf die kurdische Frauenbewegung nicht um den ersten Angriff handelt, wissen wir von zahlreichen weiteren Freundinnen, die als politische Geiseln im Gefängnis festgehalten werden. Wann immer das Männerbündnis AKP/MHP in Bedrängnis ist, greift es den freien Willen von Frauen an. Wir Frauen wissen, dass mit den Festnahmen und Verhaftungen unser Kampf unterdrückt und wir selbst eingeschüchtert werden sollen. Als wir uns auf den Weg gemacht haben, um das Patriarchat zu bekämpfen, wussten wir bereits, dass wir dabei auf Männer treffen werden, die uns keinen eigenen Willen zugestehen und uns missachten. Was die Gegenseite jedoch bisher offenbar nicht gelernt hat, ist die Tatsache, dass keine Macht unseren Widerstand brechen kann. Wenn die AKP davon ausgeht, dass sie uns mit ihrem Vernichtungsfeldzug einschüchtern kann, befindet sie sich im Irrtum.
Gegen die Unterdrückungspolitik der AKP und ihres Partners MHP, mit der die Gesellschaft zum Gehorsam erzogen werden soll, haben wir Frauen unsere Hoffnung in die eigenen Hände genommen und uns auf den Weg gemacht, um sie der Gesellschaft zu präsentieren. Und genau das ist es, was den Herrschenden am meisten Angst macht: Die Entschlossenheit zum Kampf, die unter der Führung von Frauen entsteht.
Niemals gehorchen
AKP und MHP beharren auf ihrer frauenfeindlichen Politik. Sie sollen wissen, dass wir Frauen gegen die Abkehr von der Istanbul-Konvention, gegen die Legitimierung von Kindesmissbrauch durch Eheschließung, gegen die Zwangsverwaltung und gegen das Vollzugsgesetz weiter auf der Straße sein werden. Von unserem Befreiungskampf gegen die aggressive, faschistische, militaristische, sexistische und patriarchale AKP-Politik weichen wir niemals und auch nicht für einen Moment zurück.
Wir sagen es noch einmal: Der Kampf der festgenommenen Frauen ist auch unser Kampf. Wir werden uns nicht beugen und wir werden niemals gehorchen. Uns gibt es und wir sind hier. Wir fordern die sofortige Freilassung unserer rechtswidrig festgenommenen Freundinnen.“
Die Unterzeichnenden
Die Erklärung wurde von den Frauenorganisationen von HDP, HDK, DBP, DTK, SYKP, Frauenbefreiung (Kadınların Kurtuluşu), Sozialistische Solidaritätsplattform, Sozialistische Frauenräte und Grün-Rote Frauen gemeinsam verfasst.