Frauenkampftag in Berlin, Gießen und Dortmund

In Berlin fand zum Frauenkampftag eine Demonstration der „Alliance of Internationalist Feminists“ statt, in Gießen stand eine Aktion unter dem Motto „Basta! Befreiung erkämpfen!“. In Dortmund zeigten Frauen bereits gestern Flagge.

In Berlin hat zum Frauenkampftag 8. März eine Demonstration der „Alliance of Internationalist Feminists“ unter dem Motto „Unser Leben, unser Widerstand, brecht das Schweigen und das System!“ stattgefunden. Das Bündnis besteht aus verschiedenen Gruppen, Netzwerken und Einzelpersonen, die an zentralen Tagen wie dem 8. März und dem Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November zusammenkommen, um ihre politischen Forderungen und Kämpfe auf die Straße zu tragen. Zur Teilnahme hatte auch die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) aufgerufen.

Der Marsch startete gegen 14 Uhr bei der Vertretung der EU-Kommission, „um die Lügen der Festung Europas zu zerschlagen und zu fordern, dass die EU ihre blutige Grenzpolitik beendet”. Von dort aus zog die Demonstration kämpferisch über Unter den Linden bis zum Pergamonmuseum, das neben anderen geraubten Kulturgütern auch das blaue Ischtar-Tor beherbergt, das aus Mesopotamien gestohlen wurde.

Kurdischer Frauenblock besonders laut

Der vom Frauenrat Dest-Dan angeführte kurdische Frauenblock stellte bei der Demonstration die von der TJK-E initiierte Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen” vor. Eine dazu am 25. November gestartete Petition hat das Ziel, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als Verantwortlichen für die frauenverachtende Politik des türkischen Regimes vor der UNO anzuklagen und Feminizide international als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen zu lassen.

In Gießen hatte das „Bündnis 8. März“ unter dem Motto „Basta! Befreiung erkämpfen!“ zur Demonstration aufgerufen. Seit 1911 feiern Frauen weltweit am 8. März den internationalen Frauentag, an dem auf Frauenrechte und die Geschlechtergleichstellung aufmerksam gemacht werden soll. Dabei zeigt sich weiterhin nach über 100 Jahren Weltfrauentag, dass die Ungleichheit, ob in Wirtschaft, Politik oder anderen Bereichen, fortbesteht.

Demonstration in Gießen

In Deutschland wird alle drei Minuten eine Frau vergewaltigt. Jede siebte Frau musste in ihrem Leben schon einmal eine Vergewaltigung, eine versuchte Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung erleben. – Aber in Deutschland gibt es kein Problem mit Gewalt gegen Frauen?

Frauen verdienen ca. 22 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Typische Frauenberufe sind das Dienstleistungsgewerbe, vor allem der Verwaltungs- und Servicebereich, sowie die Kinder-, Alten- und Krankenpflege – und damit die mit niedriger Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen. – Aber es gibt in Deutschland keine Benachteiligung?

Mehr als drei Viertel der in einer Partnerschaft lebenden Mütter mit Kindern unter 16 Jahren erledigen „alles“ oder „das meiste“ der Kinderbetreuung und der Hausarbeit. Während 96% der Mütter Elterngeld beziehen sind es nur 29,3% der Väter, wobei davon nur 6% die Leistung ein Jahr oder länger bezogen. Aber Frauen in Deutschland sind emanzipiert?

Basta! Es reicht. Aus diesen Gründen waren alle Geschlechter aufgerufen, sich der Demo anzuschließen, um für die Rechte der Frauen gemeinsam zu kämpfen.

Mitglieder der Gießener Ortsgruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatten Plakate mit dem Konterfei der bekannten Menschenrechtsanwältin Eren Keskin mitgebracht, die zugleich auch Ko-Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsvereins IHD ist. Damit verurteilten die Aktivist*innen die Willkürjustiz, die gegen Keskin in der Türkei systematisch Anwendung findet: Die IHD-Vorsitzende ist bisher in 124 Prozessen zu über 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Die Aktivistinnen vom kurdischen Frauenrat Berçem riefen immer wieder lautstark und kämpferisch die Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit). Die Löwengasse wurde von den Frauen symbolisch in „Hevrin-Khalaf-Straße“ umbenannt. Die kurdische Politikerin, die zugleich Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens war, wurde im Oktober 2019 im Angriffskrieg gegen die Stadt Serêkaniyê in Rojava von pro-türkischen Islamisten ermordet.

Open-Air-Seminar über staatliche Vergewaltigungskultur

In Dortmund gab es zum 8. März schon am Sonntag eine Kundgebung des Feministischen Kollektivs vor der Reinoldikirche. Der Zusammenschluss besteht aus Initiativen unterschiedlicher Strömungen, darunter auch die Bewegung der jungen kämpferischen Frauen (TEKOjin), dessen Intention es ist, feministische Praxis in Dortmund und Umgebung sichtbar zu machen. In diesem Sinne wurde zum Frauenkampftag ein öffentlicher Workshop gehalten, um Aufklärung über Geschlechterungerechtigkeiten zu schaffen.

 

Die Frauen von TEKOjin stellten dabei die Kampagne „Em dibêjin NA!“ (deut. „Wir sagen NEIN!“) vor, die letztes Jahr im südkurdischen Flüchtlingslager Mexmûr ins Leben gerufen wurde und sich gegen die sogenannte staatliche Vergewaltigungskultur richtet. Ein Augenmerk richtete TEKOjin auf die Frauenbefreiungideologie der kurdischen Bewegung.