Das Frauendorf Jinwar plant neue Projekte in den Bereichen Solarenergie, Heilkunde und Angebote für Kinder. Das teilen die Bewohnerinnen des Dorfes im Norden Syriens in ihrem aktuellen Newsletter mit: „Wir freuen uns, euch mit diesem Newsletter auf dem Laufenden zu halten. In den letzten drei Monaten hatten wir in Jinwar viele Gründe zum Feiern. Am 8. März war der internationale Frauenkampftag. Aufgrund der Situation in den Erdbebengebieten haben an dem Tag keine großen Feste stattgefunden. Wir haben uns aber an einer Demonstration beteiligt und unsere Stimme für die Freiheit von Frauen auf der ganzen Welt erhoben.
Am 20. und 21. März haben wir Newroz, den Beginn des Frühlings, begangen. Die Geschichte rund um Newroz ist eine Widerstandsgeschichte, in der ein Tyrann vom Schmied Kawa, mit Unterstützung der geretteten Kinder aus den Bergen, besiegt wird. Zum Zeichen des Sieges werden überall Feuer entzündet. Diese Tradition des Feuers wurde in all der Zeit erhalten und auch wir in Jinwar haben ein Feuer entzündet und den Frühling mit Liedern und einen Sprung übers die Glut willkommen geheißen.
Am 4. April haben wir den Geburtstag von Abdullah Öcalan gefeiert. Abdullah Öcalan wird seit 24 Jahren in Isolation gehalten. Der spärliche Kontakt zu seinen Anwält:innen und seiner Familie ist mittlerweile ganz abgebrochen. Der türkische Staat unterbindet jegliche Kontaktaufnahmen. Die Ideen von Abdullah Öcalan zur Frauenbefreiung sind auch für Jinwar maßgeblich. Seit vielen Jahren ist es Tradition, zu seinem Geburtstag Bäume zu pflanzen, und das haben wir in Jinwar auch gemacht. Zudem haben wir viele Gäste empfangen.
Nach Newroz ist der Frühling ist auch wirklich in Jinwar angekommen und all die unzähligen Rosensträucher stehen in voller Blüte. Das ganze Dorf strahlt in weiß, rosa und rot und grün. Auch die Tiere haben ihr Winterkleid abgelegt. Wir haben die Schafe geschoren und sind nun dabei, die Wolle zu säubern und Kissen daraus herzustellen.
Der Frühling bringt wie jedes Jahr viel Energie und Leben ins Dorf, was sich nun wieder mehrheitlich draußen abspielt. Wir haben den Wasserspeicher der auch als Swimmingpool gebaut wurde, eingeweiht. Die Kinder lernen schwimmen und haben vor allem viel Spaß bei der Abkühlung an den heißen Tagen.
Die Näherei ist im vollen Gange und hat sich ein Stück professionalisiert. Nach dem Nähkurs im letzten Jahr bringen die Frauen sich gegenseitig weiter das Nähen bei. Die angefertigte Kleidung verkaufen wir, was zur ökonomischen Unabhängigkeit des Dorfes und der Frauen beiträgt.
Wir hatten im Frühling auch viel Besuch von Journalist:innen und Forscher:innen aus aller Welt, die Jinwar kennenlernen wollten. Besonders war der Besuch von zwei Frauen aus unserem Schwestergarten „Hevrîn Khalef” in Berlin. Außerdem haben uns Studierende der Universität in Qamişlo einen Besuch abgestattet, was uns viel Energie gegeben hat.
Die Arbeiten im Heilzentrum Şîfajin laufen auch auf Hochtouren: Wir haben einen Garten für Naturheilkräuter angelegt. Zudem waren wir in den umliegenden Dörfern und der Gegend unterwegs, um Pflanzen zu sammeln, die wir hier in Jinwar getrocknet haben. Einige haben wir bereits zu Öl weiter verarbeitet. Wir planen außerdem Salben herzustellen und so weitere Schritte in Richtung einer unabhängigen Gesundheitsversorgung zu gehen.
In Jinwar gibt es immer etwas zu tun und wir haben weiter anstehende Projekte. Wir streben weiterhin eine Energieautonomie an und wollen unser Solarsystem weiter ausbauen, damit es das ganze Dorf versorgen kann. Wir möchten außerdem einen Ort für die Kinder schaffen, in denen sie gezielter Handwerke und das Spielen von Musikinstrumenten lernen können. Und wir sind ständig dabei die Infrastruktur von Şîfajin auszubauen. Wenn ihr unsere Projekte unterstützen möchtet, spendet gerne oder meldet euch.“
JINWAR: Pilotprojekt aus Frauenperspektive
Das Frauendorf Jinwar liegt im Westen von Dirbêsiyê im Kanton Hesekê. Die Planung des Projekts begann im Jahr 2016, die Eröffnung fand am 25. November 2018 statt. In Jinwar leben Frauen mit verschiedener Herkunft, neben Ezidinnen, Christinnen, Muslima, Kurdinnen, Suryoye und Araberinnen nehmen auch Frauen von überall aus der Welt am Dorfleben teil. In dem von Frauen aufgebauten Dorf wurden eine ökologische Wirtschaft, Frauensolidarität und ein gemeinsames und freies Leben entwickelt.
Die Bewohnerinnen von Jinwar freuen sich über Rückmeldungen, Ideen und Vorschläge und sind über die Mailadresse [email protected] erreichbar. Spenden an das Frauendorf können über folgende Bankverbindungen überwiesen werden:
Ass. Llavors entre terres Bank: Caixa d'Enginyers Iban: ES44 3025 0001 1014 3367 7264 Swift: CDENESBBXXX Content: Donation for Jinwar
Kurdistan Hilfe e.V. Stichwort: WJAS- JINWAR Bank: Hamburger Sparkasse IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04 BIC: HASPDEHHXXX