Jeden Tag schlagen in Ain Issa türkische Artilleriegranaten ein. Söldner der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) versuchen, als Kanonenfutter der türkischen Armee die Stadt und umliegende Dörfer zu infiltrieren. Immer wieder werden sie von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), den Verteidiger*innen des selbstverwalteten nordsyrieschen Landkreises, zurückgeschlagen. Viele Menschen sind dennoch entschlossen, sich nicht vertreiben zu lassen. Im ANF-Gespräch teilen Frauen aus Ain Issa ihre Perspektive auf die Angriffe mit.
Fadile Mihemmed: „Jemand muss dem türkischen Staat Einhalt gebieten“
Fadile Mihemmed aus Ain Issa erklärt: „Wir werden seit einem Monat angegriffen. Zivile Einrichtungen werden ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder bombardiert.“ In Bezug auf die Garantiemacht des von der Türkei gebrochenen Waffenstillstands, Russland, sagt Mihemmed: „Russland und das Regime sind hier, aber sie machen rein gar nichts. Allein die QSD verteidigen uns und leisten Widerstand gegen die Angriffe. Jemand muss dem türkischen Staat Einhalt gebieten.“
Niran Hesen: „Wir haben uns für den Widerstand entschieden“
Niran Hesen kommentiert die aktuelle Situation: „Die Bevölkerung soll in Angst und Schrecken versetzt und vertrieben werden. Den Menschen bleibt nur die Wahl zwischen Flucht und Widerstand. Entweder wir bleiben zu Hause und leisten Widerstand gegen die Angriffe des türkischen Staats oder wir verlassen unser Heim und müssen gegen die Kälte des Winters kämpfen. Die Bevölkerung hat sich zum Bleiben und zum Widerstand entschieden. Die Kämpferinnen und Kämpfer der QSD haben die Angriffe zurückgeschlagen. Die QSD leisten mit all ihrer Kraft und ihren Möglichkeiten Widerstand, um die Bevölkerung zu schützen und ihre Sicherheit zu garantieren. Wir werden uns als Volk gegen die türkische Invasion stellen.“
Xedice Adil: „Russland hat Fahnen gehisst, macht aber sonst gar nichts“
Xedice Adil klagt an: „Der türkische Staat macht keinen Unterschied zwischen zivilen und militärischen Zielen. In der letzten Zeit wurden die Angriffe massiv verschärft. Das Ziel des türkischen Staates ist es, uns von unserem Land zu vertreiben, es zu besetzen und andere an unserer Stelle anzusiedeln. Russland ist da, sie haben Stellungen errichtet, ihre Fahnen gehisst, aber ansonsten nichts unternommen.“
Rêzan Mehmud: „Frauen, Kinder und Alte wurden getötet oder verletzt“
Rêzan Mehmud drückt die Wut der Bevölkerung auf Russland und das Regime aus: „Russland und das Regime sind im Rahmen eines Abkommens hierhergekommen. Aber sie schauen einfach nur bei den Angriffen zu. Aufgrund der Angriffe haben Zivilistinnen und Zivilisten Schaden erlitten, Frauen, Kinder und Alte wurden getötet oder verletzt. Das Volk erleidet massiven wirtschaftlichen Schaden. Ain Issa ist klein, aber verfügt über eine strategisch bedeutsame Lage. Deswegen greifen sie es so heftig an.“
Rana: „Komme was wolle – wir bleiben“
Rana aus Ain Issa beschreibt den Kriegsalltag in Ain Issa: „Ain Issa wird permanent bombardiert. Die Zivilbevölkerung erleidet schweren Schaden. Die Menschen sollen eingeschüchtert und aus Ain Issa vertrieben werden. Russland ist hierhergekommen, so als wollte es die Region vor den Angriffe schützen. Aber sie haben nichts gegen die Angriffe unternommen. Alle sollen wissen, wir gehen hier auf keinen Fall weg. Sollen sie angreifen, wie sie wollen, wir bleiben.“
Makbule: „Absprache zwischen Regime, Russland und Türkei“
Makbule sieht hinter den aktuellen Entwicklungen eine Absprache zwischen Russland, dem Regime und der Türkei. Sie führt aus: „Der türkische Staat will die Menschen aus Ain Issa in Angst versetzen und vertreiben. Der türkische Staat, das Regime und Russland haben sich verständigt. Sie gehen gemeinsam vor. Wenn Russland und das Regime es nicht zulassen würden, dann hätte die Türkei nicht angegriffen. Russland ist hierhergekommen, um angeblich Angriffe zu verhindern. Aber genau das Gegenteil ist geschehen, die Angriffe gehen weiter und Russland schweigt. Ihr einziges Ziel ist es, uns zu vertreiben. Das hier ist nicht die Türkei, sondern unser Land, und wir werden nicht weggehen.“