Femizide in der Türkei: 21 Frauen im Mai ermordet

Im Mai sind in der Türkei nach Recherchen der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen” mindestens 21 Frauen Opfer eines Femizids geworden. 18 weitere Frauen wurden auf verdächtige Weise tot aufgefunden.

Die Plattform „Kadın Cinayetlerini Durduracağız” (KCDP, deut. Wir werden Frauenmorde stoppen) hat ihren Bericht für Mai 2020 vorgelegt. Laut der Bilanz aus allen polizeilich erfassten und medial veröffentlichten Morden an Frauen wurden im Vormonat mindestens 21 Frauen in der Türkei Opfer eines Femizids. Achtzehn weitere Frauen wurden auf verdächtige Weise tot aufgefunden.

Mindestens siebzehn der Femizid-Opfer im Mai wurden von gewalttätigen Ehemännern, Freunden oder männlichen Verwandten getötet, drei von ihnen wegen finanziellen Gründen und eine weitere, weil sie über ihr eigenes Leben entscheiden wollte. Die meisten Frauenmorde fanden im häuslichen Umfeld oder auf der Straße statt, elf der Täter benutzten Schusswaffen, sieben Frauen wurden erstochen. Bei drei Frauen war nicht feststellbar, wie sie ermordet wurden.

Die Plattform unterstreicht in ihrem Bericht zudem erneut, dass verdächtige Todesfälle, die medial oder in Polizeiberichten als Selbstmord oder natürlicher Tod präsentiert werden, stark angestiegen sind. Darauf hatte die Organisationen bereits im Vormonat hingewiesen und eine sorgfältige Aufklärung dieser Fälle gefordert.

KCDP

Die Plattform Kadın Cinayetlerini Durduracağız ist eine türkische Frauenrechtsorganisation, die Gewalt gegen Frauen erfasst und sich zur Aufgabe gemacht hat, öffentlich über Feminizide aufzuklären und diese zu verhindern. In erster Linie setzt sich die Plattform für die Erhaltung des Lebens und für alle Frauenrechte ein. Die Gründerinnen sind Familienangehörige der ermordeten Frauen, Frauen von verschiedenen Parteien, Institutionen, Gewerkschaften, anderen Vereinen, aber auch nicht organisierte interessierte Frauen.