Eren Keskin: Bei den Festnahmen wurde Gewalt angewendet

In Amed sind 23 Frauen wegen einer Demonstration zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen im vergangenen November festgenommen worden. Die IHD-Vorsitzende Eren Keskin gab bekannt, dass auch bei den Festnahmen Gewalt angewendet wurde.

Auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft Diyarbakir (ku. Amed) sind am Mittwoch 23 Frauen festgenommen worden, nach zwei weiteren Personen wird gefahndet. Die Festgenommenen werden in der polizeilichen Antiterrorabteilung in Amed festgehalten. Nachdem zunächst der Kontakt zu einem Rechtsbeistand verweigert wurde, konnten Rechtsanwältinnen inzwischen mit ihren Mandantinnen sprechen. Demnach wird den festgenommenen Aktivistinnen, Politikerinnen und Gewerkschafterinnen die Teilnahme an einer Demonstration gegen Gewalt an Frauen im vergangenen November zur Last gelegt. Bei der Demonstration war es zu Auseinandersetzungen gekommen, als die Polizei den Aufzug stoppen wollte. Bisher ist die Dauer des Polizeigewahrsams auf vier Tage befristet. Es wird davon ausgegangen, dass die Verhöre am Freitag beginnen werden.

Bereits am Mittwoch haben sich Frauenorganisationen in vielen Städten in der Türkei mit den Festgenommenen solidarisiert. Die IHD-Vorsitzende Eren Keskin hat sich heute zusammen mit weiteren Anwältinnen auf einer Pressekonferenz im Menschenrechtsverein in Amed zu dem Fall geäußert und darauf hingewiesen, dass es sich bei den Festnahmen um die dritte Operation gegen die Frauenbewegung in Amed in der letzten Zeit handelt. „Die AKP-Regierung hat bereits mit der Annullierung der Istanbul-Konvention ihre Haltung gegenüber Frauen gezeigt. Die Aufkündigung der Konvention kommt einer Befürwortung von Gewalt gegen Frauen gleich. Auch bei den gestrigen Festnahmen in den Wohnungen der Frauen wurde emotionale und physische Gewalt angewendet“, erklärte Eren Keskin.

Jede Form von Gewalt gegen Frauen sei politisch, betonte die Menschenrechtsanwältin: „Die vom Staat verwendete Sprache und seine praktischen Maßnahmen führen zu einem Anstieg der Gewalt an Frauen.“ Eren Keskin forderte die sofortige Freilassung der festgenommenen Frauen.

Auf eine Frage zu der Gewalt bei den Festnahmen antwortete die IHD-Vorsitzende: „Jede Festnahme bedeutet emotionale und physische Gewalt. Ich bin sicher, dass das Geschehen innerhalb kurzer Zeit öffentlich gemacht wird. Diese Frauen sind ausschließlich wegen ihrer Meinung festgenommen worden.“

Kundgebung in Êlih: „Repression kann die Frauenbewegung nicht einschüchtern“

In Êlih (tr. Batman) haben Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad) die Freilassung der festgenommenen Frauen gefordert. Die HDP-Politikerin Gurbet Doğan erklärte, dass sich die Frauenbewegung durch Repression nicht einschüchtern lässt. Die staatliche Gewalt bestärke sie vielmehr in ihrer Überzeugung von der Notwendigkeit des Frauenbefreiungskampfes.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um Mitglieder des Frauenvereins Rosa, der Frauenbewegung TJA, der HDP und mehrerer Gewerkschaften. Unter ihnen sind die Rosa-Vorsitzende Adalet Kaya, die Bezirksbürgermeisterin Remziye Sizici und die abgesetzte Bezirksbürgermeisterin Filiz Buluttekin sowie Nevin Oyman und Fatma Gültekin vom Frauenverein Rosa, die TJA-Aktivistinnen Zekiye Güler, Jale Okkan, Emine Akşahin, Emine Çetiner und Keziban Kuday, die Gewerkschafterinnen Fatma Yildizhan (SES), Nihal Yanık (TÜMBEL-SEN), Hatice Efe (Eğitim-Sen) und Bahar Uluğ (BTS) sowie Sakine Karadeniz, Birsen Güneş. Hazal Yıldırım, Safiye Akdağ, Esma Efetürk, Yıldız Kardaş, Emine Kaya, Gülşen Özer und Evin Yelboğa.