Elif Ronahî: Die Frauenbefreiung ist der Eckpfeiler der PKK

Elif Ronahî aus dem Präsidialrat der KCK spricht von einem neuen Aufbruch im 50. Kampfjahr der kurdischen Freiheitsbewegung, der sich am 8. März und an Newroz gezeigt habe.

Elif Ronahî aus dem Präsidialrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) unterstreicht, die Frauenbefreiung sei das revolutionäre Subjekt der PKK. „Die Frauenbefreiung ist der Eckstein des Kampfes. Die Frauen sind die Anführerinnen des pausenlosen Kampfes und der Mentalitätsrevolution.“ Elif Ronahî sprach mit Gulan Botan von Medya Haber TV über den 8. März, Newroz und die Bedeutung des Frauenfreiheitskampfes. Im Anschluss sind einige Auszüge aus dem Interview wiedergegeben.

Die Aktionen des kurdischen Volkes gehen voller Leidenschaft weiter. Fangen wir beim 8. März an. Wie war der Frauenkampftag in diesem Jahr?

Die Feiern zum 8. März waren in diesem Jahr wirklich sehr leidenschaftlich. Insbesondere war es wichtig, dass diese Feiern Abdullah Öcalan gewidmet und für seine Freiheit begangen wurden. In allen vier Teilen Kurdistans gingen die Frauen mit ihren eigenen Farben, ihren eigenen Gefühlen und Gedanken und vor allem ihren eigenen Forderungen auf die Straßen und Plätze. Sie fordern die Freiheit von Abdullah Öcalan. Sie haben ihre Überzeugung und die Kontinuität des Kampfes unter Beweis gestellt. Das war sehr bedeutsam. In den Jahren 2021 und Anfang 2022 haben sich die Kämpfe der Frauen weltweit in Bezug auf ihren Umfang, ihre Forderungen und Inhalte deutlich weiterentwickelt. Ihr Freiheitsbewusstsein hat sich damit deutlich gezeigt. Der 8. März hat bestätigt, dass dieses Jahrhundert das Jahrhundert der Freiheit sein wird.

Der Kampf der kurdischen Frauen, der Aufbau ihres eigenen Systems und ihrer Organisierung, ihr Aufbauprozess und ihr Urteil über 5.000 Jahre Patriarchat und seine sehr starken historischen und gesellschaftlichen Aspekte haben ein wichtiges Bewusstsein geschaffen. Das beeinflusst die Frauen der Welt immer stärker. Es ist sehr wichtig, dass sich die Frauen organisieren, Institutionen ihrem Bedarf entsprechend aufbauen und ihre Selbstverteidigung niemandem anderen überlassen. Der 8. März wurde auf eine Weise gefeiert, die in sich sehr bedeutsam ist, aber auch weit darüber hinausgeht. Die Forderungen wurden gestellt. Die Kampfziele wurden festgelegt.

Welche Bedeutung hat Newroz für die PKK? Hat sich die Bedeutung des Festes mit der PKK verändert?

Mit der PKK kehrte Newroz zu seinem Wesen zurück. Es wurde wieder zum Zeichen der Wiedergeburt. Die Tatsache, dass Mazlum Doğan für seine Aktion keinen anderen Tag als Newroz gewählt hat, ist sehr bedeutsam. Es handelt sich dabei um eine Ablehnung von Völkermord, Kapitulation, Leugnung, Verrat und Zerstörung der Identität. Der Stil, die Haltung, der Widerstand und der Geist der PKK bestehen darin, das eigene Leben für ein freies Leben in Würde einzusetzen. Deshalb steht Mazlum Doğan für Newroz und den Geist der PKK.

Zekiye folgte in diesem Geiste. Sie war keine Kaderin, sondern eine Studierende, eine Frau, die das, was das Volk erlebte, in ihrem Herzen spürte. Sie verwandelte ihren Körper auf den Mauern von Amed (tr. Diyarbakır) in ein Newrozfeuer. Sie errichtete die Freiheitsfackel auf dieser Mauer. Seit 1990 ist diese Fackel nie erloschen.

1992 wurde Rahşan in Izmir-Kadifekale eine neue Erbin dieses Geistes. Sie zeigte uns, dass keine Kraft Newroz aufhalten kann, dass wir den Widerstandstag begehen werden, indem wir, wenn nötig, unsere Körper in Brand setzen. Auch sie war keine Kaderin. Sie war eine Patriotin im Exil, die ihre Opferbereitschaft zeigte. Als exilierte kurdische junge Frau in der türkischen Metropole schlug sie eine Brücke des Kampfes zwischen dem kurdischen Volk und Kurdistan.

1994 gab es in Europa die Aktion von Bêrîvan und Ronahî. Ich hatte die Gelegenheit, beide kennenzulernen. Wir haben zusammen in den gleichen Gebieten gekämpft. Ich gehöre zu denjenigen, die die Ehre hatten, die Haltung, das Niveau der Entschlossenheit und ihre Suche nach Freiheit der beiden Freundinnen selbst zu erleben. Sie haben am 21. März ihr Leben eingesetzt und dem Feind wie auch den europäischen Staaten eine Botschaft gesandt. Den Kurd:innen in der Diaspora setzten sie ein Zeichen, dass es notwendig sei, körperlich oder geistig in die Heimat zurückzukehren. Nach ihrer Aktion schlossen sich Hunderte aus Europa an.

Bei Sema Yüce ist es auch so. Sie sagte: „Ich möchte eine Brücke zwischen dem 8. und 21. März sein.“ Ihre Aktion ist auch ein Gruß an die Ideologie der Frauenbefreiung. Sie zeigte das Vertrauen und den Glauben an Abdullah Öcalan.

Wenn wir die Newroz-Gefallenen betrachten, dann haben sie einen neuen Geist, eine neue Widerstandsform und Art, sich gegen den Feind zu stellen, gezeigt. Das ist der Geist der PKK. Es ist der Geist der kurdischen Frau, die sich im Feuer von Newroz neu erschafft.

Das diesjährige Newroz wurde auch als das „Newroz der Freiheit von Abdullah Öcalan“ bezeichnet. Dies fällt mit dem 50. Jahrestag des Aufbruchs der kurdischen Freiheitsbewegung zusammen. Wie sind die Entwicklungen im Freiheitskampf zu betrachten?

Am Newrozfest 1973 begann mit der Gründung der Gruppe der seit nunmehr 50 Jahren andauernde historische Weg. Auf diesem Weg wurden sehr wichtige Errungenschaften erkämpft und geschaffen. Abdullah Öcalan hat den Weg für Newroz geebnet. Er brachte uns in die Berge Kurdistans und hat in uns das Feuer der Freiheit entfacht. Er hat ein Volk, das für seine eigene Existenz eintritt und kontinuierlich Widerstand leistet, und Militante, die für dieses Volk kämpfen können, hervorgebracht. Er hat das Bewusstsein der demokratischen Nation, das Nationalismus, Fundamentalismus und Sexismus überwindet, vermittelt.

Wie haben sich die Frauenbewegung und die Rolle der kurdischen Frau in den 50 Jahren entwickelt?

Wenn wir die 50 Jahre Kampfgeschichte betrachten, sind die Frauen ein revolutionäres Subjekt der PKK. Sie sind Eckpfeiler und Vorreiterinnen eines pausenlosen Kampfes und der Mentalitätsrevolution. Das Wesen einer Frau ist der Geist und die Ideologie der PKK. Natürlich war es Abdullah Öcalan, der dafür gesorgt hat. Er stellte die historischen und sozialen Widersprüche sehr richtig fest:

* Die Konzentration der Werte, die der ganzen Menschheit gehören, befinden sich in Händen von ein paar Mächtigen, während sie hunderten Millionen von Menschen fehlen.

* Die Plünderung der Natur durch die Hegemonialmächte hat zu einem tiefen Bruch zwischen Mensch und Natur geführt.

* Die 5.000 Jahre Patriarchat haben einen Geschlechterwiderspruch und einen tiefen Bruch zwischen Frauen und Männern geschaffen.

Diese drei Grundwidersprüche sind nicht einfach mit irgendeiner Strategie zu lösen. Abdullah Öcalan hat dazu ein Paradigma, eine darauf gestützte Strategie und Taktik definiert und ein Programm der Organisierung geschaffen. Wegen dieser historischen Intervention ist die kurdische Frauenbewegung zu ihrem heutigen Niveau gelangt.

Unsere ersten autonomen Organisierungsschritte haben wir 1987 begonnen. Es folgte der Aufbau der Frauenarmee, der Fraueneinheiten, einer Frauenpartei und eines demokratischen Frauenkonföderalismus. Es gab also eine große Frauenrevolution. Es ist nicht zu unterschätzen, dass die kurdische Frau, die vollkommen missachtet wurde, heute in allen Lebensbereichen eine Führungsrolle spielt. Natürlich stehen wir deshalb in der Schuld von Rêber Apo [Abdullah Öcalan]. Der Kampf für Freiheit wird weitergehen.