Celle: Kundgebung und Gedenken wegen Femizid

Die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“ hat zu einer Kundgebung in Celle eingeladen, um einer von ihrem Ex-Partner bei Hermannsburg getöteten Frau zu gedenken.

In Norddeutschland bei Hermannsburg/Celle wurde am Wochenende eine Frau von ihrem Ex-Partner getötet. Die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“ lud zu Dienstagnachmittag ein, um sich öffentlich zu versammeln und der ermordeten Frau gemeinsam zu gedenken. Bereits in der Vergangenheit haben in Celle wie auch in anderen Städten nach Femiziden öffentlich Versammlungen stattgefunden, um der Wut, Trauer und Hilflosigkeit eine gemeinsame Antwort gegen patriarchale Gewalt entgegenzusetzen.

Vor über 20 Personen machten die Rednerinnen deutlich, dass geschlechtsspezifische Tötungen von Frauen in Partnerschaften auch in Deutschland traurige Realität sind. Femizide sind Morde an Frauen und feminisierten Körpern, also auch an trans Personen. Femizide werden begangen aus Frauenverachtung, es sind Morde an jenen, die als Frauen abgewertet werden. Täglich wird eine Frau in Deutschland durch ihren Mann oder Ex-Partner lebensgefährlich angegriffen, jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch diese grausame Gewalt.

ln diesem Jahr sind laut Zählungen feministischer Aktivist:innen von OneBillionRising bereits mindestens zehn Frauen sowie ein Mädchen aufgrund ihres Geschlechts in Deutschland ermordet worden. 2023 wurden über 190 Frauen und Mädchen getötet, weil sie Freundin, Partnerin, Ehefrau oder Schwester waren.

Zusätzlich schockierend sind oft die Banalisierungen der Morde etwa als „Beziehungstat“ oder „Familiendrama“. Die Rednerinnen verwiesen auf breite Forderungen, die Sprache in Medien und Bildung zu spezifizieren: Gewalt an Frauen und trans Personen muss als Gewalt benannt werden. Außerdem muss viel mehr etwa für Prävention und Aufklärung, Beratungsangebote und Gewaltschutz sowie Strafverfolgung und statistische Erfassung getan werden. Detailliert wurden weitere Forderungen von Frauen- und Gewaltschutzorganisationen vorgetragen, was die Dringlichkeit von Verbesserungen eindrücklich unterstrich.

„Wir wollen auch die unzähligen Feminizide stoppen, an denen der deutsche Staat Mitschuld trägt – durch Kriege, ökonomische Ausbeutung und Straflosigkeit von Tätern“, erläutert eine internationalistische Aktivistin von „Gemeinsam Kämpfen“. Weiter erklärte sie: „Die ‚ni una menos‘ (Keine weniger)-Kampagne stärkt uns, denn wir wissen, dass wir weltweit im Kampf gegen patriarchale Gewalt verbunden sind.“

Ein sehr bewegender Moment des Gedenkens war, als das Lieblingslied der Ermordeten, „Regenbogenfarben“ von Kerstin Ott, gespielt wurde. ln dem Lied geht es um Toleranz in der Gesellschaft und in der Liebe, welche in jeglicher Beziehungsform normal und immer etwas Wundervolles sei. Die Anwesenden drückten den Angehörigen und Freund:innen der Getöteten ihr Beileid und Mitgefühl aus.

Bilder: Sascha Loos