„Gemeinsam kämpfen“ gegen Feminizid

Die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen“ ist mit anderen Feminist:innen in verschiedenen Orten in Deutschland zusammengekommen, um kämpferisch für Geschlechtergerechtigkeit und Frauenbefreiung einzustehen.

Am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November gehen weltweit Frauen und Personen weiterer unterdrückter Geschlechter auf die Straße, um gegen patriarchale Gewalt zu demonstrieren. Auch in Deutschland gab es zu diesem Anlass an vielen Orten Veranstaltungen und Aktionen. Die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“ ist mit anderen Feminist:innen in verschiedenen Orten in Deutschland zusammengekommen, um kämpferisch für Geschlechtergerechtigkeit und Frauenbefreiung einzustehen.

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen geht zurück auf das Jahr 1960: In der Dominikanischen Republik organisierten sich Menschen gegen den Diktator Trujillo. So auch die drei Schwestern Patria, Minerva und María Teresa Mirabal, die auch unter ihrem Decknamen „Las Mariposas“ („Die Schmetterlinge“) bekannt sind. Nach monatelanger Verfolgung, mehreren Gefängnisstrafen und Folterung wurden die drei Schwestern am 25. November 1960 im Auftrag des Diktators Trujillo vom dominikanischen Geheimdienst ermordet. Bevor sie ermordet wurde, sagte Minerva: „Si me matan, sacaré los brazos de la tumba y seré más fuerte“; „Wenn sie mich töten, werde ich meine Arme aus dem Grab herausstrecken und stärker sein als je zuvor.“ Und so war es auch: Am 25. November 1981 wurde bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feminist:innen der 25. November als Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen. Der Tag bezieht sich also auf einen politischen Feminizid. Der Kampf der Schwestern für eine demokratische und freie Gesellschaft wird heute von Feminist:innen weltweit fortgeführt.

Gewalt gegen Frauen nimmt verschiedene Formen an. Die in Deutschland häufigste Form ist sogenannte partnerschaftliche Gewalt: Mehr als ein Mal pro Stunde wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Fast jede Woche werden etwa drei Frauen von ihrem aktuellen oder früheren Partner getötet. Im Jahr 2022 wurden 133 Frauen durch solch einen Feminizid getötet. Im Jahr 2023 sind es bereits 101 Feminizide. Feminzide sind die Spitze des Eisbergs der Gewalt, der Frauen ausgesetzt sind. Die Gewalt ist für viele Frauen alltäglich und fängt schon bei sexistischen Bemerkungen, Beschimpfungen und ungewollten Berührungen an. Dahinter steht ein System, welches Frauen als minderwertig einordnet und ihnen die Fähigkeit zur Selbstbestimmung abspricht. Dagegen gilt es, sich zu organisieren und für eine Gesellschaft einzutreten, in der alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können. 

Dieses Jahr am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wurde in vielen Städten allen Frauen gedacht, die durch patriarchale Gewalt ermordet worden sind.

Hannover

In Hannover fand eine starke Demonstration gegen patriarchale Gewalt statt. „Jin Jiyan Azadî – Gemeinsam verteidigen wir das Leben“ und „Mit Jin Jiyan Azadî auf zur Frauenrevolution“ stand auf den Transparenten. Die Demonstrierenden trugen große Bilder ermordeter Frauen, unter anderem von Jina Mahsa Amini, Ivana Hoffmann und Sakine Canız.


Tübingen

In Tübingen kamen ungefähr 60 Personen zu einer Gedenkveranstaltung auf der Neckarinsel zusammen. Der Feminizid-Gedenkbaum wurde wie in den vergangenen Jahren mit der Chronik der Feminizide 2023 und verschiedenen Biografien von Ermordeten geschmückt. In den Redebeiträgen wurde unter anderem Seher Deniz, Elefteria Hambi und Malte C. gedacht.


Kassel

In Kassel zogen circa 300 Menschen in einer lauten und kraftvollen Demonstration durch die Innenstadt zum Platz der elf Frauen. In Anbetracht des Rüstungsstandorts Kassel wurde in Redebeiträgen unter anderem thematisiert, dass politische Feminizide an den Vorreiterinnen der freien Gesellschaft in Kurdistan teilweise mit in Deutschland entwickelten und produzierten Waffen und Drohnen begangen werden. Die Demonstration endete mit einem Gedenken am Platz der widerständigen Frauen.


Celle

In Celle kamen einige Menschen zu einer Lichter-Demonstration zusammen. Mit Lichtern, Laternen und einem Schild mit der Aufschrift „Wir wollen uns lebend!“ liefen die Demonstrant:innen durch die Celler Innenstadt.


Göttingen

Rund 60 Menschen kamen in Göttingen zu einem Gedenken zusammen. Im Kerzenschein wurde ein klares Zeichen gegen das femizidale Herrschaftssystem gesetzt, das überall auf der Welt Frauen und Menschen weiterer widerständiger Geschlechter systematisch unterdrück, unsichtbar macht und ermordet. Um den Widerstand und den internationalistischen Kampf sichtbar zu machen, wurde das Lied „Canción sin miedo“ („Lied ohne Angst“) kraftvoll gesungen.


Leipzig

In Leipzig gab es auf dem Parkfest ein Hör- und Maltisch zum Thema „Jin Jiyan Azadî“, an dem viele Menschen ihrer Kreativität freien Lauf gelassen haben. Außerdem gab es eine Demonstration, an der trotz Regen zahlreiche Menschen teilgenommen haben.


Hamburg

In Hamburg beteiligten sich mehrere hundert Personen an der Bündnisdemonstration. Die Demonstration begann auf dem Widerstandsplatz gegen Femizide und wurde von kraftvoller Musik und lauten Sprechchören begleitet.


Jena

In Jena fand ein Rundgang der „White Lily Revolution“ und eine kraftvolle Demo statt. Zum Abschluss des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen gab es ein Gedenken mit gemeinsamem Liedersingen.