Rojava: „Gegen alle Formen von Gewalt und Besatzung: Jin Jiyan Azadî“

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um ein starkes Zeichen gegen Frauenfeindlichkeit und patriarchale Machtansprüche zu setzen.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um ein starkes Zeichen gegen Frauenfeindlichkeit und patriarchale Machtansprüche zu setzen. „Gegen alle Formen von Gewalt und Besatzung: Jin Jiyan Azadî“ lautete das Motto der Demonstrationen, die von einem Aktionsbündnis aus Frauenorganisationen und -einrichtungen veranstaltet wurden.

In Qamişlo beteiligten sich tausende Menschen an einem lauten und kämpferischen Aufzug durch die Stadt. Viele Beteiligte trugen Banner mit Aufschriften wie „Nein zu Femizid“ und „Jin, Jiyan, Azadî“ sowie Transparente mit den Bildern von führenden Persönlichkeiten des Ringens um die Gleichberechtigung von Frauen und Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes. Die Konterfeis von Sakine „Sara“ Cansız, Arîn Mîrkan und Abdullah Öcalan waren ebenso zu sehen wie Jina Mahsa Amini. Auch schwenkten viele Menschen die Fahne des Frauendachverbands Kongra Star.


Auf dem zentralen Şehîd-Rûbar-Qamişlo-Platz mündete die Demonstration in eine Kundgebung. Als Rednerin trat unter anderem Remziye Mihemed von der Koordination der Kongra Star auf. Die Aktivistin betonte, es sei wichtig, patriarchale Gewalt mit organisiertem Kampf zu beantworten. „Wir müssen uns vereinen und organisieren und alle Formen von Gewalt bekämpfen, um frei zu sein. Nur auf diese Weise lassen sich Patriarchat und Besatzung überwinden.“

Demonstration in Raqqa

In Raqqa veranstaltete die Frauenorganisation Zenobiya zusammen mit dem Syrischen Frauenrat eine Demonstration, an der sich hunderte Menschen, darunter viele Aktive und Handelnde politischer, militärischer und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen beteiligten. Der Marsch startete vor dem Kinderkrankenhaus von Raqqa und führte bis zum Platz der freien Frau. Der Ort ist berüchtigt für die Verbrechen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), die Raqqa 2014 zur Hauptstadt des „IS-Kalifats“ ernannt und mit einer an der salafistischen Interpretation der Scharia orientierten Schreckensherrschaft überzogen hatte.

Raqqa

Eröffnung von Park der freien Frau

Auf dem Platz der freien Frau, der nach der Befreiung von Raqqa 2017 umbenannt wurde, hatte der IS einen „Sklavinnenmarkt“ betrieben. Daran erinnerte Bêrîvan Xalid, Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Autonomen Administration Nord- und Ostsyrien (AANES), in einer Ansprache. „Dieser Platz ist Zeuge von zahlreichen Verbrechen, die vom IS an Frauen begangen wurde. Heute und jedes Jahr am 25. November erinnern wir daran und erneuern unser Versprechen an alle Frauen, dass unser Kampf weitergehen wird, bis alle Frauen befreit sind.“ Nach der Demonstration eröffneten Zenobiya und der Syrische Frauenrat den „Park der freien Frau“, der sich an der Stelle des alten Sklavenmarktes des IS befindet.

Auch Männer demonstrierten unter dem Motto „Jin, Jiyan, Azadî“ wie hier in Qamişlo

Kobanê: Frauenbefreiung ist Voraussetzung für eine freie Gesellschaft

Auch in Kobanê gingen viele Menschen auf die Straße, um patriarchale Geschlechterverhältnisse anzuprangern und ihre Wut über Gewalt an Frauen zum Ausdruck zu bringen. Macida Hesun von der Ortsgruppe der Kongra Star rückte in einer Rede über den Frauenbefreiungskampf den Fokus auf den Einfluss von Abdullah Öcalan, dem Begründer der kurdischen Befreiungsbewegung. „Abdullah Öcalan hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die Befreiung der Gesellschaft ohne die Befreiung der Frau unmöglich ist. Die Rojava-Revolution wurde auf dem Fundament dieser Frauenbefreiungsideologie errichtet, deshalb steht sie auf einer festen Grundlage.“


Im weiteren Verlauf stand eine Darbietung der Kulturbewegung Hîlala Zêrîn und der Gruppe Şehîd Sakine auf dem Programm. Mit der eindrucksvollen Performance drückten die Schauspielerinnen und Aktivistinnen ihre Wut über Femizide aus. Das Stück, das auf der Straße aufgeführt wurde, hat das Ziel, den patriarchalen Normalzustand zu beenden, und soll in der nächsten Zeit auch im Rahmen weiterer Veranstaltungen performt werden.

Weitere Demonstrationen zum weltweiten Tag gegen Gewalt an Frauen fanden unter anderem in Minbic, Hesekê, Şehba und Aleppo statt.